VII

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Auch Tage später hänge ich in meinen Gedanken Felix nach. Mir ist es zwar gelungen, ihm zu guter Letzt doch noch eine Nachricht wegen dem verlorenen Portemonnaie zu schicken, jedoch bezweifle ich sehr, dass er sie liest oder gar antwortet. Meiner WG hängt das Gejammer vermutlich schon zum Hals heraus, während Lenny von alledem nichts mitbekommt, schließlich ist er nach wie vor beleidigt. Ich hatte ihm noch eine beschwichtigende Nachricht geschrieben, allerdings scheint sie ihn, insofern man den blauen Häkchen trauen kann, nicht allzu sehr zu interessieren. Mir ist bewusst, dass es kein cooler Move von mir war, ihm Felix zu verheimlichen, aber ganz so zickig braucht er sich auch nicht anzustellen! Schließlich sind wir kein Paar, und auch sonst bin ich ihm keinerlei Rechenschaft schuldig. Trotzdem vermisse ich meinen besten Freund.

Es ist Donnerstag Nachmittag und in wenigen Minuten muss ich aufbrechen um pünktlich zu meinem Treffen mit Bea und Tessa zu kommen. Der Herbst ist mittlerweile eingetrudelt und das Konzert liegt bald eine Woche zurück. Weder Felix noch Lenny haben sich bei mir gemeldet, wobei ich mir nicht eingestehen kann, wessen Schweigen mir mehr weh tut.

"Ich geh dann Mädels, weiß noch nicht wann ich wieder hier bin!", brülle ich in den Wohnungsflur meiner WG und warte auf zustimmendes Gemurmel, bevor ich die Tür hinter mir zuziehe.

Nach einigen Minuten Schlendern durch Park und Fußgängerzone bin ich auch schon in unserem Lieblingscafé. Wie ich an ihren blonden Haaren erkennen kann, sitzt Tessa bereits an einem Ecktisch am Fenster, Bea scheint noch zu fehlen.

"Hey Elena, na wie geht's dir?", lächelt Tessa und steht auf um mich zu umarmen. Wir haben uns seit dem Konzert nicht mehr gesehen, trotzdem weiß sie über meinen Felix-Kummer Bescheid, so wie es gute Freunde eben tun.

Ich nicke bloß wirr mit dem Kopf, denn eine eindeutige Aussage kann ich dazu nicht machen, dazu bin ich noch immer viel zu zerstreut.

"Hast du schon bestellt?"

Tessa schüttelt mit dem Kopf. "Ich wollte warten bis wenigstens eine von euch beiden da ist."

Einige Minuten später ordern wir bei der Bedienung je ein heißes Getränk und widmen uns wichtigeren Themen, wie dem Asos Sale oder dem Männerbestand in unserer Stadt. Die Zeit verfliegt und bald darauf trifft auch die ewig zu spät kommende Bea ein. Über beide Ohren grinsend nimmt sie uns seitlich in den Arm, bevor sie der Kellnerin zuwinkt und eine heiße Schokolade bestellt.

"Na wovon plaudert ihr zwei süßen denn gerade?", informiert sich Bea und lässt sich mit einem Seufzen auf ihrem Stuhl nieder.

"Davon, dass Robert ein Arsch ist", beantworte ich, bevor Tessa die Geschichte erneut ausrollen kann. Sie ist eine Wortakrobatin, was das Übertreiben von fast nicht-existenten Männergeschichten angeht.

"Ach ja, stimmt das hattest du mir in einer Sprachnachricht erzählt", nickt Bea Tessa zu und wendet sich an mich. "Was machst du jetzt eigentlich mit Brummers Geldbeutel?"

"Den wollte ich nach unserem Treffen der Polizei bringen", antworte ich zerknirscht. "Hab davor zwar ganz schön Panik, schließlich werden sie mir vorhalten, dass ich ihn fast eine ganze Woche behalten habe, aber Felix wird sich ja doch nicht melden. Und als verrückten Fan, der sein privates Zeug nicht rausrückt, will ich auch nicht gelten."

"Das ist eine weise Entscheidung", murmelt Tessa und fährt in feierlichem Ton fort "aber apropos: Bea, wolltest du uns dazu nicht noch etwas mitteilen?"

"Ja da hast du recht", grinst Bea und rutscht nervös auf ihrem Stuhl herum, ehe sie mich ansieht. "Du, meine liebe Elena, scheinst ja einen ganz schönen Narren an deinem Felix gefressen zu haben. Deswegen, und weil wir dich lieben, haben wir kurzerhand noch ein paar Tickets für das Konzert am Freitag ergattern können. Genau drei Stück um genau zu sein, ein Mädels Abend also. Du, ich und Tessa auf der Jagd nach Kraftklub."

"Uns ist natürlich klar, dass sich das Glück selten wiederholt und wir wahrscheinlich niemanden der Krew treffen werden, aber wir dachten trotzdem, dass es die zwei Stunden Autofahrt wert sein würden nochmal Kraftklub auf der Bühne abrocken zu sehen!", fährt Tessa fort. "Und vielleicht haben wir ja doch Glück und du kannst das mit dem Brummer noch regeln. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Na was sagst du, bist du dabei?"

Völlig perplex starre ich die zwei an. Ich kann es gar nicht fassen, womit habe ich solche Freunde verdient? Lauthals quietschend breite ich meine Arme aus und versuche die beiden über den Tisch hinweg in eine Umarmung zu ziehen. "Oh mein Gott ihr seid die besten! Wie habt ihr das denn geschafft?"

In wenigen Sätzen erzählen sie mir, dass es wohl gar nicht so schwer war auf Facebook noch an die drei Karten zu kommen und sie somit ziemlich schnell ihren Entschluss gefasst hatten, dass wir uns das Ganze nochmal geben werden. Wir plaudern noch über dies und das und genießen den Nachmittag unter uns Freundinnen. Solange bis mir etwas auffällt.

"Ähm, Leute... Hattet ihr nicht gesagt Tickets für Freitag?"

Die beiden nicken grinsend.

"Aber morgen ist Freitag."

Bei diesem Satz fangen sie an zu gackern wie die Hühner auf der Stange. "Wir haben uns schon gefragt, wann dir das endlich auffällt. Ja, das ist schon morgen."

Tessa nickt zustimmend und fügt hinzu, "außerdem hab ich ja ein Auto, von daher ist alles halb so wild. Wir dachten uns, wir fahren um halb zwei hier los, passt das?"

Und wie das passt. Kurz darauf verabschieden wir uns voller Vorfreude auf den morgigen Abend. Wie bereits angekündigt, führt mich mein Weg zur Polizeiwache, auch wenn mir dabei mehr als mulmig zumute ist. Aber ich weiß genau, dass ich mir nur viel zu viel Hoffnung machen würde, hätte ich morgen Felix' Geldbeutel dabei.

Glücklicherweise erweist sich die Prozedur als gar nicht so aufwändig und unangenehm, wie ich dachte, und ich bin am frühen Abend wieder zurück in meiner WG - ohne meinem letzten Beweisstück, dass Felix Brummer je hier gewesen wäre.

Den restlichen Abend verbringe ich zwischen ohrenbetäubender Kraftklub Musik und sämtlichen Klamotten, Taschen und überlebenswichtigen Konzertutensilien, die ich fein säuberlich zusammenpacke und in verschiedene Beutel, Taschen und Rucksäcke packe. Ich sehe aus, als wollte ich auswandern, dabei möchte ich doch nur für alles gewappnet sein.

Als ich dann später im Bett liege, macht sich natürlich doch die Panik breit. Allerdings kann ich nicht sagen, welche Panik überwiegt. Ist es die Panik, dass ich ihn überhaupt nicht persönlich treffen werde und alles aus der Sicht eines "normalen Fans" erleben muss? Oder ist es eben die andere Angst, die Angst, er erinnert sich gar nicht an mich, will nichts weiter mit mir zu tun haben, oder fragt, was ich mir denn nun erhoffen würde. Vor beiden Varianten scheine ich mich gleichermaßen zu fürchten, aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich alles daran setzen werde, Felix noch einmal zu sprechen.

Geplagt von all diesen Ängsten und gleichzeitig der Vorfreude auf die Show, falle ich erst spät in der Nacht in den langersehnten, aber unruhigen, Schlaf.

Hello - it's me
Oh Mann, es tut mir so leid, dass nicht früher etwas kam, aber es war einfach etwas stressig bei mir. Arbeiten, Backpacking, die ersten Uniwochen..

Aber, jetzt bin ich back at it! Ich hoffe, es freut trotzdem ein paar von euch, dass die Story wenigstens ein bisschen weiter geht:)

Ganz viel Liebe an euch, kommentiert gerne - auch wenn ihr auf der Tour ward oder sein werdet!

PS: den ich habe Felix-Kummer Spruch wollte ich schon immer mal einbauen:D

Hallo Nacht. [Kraftklub]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt