Kapitel 8

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Stetig lief ich voran. Ich versuchte alle Gedanken an das, was mir Mike erzählt hatte hinter mir im Bahnhof zu lassen doch diese miesen Gedanken schlichen hinter mir her und tauchten immer mal wieder auf. Ich musste mich jetzt konzentrieren und erst als ich vor den Freizeitpark stand, fiel mir ein Fehler in Sherlock's Plan auf. Wie sollte ich das Mädchen bloß erkennen? In meinen Kopf rasten tausende von Ideen nach kurzer Zeit entschied ich mich Sherlock anzurufen. Er nahm nur leider nicht ab, genauso wie Joan und Kenji. Ich verfluchte sie innerlich und sah mich um. Sie schienen nicht in meiner Nähe zu sein, denn egal wie oft ich mich auch umschaute, ich konnte sie nicht entdecken. Ich wurde zunehmend nervöser und nervöser. Was sollte ich jetzt tun? Die Gedanken überschlugen sich mal wieder, alles drückte auf einmal auf mich ein und ich hätte mich an liebsten so benommen, wie ich es als kleines Kind getan hätte. Ich hätte mich auf den Boden geworfen und angefangen zu weinen. Doch als ich wirklich kurz davor stand dies zu tun wurde plötzlich alles ganz still und in meinen Kopf bereitete sich nur ein einzelner Gedanke aus. Wie im Traum befolgte ich diesen Gedanken und wartete. Ich hörte ein kurzes Tuten, bevor die Person ruckartig abnahm und sich keuchend das Telefon ans Ohr hielt. "Addison...", flüsterte er. Wir schwiegen uns eine Weile an und lauschten dem Atmen des Anderen, bis Logan genug Mut fand und wieder zu sprechen begann:" Es... Tut mir leid... Ich... Wollte dich nicht erschrecken..." Ich schwieg weiterhin. Ich genoss es seine Stimme zu hören. Ich hatte ihn unheimlich vermisst. Ich wollte ihm so viel erzählen, doch jetzt, wo ich die Chance dazu hatte, sagte ich kein Ton. "Addison? Du bist doch am Telefon. Bitte sag was.", ich hörte wie nervös er wurde. Gerade als ich zum Satz ansetzen wollte, stockte mir der Atem, denn plötzlich bemerkte ich ein Mädchen, welches ich vorher noch nicht gesehen hatte. Es schien meinen Blickkontakt gesucht zu haben, jetzt schob sie ihre schwarzen Haare aus dem Gesicht, lächelte und kam auf mich zu. Während ich sie entdeckt hatte, wurde Logan immer besorgter:"Addison? Bitte ignorier mich nicht. Es tut mir wirklich leid. Du weißt nicht, wie viel du mir bedeutest. " Eilig rief ich ins Telefon:"Ich kann nicht mehr telefonieren. Wünsch mir Glück." Dann legte ich auf und konzentrierte mich auf das Mädchen vor mir. Ich erwiderte ihr Lächeln und als sie vor mir stand meinte sie:"Hey! Dein Vater hat mit mir ausgemacht, dass wir uns heute treffen. Mein Name ist Ayumi und du musst sicher Addison sein." "Ja, genau.", erwiderte ich lächelnd,"ehm... Wollen wir vielleicht rein gehen?" Ayumi sah mich schief an:"Du willst dich nicht wirklich bei dieser Kälte in einen Freizeitpark oder? Ich hab da drüber gesehen, dass es eine Halle gibt, in der man Schlittschuhlaufen kann. Wollen wir das nicht lieber machen? Da kann man sich auch besser bei unterhalten." Ich gab meine Zustimmung und wir gingen nebeneinander her, wobei ich es wagte mich bei ihr einzuhaken. Ich musste meine Grenzen austesten. Doch zu meinen verblüffen, machte es ihr nichts aus und sie lief fröhlich neben mir her. Ich war mir auch sicher das mein Vater ihr meinen Namen nicht verraten hat, geschweige denn mein Aussehen, das hätte er sonst gesagt. Das ist mal eine Stalkerin vom feinsten. Mir wurde ein bisschen flau im Magen. Wer weiß, was sie sonst noch so weiß.

Nach ein paar Minuten standen wir schon auf den Eis und hielten uns an den Händen, damit keine von uns das Gleichgewicht verlor. Wir setzten uns in Bewegung und ganz beiläufig fragte ich, ob sie Kenji kennen würde. Sie verkrampfte ihre Hand ein wenig und lächelte mich scheu an:"Ich hab ihn hin und wieder mal gesehen, aber so wirklich miteinander gesprochen haben wir nicht." "Oh... Und magst du Kenji?" "Ach... Naja... Ich find ihn schon ganz nett eigentlich... Aber was ist mit dir? Magst du Kenji?", stellte sie nun eine Gegenfrage. "Hm... Darüber hab ich nie wirklich nachgedacht... Ich hab es wohl einfach akzeptiert, dass er da ist...", antwortete ich nachdenklich. Ayumi schien das zu beruhigen, denn sie entspannte sich wieder. Wir unterhielten uns noch über alles mögliche andere und ich hatte keine Probleme mich mit ihr anzufreunden. Sie war sehr nett, doch irgendwie tat sie mir leid. Sie liebte Kenji wahrscheinlich, hatte aber nie die Chance sich mit ihm unterhalten zu können. Der Tag flog nur so dahin und ehe ich mich versah, hatte die Sonne sich bereits dem Untergang geneigt. Erschöpft zogen wir wieder unsere richtigen Schuhe an und ich fühlte mich ganz seltsam, als ich auf festen Boden trat. Ich war noch so an das rutschen über das Eis gewöhnt, dass mich der feste Boden total verwirrte. "Woah, ich bin noch voll an das rutschige Eis gewöhnt. Das ist so seltsam jetzt auf richtigen Boden wieder zu laufen.", sagte Ayumi lachend. "Mir geht's genauso.", gab ich ebenfalls lachend zu,"komm wir gehen. Wohin musst du? Ich muss zur U-Bahn." "Ah ich auch!", stellte Ayumi fest. "Gut dann können wir ja gemeinsam gehen!", ich freute mich darüber, dass ich nicht allein in den Bahnhof gehen musste. Wir liefen durch den Eingang und während wir wieder eingehakt nebeneinander liefen, sah ich eine vertraute Gestalt aus dem Augenwinkel. Ich drehte meinen Kopf und sah an der Kasse Logan, der mich verwirrt und verletzt anstarrte, mit seinen Eltern. Schnell drehte ich meinen Kopf wieder weg und lief mit Ayumi ein bisschen schneller. Ich spürte seinen heißen Blick in meinen Rücken. Etwas tief in meinen inneren hoffte, dass er mir hinterher rennen würde, doch das tat er nicht.

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt