Eines Tages hörte ich ein fremdes Gebrüll. Vor einigen Tagen hatte ich Jäger angetroffen, die glitzernde Schlingen verlegten. Sie nannten es Metallschlingen und wollte damit auf die Jagd gehen. Von diesem Zeitpunkt an, verletzten sich meine Freunde immer häufiger. Die Schlingen schnitten in ihre Fesseln und die größeren Tiere blieben hängen. Der Rehbestand hatte schon drastisch abgenommen und ich versuchte so viele Schlingen wie möglich zu entfernen.
Nun folgte ich den fremden Lauten durch den Wald. Ich wusste, dass es ein Tier sein müsste, doch nicht welches. Nahe der Lichtung, am Rand des Waldes fand ich ein vierbeiniges, schwarzes Monster. Es schaute für mich fremd aus, doch ich hatte schon einige Menschen auf diesen Wesen sitzen sehen. Sie verwendeten es um sich fortzubewegen, ohne selber rennen zu müssen. Dieses Exemplar schien zierlicher und kleiner als die anderen zu sein. Vielleicht ein Jungstier. Doch sein ganzer Körperbau war anders als der von den anderen. Als ich näher ging, sah ich, dass eine Schlinge sich um seine Fessel festgezogen hatte. Blut trat aus der Wunde hervor. Hinter mir hörte ich ein Rascheln, doch als ich mich umdrehte, war nichts mehr zu hören und ich könnte auch nichts entdecken. Mit einem weiteren Schrei fesselte der Schwarze vor mir wieder meine Aufmerksamkeit.
Vorsichtig ging ich näher und bückte mich um langsam die Schlinge zu öffnen. Während ich aufpasste, dass mich mein Gegenüber nicht traf, redete ich monoton auf ihn ein. Er kam mir seltsam vertraut vor und schien sich von meiner Stimme beruhigen zu lassen. Sein Gebrüll hatte aufgehört und er wartete bis ich ihn befreit hatte, um mit einen Satz davon zu springen. Kopfschüttelnd ging ich zum See, um mir das Blut abzuwaschen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass der Schwarze neugierig näher kam. Durstig machte er sich über das Wasser her und lies zu das ich seine Wunde auswusch. Diese war nicht tief, musste aber sehr schmerzen.
Meine Wut auf die Jäger wuchs wieder. Sie brauchten das Wild nicht für sich selber sondern liebten nur die Jagd. Die meistens erlegten Tiere blieben tot oder schwer verletzt im Wald liegen. Die Jäger hielten sich nicht an die Regeln der Natur sondern töten aus Spaß. Bedauerlicherweise war ich nicht in der Lage, etwas gegen sie zu unternehmen. Um jedoch den Schaden so gering wie möglich zu halten, zog ich mit meinen Freunden weiter und verließ mein zu Hause erneut. Irgendwann wollte ich hier wieder zurückkehren, doch es war für uns alle zu gefährlich geworden.
Zusammen mit dem Schwarzen trieb ich die Waldbewohner weiter in das Dickicht hinein. Wir zogen bis ans andere Ende des Waldes und hinterließen keine Fährte, weil wir den letzten Tag unserer Reise in einem Flusslauf gingen. Unser neuer Freund erwies sich als hilfreich. Er bemerkte sofort neue Gefahren und trieb die Jungtiere wieder in den Fluss hinein. Als ich müde wurde, kniete er sich vor mir nieder und lies mich auf seinen Rücken klettern. Erst da bemerkte ich, wie müde ich schon war und das er mir das Vorwärtskommen erleichterte. Er war schneller und ausdauernder als die Rehe und Hirsche, listiger als die Füchse und kräftiger als die Bären. Selbst die Intelligenz der Eulen konnte er problemlos schlagen.
Immer wenn wir Menschen begegneten, hörte ich die Kinder rufen: „Schaut euch diesen prächtigen Hengsten an. Mama, ist das ein Araber". Ich wusste damit nichts anzufangen und trieb ihn mit meinen Schenkeln wieder in den Wald hinein. Auch bemerkte ich, dass sich die Welt außerhalb des Waldes veränderte. Die Leute in der Umgebung hatten Angst. Überall sprach man von einem bevorstehenden Krieg. Die Felder wurden von Männern in Metallkleidung geerntet, welche die Schmiede herstellten. Die Kinder schlugen mit Holzstecken aufeinander ein während die Männer ihnen dieses Verhalten mit riesigen Messern vormachten.
Als ich heimlich einen Hühnerstall plünderte, hörte ich, dass die Männer in dieser fremdartigen Kleidung Soldaten waren und vermutete, dass diese komische Kleidung eine Rüstung sein sollte. Die langen, breiten Messer schienen Schwerter zu sein. Dies schien mir seltsam und unnötig, aber es ging mich nichts an. Außerdem sollten sich die Soldaten gruppieren und gegen andere Gruppen kämpfen. Es ging dabei jedoch nicht um Nahrung oder Verteidigung des Heimes. Irgendein Mann, welcher eine hohe Position inne hat, hatte diesen Kampf befohlen. Er wollte neues Land gewinnen und rief deswegen alle Männer zu den Waffen. Die Jünglinge sollten inzwischen lernen zu kämpfen.
Nach fast einem Jahr waren die Bauern verarmt und hungerten. Alle mussten die Armee durchfüttern und bezahlen. Keiner hatte mehr genug für sein eigenes Überleben. Die Jäger nahmen an Zahl zu, doch diesmal wurde das Wild als Nahrung für die hungrigen Familien gebraucht. Soldaten streifen immer häufiger durch den Wald um Nahrung zu finden. Ich verlor immer mehr Freunde und musste mir schleunigst etwas einfallen lassen. Der Wald war nicht mehr sicher für uns. Selbst den Schwarzen begannen sie zu jagen, doch dieser war zu schnell und wendig für die Soldaten. Schweren Herzens schwang ich mich auf seinen Rücken und trieb die Waldtiere erneut zusammen. Noch wusste ich nicht, wo wir hin sollten, überall hörte ich den Lärm der Kämpfenden und roch den metallischen Dunst des verströmten Blutes. Die Rehe wollte zeitweise nicht über ein Feld, welches vorher als Schlachtplatz hergehalten hatte. Verängstig folgten sie mir und dem Schwarzen und zusammen zogen wir ohne bestimmten Ziel herum.
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Die Waldfee
FantasyEin Mädchen wird geboren, was die Dämonen der Nacht bekämpfen soll. Stattdessen wird es als Tochter der Finsternis bezeichnet und verdammt. Schafft sie es sich zu behaupten und ihre wahre Bestimmung anzutreten oder verliert sie sich in den wirren de...