Jacky riss ihre Augen auf.
Ihre Stirn war mit Schweiß bedeckt.
Sie war in einem weißen Raum, der mit ein paar Pflanzen geschmückt wurde.
Das Zimmer war so still, dass man nur noch ihr ungleichmäßiges Atmen hören konnte.
Sie setzte sich auf und sah an sich herunter.
Sie hatte Krankenhauskleidung an.
Weiß mit blauen Punkten.
Das blauhaarige Mädchen versuchte aufzustehen, aber Kabel an ihrem Arm hinderten sie daran.
Als Jacky das Zeug abmachen wollte sah sie die vielen Schnittwunden an ihrem Arm.
An ihrem anderen Arm waren ebenfalls so viele Schnitte zu sehen.
Nach kurzem Überlegen, weswegen sie diese Wunden hatte,erinnerte sie sich wieder an alles.
An die Schüsse, den Knall, die Schreie ihrer Freunde...
Jacky schüttelte den Kopf und ging aus dem Zimmer in den Flur.
Das wollte sie zumindestens, aber ihre Beine verloren die Kräfte und sie fiel auf den Boden.
Sie stand langsam auf und schaute nach einer Stütze.
Sie fand Krücken, die neben ihrem Krankenhausbett standen.
Nun konnte sie problemlos raus gehen.
Das Krankenhaus war nicht so groß, aber dennoch war Jacky planlos wo sie nach ihren Freunden suchen sollte.
Sie entschied sich einfach den Flur entlang zu gehen.
Auf ihrem Weg traf sie auf eine Krankenschwester, die hastig zu ihr rannte und sie ansprach, "aber Miss...bitte bleiben Sie in Ihrem Zimmer und ruhen sie sich noch aus"
"Wissen Sie wo meine Freunde sind? Also so ein schwarzhaariges Mädchen, braune Augen, nicht sehr groß, ziemlich nervig...", sprach Jacky an ihr vorbei.
"Bitte begeben Sie sich wieder in Ihren Raum, Miss", bat die Krankenschwester sie, doch sie blieb stur.
"Mir geht's gut, OK? Ich will nur zu meinen Freunden...bitte"
Jacky sah die Schwester nun mit Hundeaugen und schmollenden Lippen an.
Die Frau seufzte und gab anscheinend auf.
"Nagut. Gehen Sie an die Rezeption und fragen Sie da nach"
"Dankeschön!"
Jacky humpelte so schnell wie möglich zum besagten Ort.*
*
*Cindy lag wach im Bett.
Sie war mit einem gebrochenen Arm, einem verstauchten Fuß und einer Platzwunde davongekommen.
Der Arzt sagte, wenn die Scherbe einen Zentimeter weiter in ihren Schädel eingedrungen wäre, dann wäre sie jetzt nicht mehr da.
Cindy schloss ihre Augen und atmete tief aus.
Wie geht es eigentlich Gina?
Diese Frage stellte sie sich schon, seitdem sie aufgestanden ist.
Gina fuhr ja an der Seite des riesigen Autos und genau in diese Richtung fuhren sie, als die kleine Bombe explodierte.
Es war nicht eine große Explosion gewesen, die einen direkt getötet hätte, aber es machte schon einen anständigen Schaden.
Die Tür zu ihrem Krankenzimmer öffnete sich und ein Mädchen mit kurzen, dunkelbkauen Haaren kam herein.
Das Mädchen sah Cindy an und lief auf sie zu.
Sie ließ die Krücken fallen und umarmte Cindy mit all ihrer noch vorhandenen Kraft.
"Dir geht es gut", schluchzte sie in Cindys Schulter.
"Einigermaßen", antwortete Cindy.
"...und deine Katzenohren sind weg?"
Cindy sah Jacky verwundernd an.
Dann fasste sie sich mit ihrem heilen Arm auf ihren Kopf.
Sie konnte es immer noch nicht glauben.
"Hol mir einen Rollstuhl" befahl sie.
Dies tat Jacky auch.
"Danke"
Cindy setzte sich mühsam auf den rollenden Stuhl und rollte zum Badezimmer.
Sie bat Jacky darum, den Stuhl festzuhalten.
Cindy stand nun mit einem Fuß auf dem Rollstuhl, im Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel.
"Tatsächlich", flüsterte sie.
Sie ließ sich in den Rollstuhl plumpsen und suchte nach ihrem Katzenschwanz.
Keiner war da.
Sie kapierte das alles nicht.
Sie hätte noch länger über diese komische Sache nachgedacht, doch Gina kam wieder in ihre Gedanken.
"Jacky, weißt du wo Gina ist? Ist sie hier? Geht es ihr gut? I-Ist sie tot...?", bombadierte Cindy Jacky erstmal mit Fragen.
Bei der letzten Frage kamen ihr Tränen in die Augen.
"Wow, chill. Sehe ich wie Google aus?", lachte Jacky und versuchte sie so zu trösten.
"Ich weiß nicht wie es ihr geht. Die Ärzte sagten, sie würde noch schlafen und wir dürften noch nicht zu ihr, ohne Erlaubnis eines Erziehungsberechtigten"
"Sie ist doch von Zuhause weggelaufen und das Gedächtnis ihrer Eltern hat sie gelöscht?"
"Jup, die Mabins kommen aber."
"Oke..."
"Du kannst sie bald wieder sehen"
*
*
*
Collin fand sich in einem weißen Raum wieder.
Die Vorhänge vor dem Fenster waren ebenfalls weiß, wie die Tische und Stühle.
An der Wand hingen krakelige Bilder, bei denen man hätte meinen können die hätte ein kleines Kind gemalt.
Collin versuchte aufzustehen, doch er bekam einen großen Schmerz in der Bauchregion.
Er hebte sein blaugepunktetes T-Shirt hoch und sah eine riesige Narbe, die genäht wurde.
Er ließ seinen Kopf auf das Kopfkissen fallen und hielt seinen Bauch noch eine weile länger fest.
Er bemerkte, dass er einen Verband um seinen rechten Arm, der nicht seinen Bauch hielt, hatte.
Er wollte garnicht wissen was mit seinen Beinen geschah.
Der blauhaarige Junge hob die Decke hoch und sah, dass sein mechanisches Bein weg war.
Nur noch sein Beinstummel war zu sehen.
Um sein rechtes Bein war ein Gips.
Er wollte weinen, doch er hatte was wichtiges zu tun.
Er musste Lilja finden.
Er hoffte so sehr, dass es ihr gut geht.
Ein zweites mal versuchte er aufzustehen, doch ohne Erfolg.
Es schmerzte zu sehr.
Ein Arzt kam in sein Zimmer, mit einem Clipboard.
Er hatte eine Glatze mit grauen Haaren an der Seite.
Und eine rechteckige schwarze Brille.
Er beachtete Collin nicht, da er zu beschäftigt damit war etwas auf das Board niederzuschreiben.
Collin räusperte sich um die Aufmerksamkeit des Arztes auf sich zu lenken.
Der hob seinen Kopf und sah Collin an.
"Ah Herr Pells! Sie sind bereits aufgestanden"
"Ja, ich wollte fragen ob Sie mir Schmerztabletten geben könnten"
"Natürlich, warten Sie hier"
Der Arzt legte seine Notizen auf einen Glastisch und verließ den Raum.
Kurze Zeit danach kam er wieder rein und gab Collin seine gewünschten Tabletten.
Collin bedankte sich schnell, als der ältere Herr den Raum verließ.
Collin wartete noch ein paar Sekunden und stand danach auf um nach Lilja zu suchen.
Also das heißt er krabbelte zum Rollstuhl, der neben der Tür stand und setzte sich hinein.
Er fuhr als erstes zur Rezeption und fragte nach ihrem Zimmer.
Die Frau hinter der Theke sagte, sie sei im Zimmer 156.
Es war genau das Zimmer neben seinem.
Er rollte zurück und blieb aber vor der Tür stehen.
Im Zimmer hielten 2 Leute ein Gespräch.
Er wollte die beiden nicht stören, also stellte er sich neben dem Zimmer hin und hörte nebenbei zufällig mit.
"...wird sie sterben"
"Wie sollten wir das ihren Eltern erklären"
"So wie bei allen Patienten hier, denen sowas passiert."
"Das ist traurig..."
"Ja, so ist dieser Job. Sie hatte schon von Anfang an keine guten Chancen"
Die Tür öffnete sich und ein Arzt und ein... Praktikant vermutlich verließen das Krankenzimmer.
Collin konnte nicht glauben was er da gerade gehört hatte.
Er fuhr in den Raum und sah Lilja auf dem Bett regungslos liegen.
Er schaute in ihr kreidebleiches Gesicht.
Ihre Hand war ganz kalt.
Tränen liefen seine Wangen runter, doch er wischte sie schnell weg.
Sie ist bestimmt nicht tot...er hatte das gerade eben nur falsch verstanden, versuchte Collin sich zu beruhigen.
Er fuhr sich mit seiner Hand durch seine blauen, zerzausten Haare.
Er legte seinen Kopf auf Liljas Arm und schloss langsam seine Augen.
Aufeinmal erinnerte Collin sich an etwas.Als sie alle in Tragen ins Krankenhaus gebracht wurden.
Collin war kurz wach geworden und sah seine Freunde.
Jacky und Cindy waren beide noch bewusstlos. Sie hatten tausende von Scherben in ihren Armen, Beinen und sonst wo stecken.Dann war da Gina. Sie lag regungslos auf einer Trage, zich Ärzte und Krankenschwestern um sie herum.
Von allem was von ihr noch zu sehen war, zwischen den ganzen Menschen, war sie vollkommen mit Blut bedeckt.
Ihr Bein war in eine komische Richtung verdreht.
Ein lautes Schreien kam immer näher.
Ein Mann hielt Lilja in seinen Armen. Sie zappelte die ganze Zeit herum, während der Mann versuchte sie zu beruhigen.
Ein riesiger Glassplitter bohrte sich in ihren Bauch rein.
Sie schlug um sich und ihre Augen waren schon ganz rot vom vielen Weinen.
Sie schluchzte und sagte die ganze Zeit, sie wolle dass dieser Schmerz weg geht...
Jemand anderes stach ihr eine Spritze in den Arm und sie wurde ruhig.Collin weinte.
Ihm lief schon der Schnodder aus seiner Nase.
Er suchte nach einem Taschentuch und putzte sich die Nase.
Ihm liefen die Tränen immernoch die Wangen runter.
Er hatte aufgegeben sie zurückzuhalten.
Vor lauter Heulen entschied er sich auf das Dach zu gehen, um frische Luft zu holen.
Er bewegte sich zu einem Aufzug und fuhr nach ganz oben.
Er rollte zur Mauer und sah die Stadt.
Es war inzwischen Nacht geworden und man sah die ganz vielen kleinen Lichter, die sich auf den Straßen bewegten.
Und natürlich auch die Lichter die noch in den Zimmern von ein paar Leuten brannten.
Eine kühle Brise wehte durch Collins Haare.
Sie wird sterben.
War der einzige Gedanke den er noch hatte.
Ohne nachzudenken bewegte sich sein Körper auf den kalten Stein, der Mauer.
Er schwankte zuerst ein bisschen, gewann dann aber doch noch sein Gleichgewicht.
Der Mondschein spendete ihm ein bisschen Licht.
Collin lächelte mit Tränen, die immer noch seine Wangen runterliefen.
Er sah nach unten.
Dort war ein kleiner Park, mit Bäumchen und einem kleinen See.
Inmitten des Sees war ein Pavillon aufgebaut.
Er wischte sich seine Tränen aus seinen Augen.
Er musste an alles denken was er und Lilja erlebt hatten.
An alle guten und schlechten Dinge.
Er musste bei ein paar Erinnerungen lachen.
Er schaute ein weiteres mal nach unten.Jetzt war alles vorbei
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Noʇ ղօɾʍαℓ
De TodoCollin kommt in eine neue Schule und findet auch relativ schnell Freunde. Eigentlich ist alles normal, bis er eine geheimnisvolle Nachricht bekommt...