Kapitel 1

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Severus Snape rauschte durch die Schlossmauern von Hogwarts und knallte die Wohnungstür hinter sich zu.

Diese unnützen Gören! Manchmal regten sie ihn so auf, dass er irgendwann glaubte, zu explodieren.

Snape hatte rein gar nichts gegen Verständnisfragen. Er unterstützte sie sogar!

Aber Schüler, die kein Interesse oder Ehrgeiz zeigten, waren bei ihm von Anfang an vertane Zeit.

Am liebsten würde er sie alle durch die UTZ dieses Jahr fallen lassen!

Seufzend ließ er sich auf sein Sofa fallen und schloss die Augen

Er atmete tief ein und aus und öffnete sie wieder.

Es war Montag – der erste Tag des neuen Schuljahres und in ein paar Monaten würden die Vorbereitungen auf die UTZ anstehen – die ersten Abschlussprüfungen nach dem Endkampf in Hogwarts. Über die Ferien war das Schloss fast wie neu errichtet worden – die Trümmer waren verschwunden und nirgendwo waren Anzeichen eines vergangenen Kampfes zu sehen.

Snape raufte sich die Haare und stand auf. Er ging in sein Schlafzimmer und zog sein Gewand aus, das aus einer schwarzen Hose, einem schwarzen Gehrock und einem darunterliegenden, schwarzen Hemd bestand.

Nur noch in Unterhose bekleidet, schlurfte er in sein Badezimmer und wusch sich das Gesicht. Mit den Händen am Beckenrand abstützend, betrachtete er sich im Spiegel.

Seine pechschwarzen Augen blickten müde zurück und darunter taten sich deutliche Ränder auf. Eine tiefe Stirnfalte zog sich von einer Schläfe zur nächsten und seine Lippen kräuselten sich ein wenig. Überraschenderweise hatte Snape mit seinen 39 Jahren noch keinerlei graue Strähnchen in seinem schwarzen Haar – außer einem etwas grauen Ansatzton, waren diese noch wie vor zwanzig Jahren.

Er legte den Kopf leicht schräg und machte diverse Grimassen, die seine Falten noch deutlicher zum Vorschein brachten.

Dann musste er plötzlich über sich selbst lachen und erstarrte plötzlich – Severus Snape hatte seit langem nicht mehr gelacht.

Nach dem Endkampf, war er nach Italien appariert und hatte dort die kompletten drei Monate Ferien verbracht, bis er wieder nach Hogwarts zurückkehren konnte.

In dieser Zeitspanne war in seinem Leben nicht sonderlich viel passiert – er beobachtete die Muggel am Strand, in Cafés, in der Shopping Mall und bei Spaziergängen. Meist saß er nur ganz entspannt auf einer Piazza, mit einem Tagespropheten in der linken Hand und einem Espresso in der Rechten, einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase und locker überkreuzten Beinen, sodass er die Muggel unbemerkt beobachten konnte.

McGonagall hatte ihn des Öfteren kontaktiert und vor zwei Wochen das Gespräch mit ihm aufgesucht. Durch seine Loyalität und seine Hilfe, bekam er nun endlich die Chance, Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten und den Stellvertretenden Direktor zu spielen. Die Aussicht auf so viel Vertrauen, überraschte Snape – er ließ sich jedoch nichts anmerken.

Manche Dinge musste man einfach so hinnehmen wie sie sind – ohne sie groß zu hinterfragen.

Immer noch in den Spiegel schauend, wendete er sich nun ab und stieg in die Dusche. Das heiße Wasser auf seiner blassen Haut taten ihm gut und beruhigten seine Nerven.

Nach dem Duschgang war Snape schon wesentlich entspannter. Jetzt zog er sich etwas Bequemes an – ein schwarzes T-Shirt und eine Jogginghose – dass für den sonst so diskreten Zaubertrankmeister ein eher ungewöhnliches Outfit darstellte.

Mit einem Buch von ‚Nietzsche' bewaffnet, setzte er sich in seinen Sessel und zauberte ein Glas Wein herbei. Rotwein – trocken. Er nippte daran und genoss den ersten Schluck.

Liebe kennt keine Grenzen | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt