Meine Mutter und ich sitzen bereits wieder im Auto und eine unangenehme Stille begleitet uns schon die ganze Fahrt über.
»Wieso warst du heute so ruhig, Elias? Du bist doch sonst so aufgeschlossen«, unterbricht sie die Ruhe und ich blicke sie an. Ihre grünen Augen sind starr auf die Straße gerichtet und ihre gezupften Augenbrauen sind leicht zusammengezogen.»Na ja, du hast dich ja ständig mit Levina unterhalten und dieser Kiran ist auch nicht gerade gesprächig«, sage ich ehrlich und sehe wieder aus dem Fenster.
»Ja, stimmt. Kiran ist wirklich ein sehr introvertierter Mensch. Levina sagte mir das bereits, doch ich dachte, dass ihr euch vielleicht verstehen würdet«, seufzt sie und bringt das Auto in unserer Einfahrt zum stehen.
»Aber was nicht ist, kann ja noch werden«, zwinkert sie mir zu, ich schnalle mich ab und steige aus.-
Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, betrete ich nun mein großes Zimmer und kippe mein Fenster. Sofort wird der Raum mit kühler Luft geflutet und ich lege mich in mein Bett. Das Fenster liegt genau in meinem Blickfeld und ich beobachte den klaren Sternenhimmel, wie jeden Abend.
Meine Gedanken kreisen um Kiran. Er ist so ruhig, doch nicht schüchtern... fast schon mysteriös. Obwohl den ganzen Abend über fast kein Wort seine Lippen verließ, schien er alles genau beobachtet und gehört zu haben.
Allerdings war er auch ziemlich unhöflich mir gegenüber und ich war teilweise echt genervt von ihm.Da fällt mir ein, dass er ja anscheinend auf meine Schule geht, doch ich habe ihn dort noch nie gesehen. Am Montag werde ich mal mit offenen Augen durch die Schule gehen und vielleicht sehe ich den mysteriösen Jungen ja.
Am nächsten Morgen werde ich durch den Lärm der Straße geweckt und grummelnd stehe ich auf. Mit halbgeschlossenen Augen tapse ich zum Fenster und schließe es. Heute ist ausnahmsweise mal ein relativ schöner Tag, obwohl ein paar graue Schleierwolken den Himmel zieren.
Heute hat mein bester Freund Geburtstag und er hat eine alte Halle gemietet, wo wir heute mit vielen anderen Leuten feiern werden.-
Gegen sieben Uhr mache ich mich auf den Weg. Die Halle ist nur um die zehn Minuten von hier entfernt und schon aus der Ferne vernehme vernehme ich den dumpfen Bass der Musik.
An der Halle angekommen, kommen mir bereits zwei torkelnde Mädchen entgegen, die sich kaum auf den Beinen halten können. Sie wackeln lachend an mir vorbei und ich steuere den Eingang an, an dem viele Luftballons hängen.
Ich betrete das düstere Gebäude und sofort steigt mir der unangenehme Geruch von Schweiß und Alkohol entgegen.»Ey, Elias!«, mein bester Freund kommt auf mich zu und umarmt mich kurz zur Begrüßung. Ich gratuliere ihm und überreiche ihm mein Geschenk, welches er dankend annimmt.
»Du riechst wie ein Bierfass, Paul«, lache ich und versuche die laute Musik zu übertönen. Angesprochener zuckt nur grinsend mit den Schultern und zieht mich mit sich.
Wir lassen uns auf einem Sofa nieder und mein bester Freund reicht mir eine kalte Bierflasche. Ich will mich heute nicht so zulaufen lassen, schließlich ist morgen Schule.Ein paar meiner Freunde gesellen sich zu mir und wir kippen ein Alkoholgetränk nach dem Anderen weg.
Schwankend erhebe ich mich, lasse mich allerdings schnell wieder fallen, als sich alles um mich dreht. Ich lasse meinen Blick zu den tanzenden Leuten schweifen und unterbewusst suche ich nach Kiran.»Paul, ist Kiran hier?«, lalle ich und der Blonde zieht eine Augenbraue hoch.
»Wer ist Kiran?«, fragt er und nimmt einen Schluck seines Cocktails.
Ich winke nur ab und drehe mich zu dem rothaarigen Mädchen neben mir.»Stella, kennst du einen Kiran?« mein Hals kratzt bereits, da ich gegen die laute Musik ankämpfen muss.
Das Mädchen schüttelt nur mit dem Kopf und widmet sich wieder ihrem Freund.
Seufzend lehne ich mich zurück und nippe von meinem Bier.»Elias?«
Ich drehe mich zur Seite und entdecke Paul's Freundin.»Ayleen! Ich hab dich heute noch gar nicht gesehen«, rufe ich und umarme das zierliche Mädchen. Sie lächelt mich fröhlich an und streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Ich kenne einen Kiran«, meint sie und ihre grauen Augen strahlen mich an.
»Er geht in meine Klasse.«Freudig ziehe ich meine Augenbrauen hoch und stelle mein Bierglas auf dem Tisch ab. Ich deute ihr, mit mir nach draußen zu kommen und wir verlassen das stickige Gebäude.
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Isolated •BoyxBoy•
JugendliteraturWie fühlt es sich an, sozial isoliert zu sein? Von der Außenwelt abgeschottet, allein, seelisch zerstört? Wie kommt man an so eine Person heran, wie hilft man ihr? Genau diese Fragen stellt sich Elias, der mit dem mysteriösen Kiran in Kontakt gerät...