Als ich wieder aufwachte, lag ich auf einem Feldbett in irgendeinen Zelt. Die Plane wehte leicht im Wind. Doch war meine Ecke abgedunkelt und mäßig mit Vorhängen auf einer improvisierten Stange verhängt. Ich hatte starken Durst, doch war ich zu müde um etwas zu sagen. Mein ganzer Körper schmerzte und ich konnte mich nicht ohne Schmerzen bewegen. Erneut fiel ich in Ohnmacht.
Das nächste Mal als ich erwachte, blickte ich in das bedrückte Gesicht von „Le Diablo", doch konnte ich meine Lider kaum heben, geschweige denn reden. Oder habe ich mir sein Angesicht nur eingebildet?
Beim nächsten Erwachen erblickte ich einen nachdenklichen König, der mein Gesicht studierte. Neben ihn stand eine heilkündige Kräuterfrau, im Türrahmen lehnte „Le Diablo" und neben mir stand ein Mönch oder war es sogar ein Heiler? Ich könnte ihn nicht genau einschätzen. Doch alle sahen mich besorgt an. Wieso? Ich bin doch eine Verräterin an König und Vaterland und an "Le Diablo" persönlich.
Nach fast einer Woche fiel ich nicht mehr in Ohnmacht, doch ich lag immer noch auf dem Bett hinter den Vorhängen. Nun verstellte ich mich und lies die anderen glauben, dass ich immer noch ohnmächtig im Bett lag. Währenddessen spürte ich, dass ich wieder stärker wurde und wartete ab.
Eine weitere Woche später begann ich mit den Kräuterfrau zu reden. Meine Stimme war noch rau, denn ich hatte sie lange nicht benutzt und nur wenig während meines ersten Erwachsens getrunken. Zu oft bin ich ohnmächtig geworden. Doch endlich bekam ich immer mehr zu trinken und auch etwas Brot. Nun wurde ich schneller wieder stärker. Schon bald stand ich auf und wanderte hinter meinem Vorhang umher. Doch nur wenn ich alleine war. Während der restlichen Zeit spielte ich noch die Ohnmächtige oder Schwerkrankte, je nachdem wer in meine Nähe kam. Ich wollte weder mit dem König noch „Le Diablo" reden, denn ich wusste nicht, ob sie meinen Plan herausgefunden hatten und mich deswegen verschonen würden oder ob sie mich sobald ich wieder gesund war, hinrichten liesen. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.
Als ich wieder vollständig genesen war, versuchte ich den Tagesablauf der Kräuterfrau und des Heilers in Erfahrung zu bringen. Währenddessen spielte ich weiterhin die Ohnmächtige bzw. Schwerkranke. Nach fast einem Monat im Lazarett wusste ich über jede Bewegung in meiner Umgebung Bescheid. Besonders die Nachtschichten waren mir bekannt.
Eines Nachts schlich ich mich aus meinen Bett und durch die Zeltplane hinaus. Wie eine Katze lief ich im Schatten der Zelte und vermied die Lagerfeuer in der Nähe. Immer näher kam die Waldgrenze und somit auch meine Flucht. Ich wollte wissen wo mein Hengst war und wie es ihm ging. Der Rest war mir egal. Wie ein Dieb schlich ich durch die letzten Zeltreihen und vorbei an einigen Wachleuten oder feiernden Soldaten an den Lagerfeuern. Beim Pferdekobel angekommen, sah ich mir alle Tiere der Reihe nach an, doch außer Blitz sah ich keinen Araber auf den zahlreichen eingezäunten Vierecken. Als die Stute mich wiedererkannte, erklang ihr Wiehern, welches mit Sicherheit ihren Besitzer aufmerksam machen würde.
Schnell rannte ich durch das Unterholz in den Wald hinein und versteckte mich unter einer großen Wurzel. Zusammengerollt wartete ich auf die Ankunft von "Le Diablo". Kurz darauf donnerten Hufe an mir vorbei und verklangen schon bald in der Ferne. Nun gab es nur noch das Soldatenlager des Königs und den Wald mit meinen zweiten Verfolger. Ich war mir sicher, dass Blitz und „Le Diablo" an mir vorbei geprescht waren, deswegen hatte ich mich ganz still verhalten. Zum Glück bin ich vorher in einen Aschenhaufen gefallen, bevor ich zu den Pferden ging. Vielleicht hätte mich Blitz sonst gewittert und erkannt. Nun roch ich einfach nur verraucht und war ganz staubig. Langsam schlich ich mich immer tiefer durch den Wald meine wiedergewonnenen Freiheit entgegen. Niemand sollte mich wieder fangen oder mit mir ziehen, solange ich nicht wusste, ob ich immer noch gejagt werde, wollte ich auf niemanden mehr treffen.
So schnell ich konnte, lief ich durch den Wald und traf auf der dahinterliegenden Lichtung eine Zigeunertruppe. Die Wagen standen im Kreis und bildeten so eine wirksame Barriere. Zwischen den Wagen sah ich Kinder laufen und mit den Hunden spielen. Jugendliche tanzten im Schein des Lagerfeuers und wurden von Musikanten begleitet. Die Erwachsenen saßen im Kreis um die Tanzenden oder standen in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Seitlich standen mehrere Wachen und behielten eine Pferdekoppel im Auge. Als ich näher schlich, dreht der Wind und wehte meinen Geruch zu den Pferden. Plötzlich ertönt ein mir bekanntes Wiehern und eines der Pferde dreht förmlich durch. Wild um sich schlagend, machte es sich Platz und schreckte die Herde auf. Mehrere Pferde begannen zu wiehern und zurückzuweichen. Schnell sprang der Aufwiegler über den Zaun und riss beim Landen einige Zigeuner um. Lachend richtete ich mich auf, so ein Wirbelwind konnte nur mein Schwarzer sein und ich hatte Recht. Fröhlich wiehernd kam er auf mich zu und stoppte vor meinen Füßen. Die Wächter liefen hinter ihm her, doch als ich mich auf seinen Rücken schwang, blieben sie erstaunt stehen. Anscheinend hatte er wie immer alle Reiter abgeworfen und verletzt, so wie er es in jedem Lager oder im Kampf getan hatte.
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Die Waldfee
FantasyEin Mädchen wird geboren, was die Dämonen der Nacht bekämpfen soll. Stattdessen wird es als Tochter der Finsternis bezeichnet und verdammt. Schafft sie es sich zu behaupten und ihre wahre Bestimmung anzutreten oder verliert sie sich in den wirren de...