Fast eine Woche blieben wir in der Höhle, schwiegen uns an und ernährten uns von den Beeren und dem Seewasser, welches durch den Fluss erneuert wurde. Am Anfang versuchte „Le Diablo" noch ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch als ich weiterhin schwieg, hörte er mit seinen Versuchen auf. Doch behielt er mich weiterhin unter Beobachtung. Als sich das Wetter draußen verbesserte, ging ich, gefolgt von meinem Schwarzen, hinaus. Doch war der Boden draußen zu gefährlich, um jetzt schon wegreiten zu können. Zwar hatte mein Freund einen sicheren Tritt, doch wollte ich nichts riskieren.
Am dritten Tag bemerkte ich vom Höhleneingang eine Rauchsäule. Der Wind trug den Geruch in meine Richtung. Es roch nicht nach verbrannten Holz oder Pflanzen. Es roch nach Mörtel und Gemäuer, nach geschmolzenen Stahl und geschmolzenen Eisen. Der Krieg schien seinen Weg hierhergekommen zu sein. Unbemerkt stand plötzlich „Le Diablo" neben mir. Seine Stute war gerade rossig, weswegen mein Hengst sich mehr um die Lady kümmerte als um mich. Sein Verhalten entlockte mir von Zeit zu Zeit ein Lächeln, doch es nervte auch, wenn ich meine Ruhe haben wollte und sich mein Feind immer wieder an mich heranschlich. Während der letzten drei Tage hatten wir ein Gespräch begonnen und ich glaubte herauslesen zu können, dass der Mann neben mir keine Freunde hatte sondern nur ängstliche Feinde. Keiner traute ihm, keiner wollte etwas mit ihm zu tun haben. Er wurde nur als Söldner gekauft und zog nach vollendeter Aufgabe wieder weiter. Nur seine Stute hing an ihm, so wie mein Hengst an mir. Fast zwei Köpfe großer ragte er neben mir empor und schaute mich an. Ich blieb ruhig stehen und beobachtete die Rauchsäule um die Entfernung einschätzten zu können und anschließend die Festigkeit des Bodens vor uns.
In ein, zwei Tagen konnte ich von hier fortreiten, wenn es kein weiteres Gewitter gab. Mit einem Ruf befahl ich meinen Hengst hier zu bleiben und ging langsam Richtung Wald. Halb rutschend, halb laufend ging ich den Berg ins Tal hinab. Mitten im Gebirge hatte sich ein kleines Wäldchen gebildet, in dem Wild lebte. Während meiner Wanderschaft hatte ich neben meinen Dolch noch zwei Jagdmesser und ein Langschwert gefunden. Die Messer hatte ich in meine Schaftstiefel gesteckt und das Schwert hing in meine Gürtel und wurde durch seinen Griff fixiert. Steine rollten hinter mir ins Tal und ich wusste, dass ich wieder einmal mit „Le Diablo" auf die Jagd gehen würde. Die Beeren liesen wir den Pferden, die noch nicht ins Tal gehen konnten. Stattdessen ernährten wir uns mit Wild und sammelten Waldfrüchte für unsere Pferde.
Nachdem der Boden endlich wieder durchgehend begehbar war, ritten wir ins Dorf. Dieses war komplett zerstört. Überall lagen Leichen und die Häuser waren bis auf die Grundfesten zerstört. Die meisten Männer waren geköpft oder aufgespießt, die Frauen lagen geschändet und erschossen neben den Kindern, die ebenfalls aufgespießt waren. Mir wurde von diesem Anblick übel und ich musste das Dorf schleunigst verlassen. Diese Leute waren zwar nicht von der gleichen Nationalität wie ich, doch sie hatten ein solches Schicksal nicht verdient. Keiner hatte solche Gräueltaten verdient. Ich würde nicht einmal meinem schlimmsten Feind ein solches Ende wünschen.
Verstört setzte ich mich im Wald vor einen großen Baum und lehnte mich an den Stamm. Tröstend strich mein Schwarzer mit seinem weichen Maul über mein Gesicht und beobachtete gleichzeitig die Umgebung. Er hatte zwar „Le Diablo" und seine Stute Blitz akzeptiert, doch noch keine andere Person. Um den Anblick im Dorf zu vergessen, schloss ich meine Augen und dachte an die Zeit im Wald vor einigen Jahren zurück als ich noch alleine mit den Waldtieren war. Ein tröstender Arm legte sich um meine Schulter als sich „Le Diablo" neben mir niederlies. Die Pferde zogen sich zurück und liesen uns alleine. Ruhig sprach er auf mich ein und versuchte mich zu trösten. Unbeholfen sprach er weiter auf mich ein und konnte spüren, dass er nicht wusste was er sagen oder machen sollte. Trotzdem fühlte ich mich getröstet und verstanden. Langsam schloss ich meine Augen und lehnte mich an seine breite, kräftige Schulter. Ich wollte mich nur ein bisschen ausruhen, doch stattdessen schlief ich ein.
Durch das Wiehern der Pferde wachte ich auf und schnellte empor. Schlagartig war ich wach und schaute mich um. Ein Lachen neben mir erklang und ich sah „Le Diablo" noch neben mir sitzen, welcher mich für meine schnelle Reaktion lobte. Schnell wandte ich mich ab, denn mein Gesicht färbte sich verräterisch rot. Gleichzeitig überblickte ich noch einmal unsere Umgebung. Nirgendwo war etwas zu sehen, doch würden die Pferde nicht ohne Grund anschlagen. Langsam stand „Le Diablo" auf und schaute sich ebenfalls um. Vögel schraken in der Nähe auf und flogen aus den Baumkronen in den Himmel empor.
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Die Waldfee
FantasyEin Mädchen wird geboren, was die Dämonen der Nacht bekämpfen soll. Stattdessen wird es als Tochter der Finsternis bezeichnet und verdammt. Schafft sie es sich zu behaupten und ihre wahre Bestimmung anzutreten oder verliert sie sich in den wirren de...