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Am nächsten Morgen werde ich durch meinen piependen Digitalwecker geweckt, doch ich ignoriere ihn gekonnt. Im Nachhinein war der Alkoholkonsum gestern Abend eine sehr schlechte Idee, denn ich weiß jetzt schon, dass ich den heutigen Tag nur mit meiner Kunst zu ignorieren überlegen kann.

Der Wecker rüttelt mich erneut durch meinen leichten Schlaf und genervt öffne ich meine blauen Augen.
Sofort durchzuckt mich ein stechender Schmerz in meinen Schläfen und zischend kneife ich meine Augen zusammen.
Sollte ich heute einfach zuhause bleiben? Normalerweise würde ich dies tun, doch aufgrund der Tatsache dass ich heute vielleicht Kiran wieder sehen werde, werde ich zur Schule gehen.
Ich rapple mich auf und tapse in das angrenzende Bad, in dem ich mich frisch mache.

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Ich laufe zur Bushaltestelle, damit ich den Bus noch rechtzeitig schaffe.
Wie immer ist die Haltestelle überfüllt mit Schülern und außer Atem stelle ich mich zu ihnen.
Kaum habe ich wieder eine regelmäßige Atmung, vernehme ich das Geräusch des Buses. Die Leute stehen dicht aneinander gepresst und ich bezweifle, dass ich überhaupt in das Fahrzeug reinkomme.

Die Türen öffnen sich, ich steige ein und presse mich zwischen die Leute.
Ich hasse den Körperkontakt mit fremden Menschen, weshalb meine Stimmung drastisch sinkt.

Ich steuere das gelb gestrichene Gebäude an und erblicke in der Ferne Paul. Ich beschleunige mein Tempo und laufe direkt auf ihn zu.
»Jo, was geht?«, begrüße ich meinen besten Freund mit einer Umarmung und mustere ihn grinsend. Tiefe Augenringe zieren sein sowieso schon blasses Gesicht und die blonden Locken stehen in alle Richtungen ab.
Kurz reden wir über gestern und gehen dann die vielen Treppenstufen nach oben, in unser Klassenzimmer.

Die lauten Stimmen meiner Klassenkameraden kommen mir entgegen und meine Kopfschmerzen verschlimmern sich mit jedem Schritt, dem ich mich meinem Klassenzimmer nähere.
Ich betrete den stickigen Raum und lasse mich auf meinen Stuhl fallen. »Elias!« eine quirlige Stimme lässt mich aufblicken und ich sehe in ein graues Augenpaar.
Das Mädchen kommt auf mich zu und fällt mir um den Hals. Mir steigt ihr starkes Parfüm in die Nase, welches süßlich frisch nach Zimt duftet. Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und setzt sich auf meinen Tisch.
Ich frage mich, wie man an einem Montagmorgen so aktiv sein kann. Das blonde Mädchen fährt sich durch ihre sehr kurz geschnittenen Haare und lächelt mich sanft an.

»Morgen«, grummle ich und stütze meinen Kopf auf meiner Handfläche ab.
Hätte ich mich letztes Jahr nicht vor meiner Klasse goutet, würde wahrscheinlich der Großteil denken, Nele und ich hätten etwas miteinander.

»Und? Hast du gelernt?«, fragt sie und ich weite geschockt meine Augen. »Das deute ich mal als ein nein.«, lacht sie und ich seufze.
Ich hätte definitiv zuhause bleiben sollen.

Isolated  •BoyxBoy•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt