~ Kapitel 16 ~

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- Cynthia's POV -
Ich schaue Gaël nach, während er zu Lori's Wagen eilt. Auf der Rückbank sitzt ein anderer Junge. Blondes Haar, grüne Augen und ein sympathisches Lächeln. Darin ist keine List zu erkennen, was mich für Gaël freut. Er hat es verdient, nach dieser Zeit wieder etwas Glück zu erfahren.
Hoffentlich bleibt das auch so..
Gaël lächelt mich an und winkt mir zu, während Lori langsam los fährt. Mein Herz macht einen Aussetzer. Wie lange hat Gaël mir schon nicht mehr zugewinkt, wenn er weg geht?

Zu lange...

Auch wenn es vorhin super geklappt hat, ich muss unbedingt mit ihm reden. Über seine Vergangenheit, über die Gegenwart und auch die Zukunft. Für einen kurzen Moment harmonieren wir vielleicht, doch wann schlägt das wieder um?

Ich drehe mich um und will gerade das Haus betreten, als eine allzu bekannte Stimme meinen Namen ruft. Genervt aufstöhnend verdrehe ich meine Augen und wende mich Mrs. Greenaway zu. Die selbsternannte Strassenpolizistin kommt gerade wütend den Weg entlang auf mich zu. Soll ich sie darauf hinweisen, dass dies an Hausfriedensbruch grenzt? Ich massiere meine Schläfen und schlucke den giftigen Kommentar runter.
"Mrs. Greenaway.", sagte ich gespielt zuvorkommend. "Ich dachte wir sind sie endlich los. War wohl nichts, was?"
Sie ignoriert meinen Fauxpas gekonnt und plappert direkt drauflos:
"Mrs. Streiter ich bin überaus enttäuscht von Ihrer Erziehung! Ihr Sohn, Gaël. Seine Kleidung beim Kochen ist überaus obszön. Und sein Verhalten, ja, sein Verhalten grenzt an Absolute Autoritätsaberkennung! Eine Frechheit sowas, aber wirklich."

Schon als die alte Hexe den Namen meines Sohnes in den Mund genommen hat, habe ich gewusst, dass es heute wieder zum Eklat kommen muss.
Ich atme tief durch. "Also Erstens, Mrs. Greenaway. Sollten Sie einen Duden benutzen bevor sie willkürlich mit Fremdwörtern um sich schiessen. Eine pinke Kochschürze hat rein gar nichts mit obszön zu tun. Es ist nunmal seine Lieblingsfarbe und das hat Sie nichts zu kümmern. Und was die Erziehung angeht lassen Sie bitte mal meine Sorge sein. Ich habe ihm beigebracht, sich gegen solche Menschen wie Sie zu verteidigen und so wie ich Gaël kenne, wird er Ihnen nur Paroli geboten haben, was Ihnen einfach nicht in den Kram passt!"
Ich ende mit meiner Schelte und Mrs. Greenaway setzt zur Antwort an. "Seien Sie einfach still und jetzt runter von meinem Grundstück!", scheuche ich sie davon.
Noch wütender als am Anfang zieht sie sich zurück. Ohne einen Blick zurück trete ich in mein Haus und knalle die Haustür zu. Immernoch total gereizt beginne ich, die Liegengebliebenen Hausarbeiten zu erledigen.

- Noë's POV -

Ich sitze auf der Bank und ruhe mich gerade etwas aus. Lori hat mich eine neue Kür laufen lassen, die mich vor lauter Anstrengung fast bezwungen hat auf dem Eis. Nur mit letzer Kraft hab ich sie beenden können und meine Gliedmassen schmerzen.

Nun widme ich meine Aufmerksamkeit ganz und garGaël. Er schwebt übers Eis, sein Agape ein immer intensiver werdendes Monstrum. Lori ist ihm verfallen, und ich auch. Ob nur seinem Agape, oder ihm selber als Person, kann ich noch nicht beurteilen. Doch ich weiss, er ist mir wichtig und ich will nicht mehr ohne ihn.
Was er wohl für mich empfindet? Wenn erläuft, dann läuft er nicht für sich selber, sondern für eine andere Person. Zu Joel hat er gesagt, dass er für mich laufe. Was wenn er das nur gesagt hat, um ihn zur Weissglut zu bringen?
Schnell verwerfe ich den Gedanken wieder.
Irgendeine Verbindung muss zwischen Gaël und mir sein, ich spüre es.
Schon seit ich ihn in der Eishalle das erste Mal gesehen habe, hab ich es gespürt. Ich weiss, es hört sich lächerlich an und es ist auch noch viel zu früh aber...

" Noë komm aufs Eis, ich will die Schlussrunden nicht alleine drehen." Gaël lächelt mich an, er keucht vor Anstrengung, aber es lächelt mich an.

"Willst du nicht lieber eine Pause machen zuerst? Ich glaube das würde dir gut tun Gaël.", meine ich und schaue ihn fragend an.

Lori stellt sich dazu. "Gaël hatte schon immer extremes Stehvermögen Noë, was für dich anstrengend ist, läuft er zwei oder drei Mal am Stück."

Bewundernd schaue ich zu Gaël zurück. Wie kann dieser Junge schon solches Stehvermögen haben? Während ich darüber nachdenke, geselle ich mich zu Gaël aufs Eis und wir laufen schweigend ein paar Runden. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
Im Augenwinkel beobachte ich ihn, er sieht entspannt aus. Er macht einen einfachen Axel und läuft nun rückwärts.

(A.d.A. der Axel ist ein Sprung, bei welchem man vorwärts springt und rückwärts landet. Der einfache Axel beträgt 1 1/2 Drehungen.)

"Wollen wir am Wochenende was zusammen machen Noë?", hoffnungsvoll schimmern Gaëls Augen.

Ich beginne unwillkürlich zu grinsen. "Wenn du Lust hast, gerne."

Er schenkt mir noch ein zufriedenes Lächeln, bevor er elegant bremst. Direkt neben dem Ausstieg. Während er die Schlittschuhe auszieht und sich in Richtung Garderobe aufmacht, laufe ich noch ein paar Runden und verlasse dann ebenfalls das Feld. Nachdem auch ich meine Schlittschuhe ausgezogen habe und mich zur Garderobe begebe, schiesst mir ein Bild durch den Kopf.

Von Gaël.

Nackt.

Sein makelloser Körper offen präsentiert.

Ich werde rot und verschwinde schnell durch die Tür, damit Lori nichts sieht. Die feuchte Luft schlägt mir entgegen und ich rieche sein Haarpflegemittel; Zitronenmelisse. Wie ich diesen Duft liebe!

Ich beginne langsam, mich auszuziehen und mache mich für die Dusche bereit. Gerade als ich nur noch in Boxershorts in der Garderobe stehe, kommt Gaël aus der Dusche. Sein Handtuch hat er im unteren Drittel der Hüfte umgebunden und man kann seine V-Linie deutlich sehen.

Innerlich stöhne ich auf, wie gerne würde ich ihm das Handtuch vom Körper reissen und ihn berühren. Überall. Doch ich beherrsche mich und eile zur Dusche. Wenn er meine Beule gesehen hätte, wäre das extrem peinlich geworden.

Ich höre ihn kichern und ziehe meine Unterhose aus, stelle mich unter die Dusche und lasse einen kalten Wasserstrahl meinen Körper benetzen. Als ich mich einigermassen beruhigt habe, drehe ich die Temperatur etwas höher und beginne mich einzuseifen. Für mich ist es unmöglich, während dem Einseifen das Wasser auszuschalten. Ich würde erfrieren! Meine Mutter hasst das an mir, sie findet es sei komplette Ressourcenverschwendung.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder aus der Dusche komme, ist Gaël weg. Ich checke mein Handy und sehe eine Nachricht von ihm:

Warte mit Lori draussen. Lust nachher noch etwas essen zu gehen? :3

Unwillkürlich muss ich grinsen. Mit dem Lächeln auf den Lippen trockne ich meinen Körper, ziehe mich an und Binde meine Haare zu einem Dutt zusammen.

Ich werfe meine Tasche über die Schultern und begebe mich nach draussen. Lori wippt schon ganz ungeduldig auf den Füssen hin und her. 

„Na endlich, Noë. Hast du es auch noch geschafft?" Sie schmunzelt während sie es sagt und schliesst die Eishalle ab.

Ich zwinker ihr spitzbübisch zu. „Ich muss doch gut aussehen, findest du nicht auch?"

„Das wirst du sowieso nie mein Lieber.", lacht sie und geht kopfschüttelnd zum Auto.

„Ich finde er sieht super aus." Gaël steht mit überkreuzten Beinen da, den Blick schüchtern zu Boden gerichtet, mit roten Wangen.

Und plötzlich ändert sich Alles..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt