Hallo Nacht. [Kraftklub]

XVIII

Müde öffne ich meine Augen, muss sie aber direkt wieder schließen. Wieso ist es so verdammt hell? Stöhnend drehe ich mich auf die andere Seite, doch gerade als ich es mir bequem machen möchte, spüre ich, wie die Matratze unter mir nachgibt. "Aaahh", quietsche ich laut und lande unsanft auf dem harten Boden. Immerhin konnte ich die Decke mitnehmen. 

"Entschuldigen Sie bitte? Wer hat Ihnen erlaubt sich mit meiner Decke aus dem Staub zu machen?"

Unwillkürlich werde ich von einem Lachanfall überwältigt. Das Kichern schüttelt meinen ganzen Körper und ich muss meine Hände vor mein Gesicht halten, um mich wenigstens irgendwie im Zaum zu halten. "Sorry", kriege ich mit gepresster Stimme hervor, bevor ich wieder lachen muss.

Doch das Lachen bleibt mir mit einem Mal im Halse stecken als ich hoch zu Felix' Bett schaue und ihn dabei ertappe, wie er mich von dort oben angrinst. Seine hellblonden Haare stehen in alle, und damit meine ich alle, Richtungen ab. Die grelle Morgensonne scheint auf seine rechte Gesichtshälfte, während die andere im Schatten liegt. Felix Augen glänzen wie flüssiges Silber. Verdammt, er ist gerade so wunderschön.

Felix reißt mich aus meiner Trance, indem er mir unwirsch mit der flachen Hand mehrfach auf die Wange klatscht. "Erde an Elena... Hallo? Ist da jemand?"

Wieder muss ich lachen und versuche mich seiner Hand zu entziehen, woraufhin er versucht, meine zu greifen und mich wieder zu ihm zu ziehen. Lächelnd lasse ich mich darauf ein und krabbele gänzlich unelegant zu Felix auf sein Bett. 

"Ähm, und wo soll ich bitte hin?", frage ich schmunzelnd, während ich das 90cm-Bett begutachte, welches Felix auf dem Rücken liegend besetzt. Dieser grinst nur süffisant und zuckt mit den Schultern, macht allerdings keinerlei Anzeichen zur Seite zu rücken. Kurzerhand entscheidet sich mein Körper dazu, der Versuchung nachzugeben. So liege ich nun bäuchlings halb auf, halb neben Felix und betrachte seinen Hals, sein Kinn, seine Wange. Vorsichtig dreht Felix seinen Kopf so, dass er mich fast ansehen kann und gibt mir einen vorsichtigen Kuss auf den Kopf. Wohl eher weniger wegen der süßen Geste, sondern weil es die einzige Stelle ist, die er in seiner Liegeposition erreichen kann. Trotzdem muss ich grinsen. Also robbe ich mich ein Stückchen höher und beginne Felix' Hals zu küssen. Immer und immer wieder berühren meine Lippen die zarte Haut seiner Kehle und hinter dem Ohr.

"Hey", murmelt Felix und ich spüre, wie sein Mund sich zu einem Grinsen verzieht. "Ich habe dich heute noch gar nicht richtig angesehen."

Vorsichtig setze ich mich etwas auf und blicke auf Felix. Die Sonne erleuchtet mittlerweile nur noch die blonden Haare, wie sie wirr auf dem Kissen liegen. Doch das tut dem Blaugrau seiner Augen keinen Abbruch. Vor lauter verträumtem Starren, habe ich gar nicht bemerkt, wie Felix meinen Nacken berührt hat und mich zu sich herunterzieht. Und ehe ich mich verstehe liegen unsere Lippen in einem Kuss aufeinander. 

"Iih, Felix!", quietsche ich entrüstet und entziehe mich seinem Griff. "Ich hab doch überhaupt nicht Zähne geputzt!"

Gespielt rollt Felix mit den Augen, bevor er mich verliebt anschaut. Warte, was? Verliebt? Vielleicht eher verschlafen.

"Ich hab auch keine Zähne geputzt und ehrlich gesagt ist mir das sowas von egal. Solange wir beide eklig sind...?"

Ich muss kurz überlegen. Eigentlich hat er ja recht, aber trotzdem finde ich mich selbst schon so widerlich, dass ich das kaum Felix antun möchte. Aber wenn er es so will? Außerdem kriegen mich keine zehn Pferde weg von diesem schönen, warmen Mann, der sein Bett mit mir teilt. Also rolle als Antwort auch ich meine Augen, bevor ich Felix auf den Mund küsse. Meine Hände vergraben sich automatisch in seinen wirren Haaren, während seine Hände sich um meine Taille schlingen und näher an ihn ziehen, sodass ich wieder auf ihm liege. Unsere Zungen berühren sich zunächst zaghaft, doch da wir beide nach Bier und Kater schmecken, werfen wir unsere Schüchternheit schnell über Bord. Schwer atmend küssen und schmiegen wir uns aneinander.