Kapitel 15

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Inzwischen waren die Soldaten auch angekommen und umzingelten das Haus. Neugierige Dorfbewohner versuchten durch den Kreis zu dringen, doch vergebens. Im Gebäude riss ich mich los und stand den beiden Männern wütend gegenüber. Wollten sie mich überlisten oder nur verärgern? Was hatten sie vor und warum strahlten mich beide so an?

„Du wirst „Le Diablo" ehelichen." sprach der König mich plötzlich an. Ich blieb wie eine Salzsäule stehen und rang nach Atem. Ich hatte nichts gegen den Söldner. Im Gegenteil, ich hatte mich in diesen Griesgram verliebt, doch wollte ich keinen Befehl über mein zukünftiges Leben annehmen. Außerdem sollte mich der Mann, den ich heiraten würde genauso lieben wie ich ihn. Zwar glaubte ich, dass ich den Krieger im Türrahmen erregte, doch nicht, dass er mich liebte. Ich wäre mit Sicherheit ein erfreulicher Zeitvertreib für ihn, doch nicht mehr.

„Le Diablo" schien meine Keuchen als Abneigung gegen ihn missverstanden zu haben und das freudige Strahlen erlosch. Traurig schaute ich über den Kopf des Königs an die Wand und wich den Blicken beider Männer aus. Langsam ging ich rückwärts um Abstand zu gewinnen. Dabei stieß ich an eine Kommode und warf ein Bild um. Ich griff hinter mich und schaute auf das letzte Porträt an. Dort waren meine beiden Eltern abgebildet. Beide strahlten um die Wette und meine Mutter war bereits mit mir schwanger. Tränen rollten meine Wangen herab und ich vermisste sie noch stärker als bisher.

Als ich wieder aufsah, stand der König mir direkt gegenüber und nahm mir das Bild ab. Erstarrt blickte er es an. „Also ist es wahr. Du bist meine verschollene Enkelin." Erstaunt blickte ich ihn an, wusste er nicht, dass ich dieses Gerücht nur in die Welt gesetzt hatte, um ihn zu befreien und das Land, welches ich so liebte, zu retten. Er blickte mich erneut an und begann zu erzählen: „Meine Tochter lief mit einem Zigeuner davon. Ich wollte damals keinen Nichtadeligen, keinen Normaden als Schwiegersohn haben, doch am Schluss wäre mir jeder Mann Recht gewesen, wenn sie geblieben wäre. Jedoch war es bereits zu spät. Sie waren gemeinsam durchgebrannt. Ich ließ sie fast 14 Jahre suche, dann brach der Krieg aus, weil ich sogar auf fremden Terrain nach ihr gesucht habe und ich musste mich auf mein Land und dessen Bevölkerung konzentrieren. Als ich dann von einer Deserteurin erfuhr, heuerte ich „Le Diablo" an. Er sollte die junge Frau zur Vernunft bringen. Doch stattdessen lernte er sie besser kennen und lies sie entkommen. Ich orderte ihn an sie zu verfolgen, egal was es kostete und wie lange es dauerte. Sie sollte endlich gefasst werden, um nicht noch weitere Informationen in feindliche Hände zu spielen und unsere Lager aufzumischen. Danach wurde ich gefangen genommen und bangte um mein Land und die Leute. Als du dann dich als meine verschollene Enkelin ausgabst, konnte ich es vorerst nicht glauben. Meintest du es ernst oder nicht. Wenn nicht, warum wolltest du mich dann befreien? Dein Gesicht gab nichts über deine Gedanken preis. Dennoch wollte ich dich so schnell wie möglich wieder befreien. Ich konnte mir bereits denken, was auf dich zukommen würde, wenn du dort länger bleiben solltest. Doch meine Berater liesen sich anfangs nicht davon überzeugen, dass du nun auf unserer Seite stehen solltest. Auch „Le Diablo" war noch erzürnt, weil er glaubte, dass du ihn hintergangen und seine Gutgläubigkeit ausgenützt hattest. Als ich schließlich alle davon überzeugt hatte, dass du keine Gefahr für uns mehr darstellst, machten wir uns auf den Weg. Bei unserer Ankunft, warst du bereits Ohnmächtig und hingst erschöpft in deinen Fesseln. Die Wächter waren für meine Soldaten und „Le Diablo" kein Problem. Sie waren schnell überwältigt und stecken nun im Kerker des Schlosses. Nachdem wir dich bereits hatten, brachten wir dich in unser Lager, in unser Feldlazarett. Kurz bevor zu flüchtetest, überlegten wir, ob deine Ohnmacht nicht gespielt war. Doch wir waren erneut zu langsam, du warst in der Nacht geflohen. „Le Diablo" machte sich bereits in dieser Nacht auf die Suche nach dir. Meine Soldaten und ich verfolgten dich am nächsten Tag. Durch einen Zufall trafen wir die Zigeunertruppe aus welcher dein Vater stammt. Sie hatten dich wiedererkannt. Du hast anscheinend das Geschick mit den Tieren von deinem Vater geerbt und die Schönheit deiner Mutter. Durch die Zigeuner erfuhren wir von deinem Elternhaus, welches sie vor deiner Geburt noch besucht hatten und von der alten Legende, welche besagt, dass ein Mädchen geboren wird, klein und zierlich. Dieses Mädchen sollte die Menschheit befreien, von den Dämonen der Nacht. Du hast unser Land, unser Volk befreit als du dich für mich geopfert hast. Du hast das erkaltete Herz von einem Söldner aufgetaut, der dich nun mit jeder Faser seines Herzens, mit Leib und Seele liebt. Du hast nicht nur den Feind besiegt, sondern auch das Leben so vieler Menschen erhellt. Ich bin stolz dein Großvater sein zu dürfen und würde mich freuen, wenn du als Prinzessin an meinen Hof zurückkommen würdest."

Die WaldfeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt