Kapitel 7

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"Addison... Bitte sag sowas nicht.", Logan blickte mich mit großer Verzweiflung an. "Komm. Wir gehen.", sagte ich zu Kenji, wandte mich ab und ließ die Anderen hinter mir. Kenji schloss nach einer Weile zu mir auf, sein Gesicht zeichnete wie schockiert er über die Situation war, doch er wagte es nicht etwas zu sagen. Um ehrlich zu sein verstand ich das Problem nicht so recht. Sowas schlimmes hatte ich ja nicht gesagt. Nur die Wahrheit. Ich schüttelte mich als ich mich daran zurück erinnerte, wie kalt und grausam Logan klang. Plötzlich wurde mir auch wieder die Kälte des Winters bewusst und ich fröstelte noch mehr.

Eilig rief ich ein Taxi. Wir waren zwar nicht so weit entfernt von meinem Zuhause, doch mir war nicht danach nach Hause zu laufen. "Steig ein.", forderte ich Kenji auf und er stieg vor mir ins Auto. Ich schloss hinter mir die Tür und blickte noch einmal in die Gasse zurück. Die Couch war von der Straße nicht zu erkennen und somit konnte man auch Logan und die Anderen nicht sehen. Mir schmerzte es in der Brust, als ich an die Verzweiflung in Logan's Augen dachte. Es tat mir schon irgendwie leid, was ich getan hatte, aber es hätte sicherlich noch mehr weh getan, wenn er mich nicht die ganzen letzten Tage ignoriert hätte. Das Auto setzte sich in Bewegung und ich blickte nun wieder auf die schneiende Straßen, bevor ich einfach die Augen schloss und mich in den Sitz zurück lehnte. Ich spürte jetzt auch den Schmerz meiner Finger, die so durch gefrohren waren, dass sie schmerzten, während sie sich wieder aufwärmten. So ging es auch den Rest meines Körpers.

"Wir sind da.", hörte ich die Stimme von Kenji neben meinen Ohr,"du musst noch bezahlen." Achso. Dafür war ich ja gut genug. Ich gab den Taxifahrer mein Geld und stieg dann ebenfalls aus. Als wir draußen standen, wurde es bereits wieder dunkel. Plötzlich total erschöpft, schloss ich die Tür auf und zog dann langsam meine Sachen aus. Ich sagte Kenji, dass ich mich nun schlafen legen würde und bat, um etwas Ruhe. Dann machte ich mich schleppend langsam bereit und schlüpfte in mein Bett.

Ich wachte auf. Es war Dienstag. Endlich. Endlich ein Tag an dem ich mich ablenken konnte. Es war der Dienstag an den ich mich mit diesem Stalker treffen sollte... Wo nochmal? Im Freizeitpark? Im Winter? Na grandios... Aber das würde mich vielleicht endlich aus dieser Frustration befreien, die mich die ganzen Tage davor geplagt hatte. Die ganze Zeit ging ich die Situation in der Gasse durch. Die ganze Zeit überlegte ich mir, was ich stattdessen hätte sagen sollen und die ganze Zeit sah ich Logan's verzweifelten Ausdruck. Doch die ganzen Tage über schrieb ich ihn nicht. Ich versuchte vergeblich ihn aus meinen Gedanken zu verbannen, doch dann kam mir die Situation in der Gasse wieder in den Sinn und alles startete wieder von vorn. Seufzend setzte ich mich auf und zog mich an, bevor ich dann in die Küche trottete und wie automatisch mir mein Müsli machte. Sherlock kam hinter mir in die Küche. Er sagte kein Wort, doch ich erkannte ihn anhand seiner Schritte. Ich nahm mir meine Müslischale und setzte mich wortlos an den Tisch in der Küche. "Du solltest dich bald auf dem Weg machen. Bis zum Freizeitpark brauchst du eine Stunde mit der U-Bahn und um 14 Uhr sollst du da sein.", sagte er mir und verließ dann mit seinem Frühstück die Küche. Dann hatte ich also noch 2 Stunden.

Eineinhalb Stunden früher war ich bereits fertig und bereit los zugehen. Mein Hirn war die ganze Zeit wie leer gefegt. Ich konzentrierte mich nur auf das, was ich gerade tat. Hinter mir hörte ich die Schritte von Sherlock, Joan und Kenji. "Gut, dass du schon fertig bist. Wir werden dich begleiten.", sagte Sherlock kurz angebunden wie immer. "Hm.", gab ich von mir und ging hinaus. Es schneite nicht und der Himmel bestand aus einer tiefblauen Landschaft. Trotzdem türmte sich an den Straßenrand der Schnee. Langsam ging ich zur Straße und rief ein Taxi. Wir stiegen alle ein und der Fahrer fuhr uns zum Bahnhof. Dort angekommen ging ich zum Gleis und wartete. Ich spürte die Blicke meiner drei Verfolger auf mir, aber sie standen in sicherer Entfernung, damit niemand vermuten konnte, dass wir zusammen gehörten. Es lief alles so monoton ab. Wie ich in die U-Bahn stieg und mich auf einen noch freien Platz setzte. Wie ich einen Blick auf mir spürte und als ich hochblickte Mike vor mir stehen sah. Ich stutzte. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er in die U-Bahn gestiegen ist. "Wohin geht's?", fragte er leise, damit nicht jeder unser Gespräch mitbekam. "Zum Freizeitpark und du?" "Im Winter?" "Ja, bitte frag nicht weiter. Und du?", fragte ich noch einmal. "Besuche Freunde.", nach einer kurzen Pause sprach er weiter, diesmal beugte er sich etwas zu mir vor und sprach noch leiser,"du hast ne ganz schöne Show abgelegt." "Von was redest du?", fragte ich, hatte aber bereits eine leise Vermutung was er meinte. "Als du das letzte Mal in die Gasse kamst. Du hast es geschafft Logan fast zu zerstören. Als du gegangen ist, ist er auf seinen Platz gegangen, hat den Kopf auf die Hände gelegt und die ganze Zeit betrübt nach gedacht. Er hat kein Wort mehr gesagt, sogar als er gegangen ist." "Aha...", sagte ich leise und konnte mir die Situation leider nur zu gut vorstellen. "Wir wollten dich nicht beeinflussen, Addison. Das... Man das ist alles so schwer zu erklären... Wir machen uns alle Vorwürfe, weil wir dich ja eigentlich so angestachelt haben...", sagte er leise und guckte gequält auf mich hinab. "Schon gut. Es ist nicht eure Schuld gewesen... Ich muss jetzt aussteigen. Man sieht sich.", antwortete ich und ging an ihm vorbei auf den Bahnhof...

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt