Dance Bad Girl, Dance

Kapitel 22

Wir betreten die Sporthalle und Drake geht zielstrebig in richtung Umkleidekabine. Während er sich umzieht gehe ich schon mal in die Halle und schließe mein Handy an die Stereoanlage an.

Anscheinend ist Drake der Typ Junge der eine Ewigkeit im Bad braucht, weshalb ich die Musik einschalte und mir einige Schritte ausdenke bis er fertig ist. Eigentlich ist die Musik etwas zu langsam für Hip Hop, aber dafür ist sie sehr gefühlvoll.
Nach 10 Minuten wird es mir zu blöd und ich gehe zur Jungenumkleidekabine. Vorsichtig klopfe ich an und öffne dann die Tür nachdem ich keine Antwort bekomme.
"Drake, bist du endlich fertig? Wir müssen langsam mal anfang- oh" Drake sitzt auf der Bank, und wenn ich micht nicht täusche, kann ich eine Träne in seinem Augenwinkel erkennen.
"Was ist-, Ehm, kann ich-. Ist alles ok?" Ich muss zugeben ich bin nicht wirklich gut darin, Menschen aufzuheitern.
"Was machst du hier? Das ist die Jungenumkleide, du hast hier nichts zu suchen." Und da ist wieder der alte Fischkopf.
"Das weiß ich, aber ich dachte du bist vielleicht im Klo ertrunken und ich muss dich rausziehen." erwiedere ich und verdrehe die Augen. Dann fällt mir die Träne wieder ein.
"Jetzt mal im Ernst, was ist los?"
"Nichts, und selbst wenn, es geht dich nichts an!"
"Komm schon. Ich kann dich nicht leiden, du kannst mich nicht leiden, du kannst mir vertrauen."
"Du bist echt nervig. Es ist nicht wichtig, lass uns anfangen." Er steht auf und geht an mir vorbei in die Halle. Ich werd ihn schon noch dazu bringen es mir zu erzählen, anders kann er sich eh nicht aufs Training konzentrieren.
Ich schleppe mich ihm hinterher und halte ihn am Arm fest.
"Drake, ich weiß das wir nicht die besten Freunde sind, aber wir können nicht arbeiten wenn du so depri bist, also erzähl es mir. Ich schwöre das ich es nicht weitererzählen werde."
Er verdreht die Augen, löst seinen Arm aus meinem Griff und setzt sich mit einem Seufzer auf die Bank an der gegenüberliegenden Wand. Da ich nicht weiß was genau das bedeuten soll, bleibe ich einfach stehen.
"Es ist wegen meinem Vater. Wir haben nicht die beste Beziehung. Seit meine Mum... seit ein paar Jahren geht es ihm nicht sehr gut und er lässt seine Wut oft an mir aus." Er nuschelt die Sätze so schnell das ich sie kaum verstehe.
"Auf jeden Fall kann ich nichts dagegen machen weil er mein Vater ist, ich will ihn nicht verletzten. Jetzt lass uns endlich anfangen." Er steht auf und geht zur Stereoanlage um die Musik einzuschalten.

Wir arbeiten Stück für Stück an der Choreographie, und Drake hat wirklich gute Ideen. Allerdings bin ich mir sicher das es ihm nicht gut geht.
Nachdem wir die Choreo fertig haben beschließen wir für heute aufzuhören. Ich nehme meine Sachen und warte bis Drake sich fertig umgezogen hat.
Wir steigen ins Auto und Drake fährt los. Wir reden nicht, und die Stille ist noch unangenehmer als auf der hinfahrt. Als er bei mir zu Hause ankommt drehe ich mich zu ihm.
"Ich weiß das es dir nicht gut geht, und ich will dir nur sagen, wenn du mal jemanden zu Reden brauchst, du weißt schon..." Er sieht mich mit einem Lächeln an.
"Danke Sky. Aber nur damit du es weißt, ich hasse dich immernoch!"
"Ich dich auch Fischkopf." Ich steige aus dem Auto und laufe zur Tür. Als ich eintrete fällt mir zuerst die Uhr ins Auge, die in unserem Flur hängt. 23:27 Uhr. Ich hätte nicht gedacht das wir so lange brauchen würden. 

Schnell hüpfe ich die Treppen nach oben in mein Zimmer und ziehe mir bequeme Sachen zum schlafen an. Während ich mich abschminke denke ich über das Training nach. Es war komisch, Drake und ich hassen uns, aber für diese paar Stunden haben wir das vollständig vergessen. Und es war weniger schlimm als ich dachte.
Vielleicht wird es doch ganz cool beim Schulfest mit ihm zu tanzen...

Ich will mich gerade hinlegen als mein Handy aufleuchtet.
'Du warst gut heute Sonnenschein, aber ich war tausendmal besser ;)'

...oder auch nicht.