Ich liebe die Nacht und zugleich verfluche ich sie manchmal.
Es ist, als würden, sobald es dunkel wird und sobald ich mir vornehme zu schlafen, alle meine Gedanken aus ihren Ecken gekrochen kommen und eine wilde Party feiern. Sie flüstern, streiten, singen, lachen, heulen (mindestens einer heult immer!), überbrüllen sich gegenseitig.
Heute rezitiert einer lautstark das, was Keve gesagt hat, ein paar halten Bilder mit Negans Lächeln hoch, während tatsächlich wieder einer in der Ecke hockt und herzzerreißend schluchzt.
"Wolltest du nicht Ryan anrufen?", brummt einer, "Das ist schon wieder drei Tage her!"
"Er kann ja auch mal anrufen!", erwidert ein anderer trotzig.
"Hey!", brüllt ein wieder anderer dazwischen, "Erinnerst du dich noch an den Song, den ihr in der fünften Klasse gelernt habt? Den, den Tarek immer singt, um dich zu nerven? Wie ging der noch? Dadadadaaaa...nein, dadadadaaaadada..."
"Wolltest du nicht spätestens mit 30 Kinder haben? Du wirst nächste Woche 29. Und hast noch nicht mal den passenden Vater...höhö", flüstert einer hämisch.
Jetzt beginnt ein besonders romantischer und naiver Gedanke, sich meine Hochzeit mit sämtlichen Männern, die mir in meinem Leben begegnet sind, auszumalen. Sogar mit dem Typen, der in der Bäckerei um die Ecke immer mal aushilft. Dabei finde ich den nicht mal besonders nett, geschweige denn attraktiv.Jetzt reicht's aber!
"Könnt ihr mal aufhören?", hallt meine eigene Stimme in meinem Kopf wider, "Ich will schlafen!"
Toll, jetzt unterhalte ich mich schon mit den Stimmen in meinem Kopf. Was kommt als nächstes?
Nackt zur Arbeit fahren?
Prompt blitzt ein Bild in meinen Kopf auf, wie ich mit Jones vor dem Traualtar stehe - einem Traualtar in der Schulturnhalle!
Stöhnend drehe ich mich auf die Seite und vergraben mich unter meinem Kissen.
Die Gedankenparty geht trotzdem weiter. Musik wird jetzt aufgelegt und...
Klong Klack.Urplötzlich verstummen alle Gedanken, ich fahre hoch wie eine Rakete, meine Sinne sind geschärft.
Was war das?
Und woher kenne ich dieses Geräusch?
Im nächsten Moment entlädt sich eine regelrechte Salve an meinem Fenster.
Klong Klack, Klong Klack, Klong Klack, Klong Klack.
Da schmeißt jemand wie ein Irrer mit Steinen! Und im Grunde fällt mir nur eine Person ein, die verrückt genug wäre, mich mitten in der Nacht unter Beschuss zu nehmen.Ich knipse die Lampe an, die Uhr zeigt 0:35 Uhr, steige aus dem Bett und begebe mich mit gemischten Gefühlen zum Fenster. Wenn er das wirklich ist, dann kann er sich aber gleich was anhören! Was fällt ihm eigentlich ein?! Bei der Theateraufführung ist er regelrecht weggelaufen und jetzt...
Es ist tatsächlich Negan, der da unter meinem Fenster steht.
Mein Herz krampft sich bei seinem Anblick sofort zusammen.
Scheiße, warum muss das alles so verflucht weh tun?
Einen Moment lang ziehe ich es in Betracht, einfach das Licht wieder auszumachen und weiter zu schlafen. Das wäre das Vernünftigste.
Ich will ihn doch gar nicht mehr in meinem Leben haben. Schlimm genug, dass er das offensichtlich nicht akzeptiert und mitten in der Nacht Steine an mein Fenster wirft, wie ein liebestoller Teenager. Schlimmer ist aber noch, dass mein Herz noch lange nicht begriffen hat, was mein Verstand längst weiß. Und so sehr ich ihn vergessen, so sehr ich all die Gefühle verdrängen will - ich bin machtlos dagegen.Ich öffne seufzend das Fenster und lehne mich leicht hinaus. Sofort breitet sich durch die kalte Nachtluft Gänsehaut auf meinem Körper aus. Vielleicht liegt es aber auch nicht an der Kälte.
"Was willst du?", frage ich nicht gerade freundlich, "Hast du mal auf die Uhr geschaut?!"
Er hebt den Kopf und ich wäre beinahe zusammengezuckt. Seine Augen wirken rot und geschwollen, als hätte er stundenlang geweint. Seine Haut ist fahl und seine Wangen sehen eingefallen aus. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst.
"Was ist passiert?", hauche ich tonlos.
"Hazel... Darf ich reinkommen?"
Seine Stimme klingt fast flehend, schneidet mir direkt ins Herz.
Ich kann nicht anders.
Ich nicke.
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Wenn morgen die Welt unterginge...
Romance"It had flaws, but what does that matter when it comes to matters of the heart? We love what we love. Reason does not enter into it. In many ways, unwise love is the truest love. Anyone can love a thing because. That's as easy as putting a penny in...