Ein letztes mal begutachte ich mich im Spiegel, ehe ich nach unten gehe und mir meine Schuhe anziehe.
Meine Mutter kommt ebenfalls nach unten und ich sehe sie an. Sie trägt ein fliederfarbenes, lockeres Kleid, um ihre Hüfte liegt ein schwarzer Gürtel und ihre blonden Haare sind hochgesteckt. Sie ist immer sehr bedacht darauf, gut auszusehen und legt sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Aber diesmal hat sie sich besonders rausgeputzt und ich lächle sie an, als ich in ihr glückliches Gesicht blicke.Seit ein paar Wochen ist sie wieder lebensfroh und nimmt wieder voll am Leben teil. Der Tod meines Vaters hat sie natürlich sehr mitgenommen und sie ist nur noch vor sich hinvegetiert.
»Bist du fertig?«, fragt sie und streift sich ihr silbernes Armband über ihr schlankes Handgelenk.
Ich nicke, richte mir mein Hemd richtig hin und schnappe mir meine Jacke.
»Das Hemd steht dir ausgezeichnet, du solltest dich öfters so anziehen«, meint sie und streicht mir über die Schulter.»Na ja, ich mag's nicht so. Aber für heute ist das schon okay«, meine ich und öffne die Türe.
Wir laufen zum Auto und ich öffne die Tür. Meine Mutter startet den Motor und ich schnalle mich an.Nach ca. 20 Minuten sind wir am Restaurant angekommen und ich steige aus. Alles ist hell erleuchtet und ein paar Leute stehen in der Kälte, um zu rauchen oder einfach zum reden.
Wir gehen auf das Lokal zu und langsam werde ich etwas nervös. Ich bin immer etwas unsicher, wenn ich neue Leute kennenlerne. Vor allem wenn sie in meinem Alter sind.Wir betreten das Restaurant und die stickige Wärme scheint mich beinahe zu erdrücken. Der Geruch von Essen, gepaart mit verbrauchter Luft steigt mir in die Nase und ich sehe mich um. Gleich vor uns steht ein riesen Aquarium, in welchem viele bunte Fische schwimmen.
Ein kleiner, schwarz gekleideter Mann kommt auf uns zu und schüttelt erst meiner Mutter und dann mir die Hand. Auf seinem Hemd befindet sich ein kleines Schild, auf dem sein Name gedruckt ist. Er nimmt uns unsere Jacken ab und hängt sie in die Garderobe. Verwundert über diesen herzlichen Empfang sehe ich verwirrt zu meiner Mutter.»Das hier ist ein nobles Restaurant, Elias«, erklärt sie knapp und ich nicke verstehend. »Die zwei müssten eigentlich schon da sein«
»Zwei? Hat die Kollegin etwa keinen Partner?«, will ich wissen und folge meiner Mutter.
»Nein, sie ist seit der Geburt ihres Sohnes alleinstehend. Hin und wieder hatte sie einen Mann, aber das war nie etwas Festes«, klärt sie mich auf und beschleunigt auf einmal ihr Tempo.
"Da sind sie"Wir kommen an einem großen Tisch an, an dem eine rothaarige Frau und ein Junge, ungefähr in meinem Alter, sitzen.
Die Frau steht auf und schließt meine Mutter fest in die Arme.
»Und du musst Elias sein, schön dich kennenzulernen! Deine Mutter hat so viel von dir erzählt. Ich bin übrigens Levina«, schießt die große Frau los und ich begrüße sie mit einem festen Händedruck.
»Das ist Kiran, mein Sohn«, stellt sie den Jungen vor, der immer noch sitzt und mich mit hochgezogener Augenbraue mustert. Ich lächle ihn nickend an, doch er zeigt keinerlei Reaktion.
Gleichgültig setze ich mich ihm gegenüber und sehe ihn kurz an, ehe ich meinen Blick wieder abwende.
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Isolated •BoyxBoy•
Teen FictionWie fühlt es sich an, sozial isoliert zu sein? Von der Außenwelt abgeschottet, allein, seelisch zerstört? Wie kommt man an so eine Person heran, wie hilft man ihr? Genau diese Fragen stellt sich Elias, der mit dem mysteriösen Kiran in Kontakt gerät...