III

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Völlig in unseren Kuss vertieft erschrecken wir umso mehr, als der schrille Klingelton von Felix Handy die Stille zerreißt. Nachdem wir uns voneinander gelöst haben drückt mir Felix noch einen flüchtigen Kuss auf den Mund und steht auf. Nach wenigen Schritten hebt er auch endlich ab, was das ätzende Geräusch des Telefons ein für alle Mal beendet.

"Was denn?", höre ich ihn pampig in sein Handy blöken.

Erst versuche ich ein paar Fetzen des Gesprächs mitzubekommen, schäme mich dann aber direkt für mein Vorhaben, Privatsphäre wahren und so.

Jetzt habe ich kurz Zeit darüber nachzudenken, was gerade zwischen dem Kraftklub-Sänger und mir eigentlich passiert ist. Als wären wir ganz normale junge Leute auf einer Abriss-Party, haben wir völlig hemmungslos miteinander rumgeknutscht. Ich kann noch immer mein Herz bis zum Hals schlagen hören, so berauscht bin ich von Felix Nähe.

Ein lautes Seufzen holt mich in die Realität zurück. Der blonde sitzt nun wieder neben mir und kämmt mit seinen Fingern genervt durch die zerzausten Haare.

"Alles okay?", traue ich mich dann endlich zu sagen.

"Ja", zieht er den Laut in die Länge. "Oder eigentlich nein, unser Manager hat angerufen und rumgenörgelt."

"Jetzt noch?", frage ich entsetzt. "Es ist", ich schaue auf mein Handy, "schon halb drei!"

"Ja, es geht auch nicht direkt um geschäftliches", murmelt Felix und beginnt auf seinem Handy herum zu tippen.

Etwas genervt von seiner Art, sich immer alles aus der Nase ziehen zu lassen, ziehe ich eine Kippe aus meiner Schachtel, zünde sie an und blase den Rauch in die schwarze Nacht. Während ich die Straße und ihre Besucher so beobachte, fange ich schon wieder an zu zittern, was ich aber versuche zu unterbinden.

"Ganz schön frisch geworden", kommentiert Felix die Temperatur und legt seinen Arm um mich. Dann zieht er mich ganz nah an seinen warmen Oberkörper, wieder steigt mir sein dominanter, ozeanischer Geruch in die Nase. In einem geübten Move hebt der Sänger mein Kinn an und küsst mich nach kurzem Zögern erneut. Alles in mir kribbelt, als ich ihn erwidere.

Doch spätestens bei diesem Kuss fällt es mir wie Schuppen von den Augen - natürlich, wie hätte es auch anders sein sollen. Jede seiner Bewegungen ist genau kalkuliert, jedes Wort bereits erprobt und jede Berührung eine Studie des weiblichen Geschlecht. Er will mich flachlegen, nageln, flexen, vögeln. Was sollte er auch sonst wollen?

Das alles wird mir klar, während Felix Lippen meinen Hals hinab wandern und mir ein leises Stöhnen entlocken. Unfassbar, dass ich das mit mir machen lasse, mitten auf dem Bürgersteig in der Stadt.

Mit einem Ruck schiebe ich den Kraftklub-Star von mir weg, woraufhin er zögerlich von mir ablässt. Anschließend wandert mein Blick zu den kleinen dreckigen Steinchen, die sich vor mir auf dem Asphalt türmen. Ich spüre, wie die Stimmung kippt.

"Was ist los?", erkundigt sich Felix eher semi-einfühlsam.

"Tut mir leid, dass ich's überhaupt erst so weit habe kommen lassen, aber ich kann das nicht", beginne ich viel zu schnell zu erklären, sodass ich mich beinahe verhasple. "Aber ich sage es dir jetzt schwarz auf weiß: ich werde heute Nacht nicht mit dir schlafen."

Nach meinem kurzen Monolog wage ich es aufzuschauen, jedoch weiche ich den durchdringenden blauen Augen aus.

Zunächst sagt keiner mehr was. Der Mood ist gekillt und Felix Abendplanung sicherlich im Eimer. Es ist mir so wahnsinnig unangenehm, wie ich reagiere, ich meine Felix ist der Schwarm für mich und ich zerstöre alles. Gleichzeitig bin ich auch nicht bereit meine Prinzipien für jemanden aufzugeben, nur weil er ein Star ist und ich ihn schon seit Ewigkeiten anhimmle.

Hallo Nacht. [Kraftklub]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt