Kapitel 8

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„Setz dich.", sagte Snape stehend und deutete auf das Sofa. Amelia nahm dort zaghaft Platz und schaute sich nochmals voller Bewunderung in seinem Wohnzimmer um.

Snape kam sich vor, wie bei einem Deja vu. Er stand hinter seinem Schreibtisch, die Fingerspitzen auf dem Tisch und etwas nach vorne gebeugt – weiterhin auf Amelia starrend, die nun ihren Blick durch den Raum schweifen ließ.

„Willst du etwas trinken?", frage er zögerlich und sie nickte.

Erleichtert, kurz zu verschwinden, ging er in seine kleine Küche und zauberte dort zwei Gläser Wasser herbei. Eigentlich brauchte er keine Küche – doch manchmal hatte er Lust sich etwas zu kochen, so wie die Muggel es taten.

Er hatte bestimmt hundert Kochbücher in seinem Regal stehen – von mediterran bis deutsch, alles war dabei.

Die Liebe zum Kochen hatte er von seinem Vater geerbt – Tobias Snape. Er kochte für sein Leben gerne und zeigte Severus schon im jungen Alter, wie man eine hervorragende Spaghetti Bolognese zubereiten konnte – ohne, dass die Nudeln verklebten und der Oregano in der Soße fehlte.

Seufzend nahm Snape die beiden Gläser und ging wieder in sein Wohnzimmer. Er erwartete Amelia auf dem Sofa sitzend – dort war sie aber nicht mehr vorzufinden.

„Amelia?", rief er überrascht und bekam Panik – war sie verschwunden? Was sollte das?

Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit. Machte er ihr vielleicht Angst und sie hatte es sich kurzerhand anders überlegt?

„Ich bin hier.", rief eine Stimme aus seinem Schlafzimmer und Snape stockte.

Er stellte die Wassergläser auf dem Couchtisch ab und begab sich in sein Schlafzimmer, wo Amelia auf dem Bett saß und ein Bild seinen Eltern in der Hand hielt.

Snape runzelte die Stirn.

„Was machst du da?", fragte er verblüfft und erleichtert, dass sie nicht Reißaus genommen hatte.

„Sind das Ihre Eltern?", meinte Amelia schüchtern und hielt ihm das Foto hoch.

Er nickte.

„Ja – Eileen und Tobias.", antwortete er und blieb unschlüssig im Raum stehen.

„Sie ist sehr hübsch ... Ihre Mutter.", sagte sie lächelnd und stellte das Bild vorsichtig wieder auf seinen Nachtschrank. Dann blieb sie dort sitzen und starrte aus dem Fenster.

Auch wenn Snape im Kerker wohnte, so hatte sein Schlaf - und Badezimmer ein kleines Fenster, das die Wälder von Hogwarts zeigte.

Draußen schneite es, der Wind tobte und fegte die letzten Blätter von den Bäumen.

„Ich frage mich...wie Sie wohl war.", flüsterte Amelia nach einer Weile leise und senkte den Blick. „Meine Mutter."

Snape stand in der Mitte des Raumes, starrte auf Amelia und seufzte.

Dieses Mädchen machte ihn fertig.

Da wollte er sich fern halten und akzeptieren, dass es nicht Lily war, und dann rückte sie ihm so auf die Pelle.

Langsam ging er auf Amelia zu und setzte sich zögerlich, einige Zentimeter neben ihr, aufs Bett.

„Sie war wundervoll.", sagte er lächelnd. „Sie war fast genauso wie du – stürmisch, ehrgeizig, wunderschön und unglaublich hilfsbereit."

Sie errötete leicht und schaute ihn verlegen an.

„Ich hätte Sie gerne kennen gelernt.", hauchte sie und merkte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

Liebe kennt keine Grenzen | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt