Kapitel 31

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„Amelia?", rief Snape und klopfte energisch gegen die Tür. Ein Schluchzen erklang und er seufzte. „Bitte mach auf..."

Die Tür klickte und schwang auf. Snape blickte auf Amelia, die schluchzend und zusammengekauert auf dem Boden nahe der Badewanne saß. Sie hatte die Beine angewinkelt und ihr Gesicht darin vergraben.

Weinend hob sie den Kopf, als er durch die Tür trat und schaute ihn mit geröteten Augen an.

Ein Stich machte sich in ihm breit und innerlich tief seufzend, setzte Snape sich neben sie und nahm Amelia sanft in den Arm.

Doch er schwieg.

Heftig ein und aus atmend lag sie eine Weile in seinen Armen, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte.

„Ich wollte das doch alles nicht...", hauchte sie leise und schüttelte den Kopf. „Was wirst du jetzt tun, Severus?"

Verzweifelt blickte sie in seine Augen und er strich ihr vorsichtig eine verklebte Strähne aus dem Gesicht.

„Wie meinst du das?", fragte Snape irritiert  und ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Solange sie hier in London waren, hatte er all seine Bedenken über Bord geworfen und genoss einfach ihre Anwesenheit, immer darauf bedacht seine Gedanken nicht Richtung  Zukunft schweifen zu lassen.

Amelia schluckte merklich und biss sich auf die Unterlippe.

„Ich kann nicht mehr zurück nach Hogwarts...ich...", begann sie sich zu erklären und rückte ein Stück von ihm ab um ihm besser in die Augen sehen zu können. „Ich will nicht mehr zurück, Sev..."

Überrascht hob er die Augenbrauen. Natürlich hatte sie Angst vor dem Gespött, den Vorurteilen und den Gerüchten...vor der Reaktion und der Ausgrenzung der Schüler. Aber sie hatte doch ihn...und Minerva. Miss Granger, Miss Abbott. Und natürlich Potter.

„Ja – aber wo machst du deinen Abschluss, Amelia?", fragte er deshalb verständnislos und erst als sie antwortete, fiel der Groschen.

„Frankreich. Ich will zurück nach Frankreich...", flüsterte Amelia vorsichtig und beobachtete seine Reaktion.

In Snape zog sich alles zusammen – Panik bereitete sich in ihm aus. Nach Frankreich? Wieso? Frankreich war so weit weg...auch wenn sie apparieren konnten...Er würde sie nur am Wochenende sehen können.

„Du kannst doch mitkommen, Severus.", meinte sie nun und schluckte. „Du bist Lehrer, auch in Frankreich wird unterrichtet..."

Er schüttelte ruhig den Kopf.

Erstaunt verzog sich ihr Gesicht und fragend blickte sie ihn an.

„Wieso nicht? Du kommst einfach mit, was hast du denn in Hogwarts noch zu verlieren?"

Amelia schüttelte innerlich den Kopf. Für sie war die Situation vollkommen klar. Zwar wusste sie, dass Hogwarts Snapes zuhause war – aber dass er den Gedanken so abwegig finden würde, war ihr nicht in den Sinn gekommen...

„Hast du das schon beschlossen?", fragte Snape überaus kühl und räusperte sich.

Erschrocken zuckte sie die Schultern.

„Nein, aber ich habe ernsthaft darüber nachgedacht...ich möchte nicht nach Hogwarts zurück und in Frankreich fühle ich mich zuhause...es wäre nur für wenige Monate. Bis ich meinen Abschluss habe.", sagte sie leise und kaute nervös auf ihrer Unterlippe.

Snape war immer noch schockiert und krallte sich an seinem Pullover fest. Wenn Amelia so weit weg war...dann würden sie sich weniger sehen. Auch wenn er Jahrzehnte lang alleine war, so war der Gedanke sie gehen zu lassen und nur am Wochenende sehen zu können, schmerzhafter denn je. Das Gefühl von Verlust ließ ihn tief Luft holen und schnürte ihm die Kehle zu.

Liebe kennt keine Grenzen | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt