Ich sitze müde und in Gedanken im Chemieunterricht und starre aus dem Fenster auf die große Eiche, deren gold-braune Blätter langsam verwelken und auf die Wiese fallen. Meinem Lehrer höre ich schon lange nicht mehr zu, viel zu sehr freue ich mich auf die anstehende Pause, in der ich Kiran endlich wiedersehen werde. Die letzten drei Tage war er nicht in der Schule gewesen, denn die Erkältung hat ihn ganz schön erwischt.
Auch sonst habe ich so gut wie nichts von ihm gehört, wahrscheinlich hat er den ganzen Tag einfach nur geschlafen.Nach der scheinbar nie endenden Schulstunde laufe ich schnellen Schrittes die weißen Schultreppen nach unten und wäre fast über meine Füße gestolpert, da mich plötzlich jemand am Arm packt und zurück zieht. Wütend drehe ich mich um und will der Person klar machen, dass ich fast die Treppen runter gefallen wäre, als ich in das liebliche Gesicht meiner besten Freundin blicke.
»Ayleen! Sag mal, geht's dir noch ganz gut?!« aufgebracht sehe ich in ihre grauen Augen und stemme meine Arme in die Hüften.»Ja, danke. Und dir?«, entgegnet sie mir amüsiert und grinst mich an. Abwartend sehe ich sie an. »Ich wollte dich fragen, ob du heute mal wieder Zeit für deine Freunde hast.« auf einmal wird ihre Miene ernst und überrascht ziehe ich meine Augenbrauen hoch.
»Ich verstehe nicht ganz, was du meinst?«, antworte ich ehrlich und die Blonde seufzt.
»Du bist in den Pausen überall, aber nicht bei deinen Freunden. Wir wollen auch mal wieder mit dir abhängen, Elias.«
Verwirrt mustere ich das Mädchen und forme meine Augen zu Schlitzen. »Sorry? Aber ich habe nun mal auch andere Freunde.«
Ayleen weitet ihre Augen und blickt mich fassungslos an. Vielleicht hätte ich mich anders ausdrücken sollen. »Nein, nein, so war das nicht gemeint. In der zweiten Pause bin ich bei euch. Versprochen.«, lächle ich und atme tief ein.
»Okay, dann bis später.« Ayleen stampft davon und mit schlechten Gewissen bleibe ich auf der Treppe zurück.
Vernachlässige ich etwa meine Freunde wegen Kiran? Mir ist nicht bewusst geworden, dass ich nicht mehr bei ihnen bin. Doch jetzt wo mich Ayleen auf den Gedanken gebracht hat, fällt es mir auf. Ich habe sie tatsächlich hinten angestellt. Doch jetzt ist keine Zeit für tiefgründige Gedanken, ich muss Kiran wieder sehen.
Wie schon die letzten Tage warte ich auf der Bank an der großen Eiche auf Kiran, der wahrscheinlich wie immer etwas verspätet aufkreuzen wird. Doch als er nach etwa zehn Minuten nicht aus dem Schulgebäude kommt, werde ich stutzig. Vielleicht ist er doch noch zuhause geblieben. Als er auch kurz vor Unterrichtsbeginn nicht auftaucht, beschließe ich ins Schulhaus zu gehen, da mir allmählich kalt wird.
Enttäuscht sperre ich meinen Spind auf und hole mir die notwendigen Sachen für den nächsten Unterricht heraus.-
Mit müden Augen blicke ich aus dem Fenster des Busses und beobachte die Bäume und Häuser, die schnell an mir vorbeiziehen. In der zweiten Pause war ich wie vereinbart bei meinen Freunden und zwar körperlich anwesend, doch seelisch ganz woanders. Ich weiß, es ist dumm, die ganze Zeit an eine Person zu denken und wegen ihr sogar seine eigenen Freunde zu vernachlässigen, doch ich kann meine Gedanken ja leider nicht steuern. Ich werde Kiran heute einfach mal schreiben und ihn fragen, wo er heute war.
Als ich zuhause ankomme, schleudere ich meinen Rucksack achtlos in eine Ecke meines Zimmers und werfe mich kaputt auf mein Bett. Ohne es zu merken, werden meine Augenlider immer schwerer und schon nach kurzer Zeit schlafe ich ein.
ooo
Joa, wenn das mal nicht ein langweiliges Überbrückungskapitel ist xD
Das nächste wird wieder besser, versprochen ;D
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Isolated •BoyxBoy•
Teen FictionWie fühlt es sich an, sozial isoliert zu sein? Von der Außenwelt abgeschottet, allein, seelisch zerstört? Wie kommt man an so eine Person heran, wie hilft man ihr? Genau diese Fragen stellt sich Elias, der mit dem mysteriösen Kiran in Kontakt gerät...