Kapitel 24

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Beschwingt hüpfte ich die Treppen hoch. Auch als ich die Kellertür hinter mir schloss, konnte ich mir das Grinsen kaum verkneifen.
"Farbe gefunden?", Kenji stockte, als ich mich zu ihm umdrehte und versuchte mein Grinsen zu unterdrücken," Jesus, was hast du da unten gemacht?... Bist du vorhin nicht ohne Jacke und Schuhen runter gegangen?" Ich betrachtete meine Jacke und die Schuhe in meinen Händen, die hatte ich ganz vergessen. In meinem Kopf ratterte es, während ich versuchte das gerade Geschehene zu verarbeiten und mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren.
"Achso... Ja, ich hatte die Sachen vorher mit runter genommen. Es ist immer so kalt da unten." Kenji nickte langsam. "Farbe hab ich leider nicht gefunden... Naja, deshalb wollte ich eben schnell welche kaufen gehen. Halt mich auf den Laufenden, sobald was passiert, ja?" Kenji setzte sich abrupt auf, doch er sackte sofort vor Schmerzen wieder zusammen. "Bist du irre?!", rief er, hinter mir hörte ich die Schritte von Danger aus der Küche.
"Ey, wer weiß, ob der Psychopath noch draußen lauert! Der könnte dir sonst was antun und keiner würde es mitbekommen!"
"Glaub ich nicht.", log ich," und wenn schon, mir würde er nichts antun."
"Und wenn doch?"
Die Frage hing in der Luft, unbeantwortet und schwer. Ich schluckte, weder wusste ich, was ich darauf antworten sollte, noch ob nicht doch etwas wahres daran liegen könnte. Ihm ging es doch wieder gut. Er hatte nur einen schlechten Tag, das hat jeder mal, er würde mir nichts tun.
"Ich geh dann mal. Ich möchte nicht auch noch das Haus nicht verlassen können.", sagte ich mit einem etwas zu schnippischen Unterton, der mir sofort leid tat. Trotzdem marschierte ich in den Flur, keiner der beiden folgte mir. Als ich meine Schuhe und Jacke wieder angezogen hatte, griff ich sicherheitshalber nochmal in meiner Jackentasche und versicherte mich, dass mein Schlüssel da war.Ich warf einen letzten Blick ins Wohnzimmer und sah, wie mich Danger schweigend beobachtete. Sein Blick hatte etwas seltsames an sich, etwas, was ich nicht deuten konnte.
Ich drehte mich wieder um, ich wollte mir von ihnen nicht meine Zeit mit Logan ruinieren lassen. Als ich die Tür öffnete und hinaus gehen wollte, kam mir ein kalter Schwall Luft entgegen. Erneut kniff ich meine Augen zusammen und bereute gleichzeitig, dass ich mir keinen Schal mitgenommen hatte. Alternativ wollte ich jedoch nicht wieder zurück ins Haus gehen, also müsste mein Hals wohl frieren. Nachdem ich die Tür hinter mir zu zog, schaute ich mich nach Logan um. Ich entdeckte ihn nicht und sofort kroch Angst in mir hoch, dass er mich stehen gelassen hatte. Vorsichtig ging ich die Treppen runter und schlenderte gespielt gemütlich in Richtung Weihnachtsmarkt. Kenji und Danger konnten mich vom Wohnzimmerfenster aus beobachten, vielleicht war Logan deshalb nicht hier. Vielleicht versteckte er sich, damit die beiden ihn nicht entdecken konnten.

Ich schlenderte die Straße entlang, während ich, möglichst unauffällig, Ausschau hielt.
Am Ende der Straße bog ich ab und wurde sofort in die Arme geschlossen. "Du hast Ewigkeiten gebraucht.", sprach Logan, ich fühlte seinen warmen Atem an meinem Ohr. Ich lächelte in mich hinein, als er mich an sich drückte. "Sorry..", murmelte ich.
"Ja, das wäre ich an deiner Stelle auch.", eine Stimme ertönte hinter Logan und wie reflexartig stoben wir auseinander. Entsetzt sah ich wer plötzlich vor mir stand, mit einem Blick zur Seite sah ich, dass Logan genauso entsetzt war.
Sherlock musterte uns beide, hinter ihm stand schweigend Joan. "Was macht ihr hier?", brachte ich heraus. Unbehagen breitete sich in mir aus, ich fühlte mich ertappt, wie ein kleines Kind, das heimlich das Süßigkeitenglas leer gegessen hatte. "Anscheinend kamen wir ja gerade rechtzeitig. Wo wolltet ihr den hin?", er ignorierte mich völlig und starrte Logan an. Er hingegen erwiederte den Blick hasserfüllt. Ich schluckte, sein Gesicht zeigte seine innere Anspannung und plötzlich hatte ich Angst, dass er Sherlock anfallen würde.
"Zum Weihnachtsmarkt.", erwiderte er eisig.
"Mit einer Stichwunde?"
"Das geht dich nichts an!"
"Eine seltsame Weise jemanden seine Liebe zu gestehen."
Logan schien kurz nach Worten zu ringen, bis ihm der passende Konter einfiel:" Wenigstens mache ich das, im Gegensatz zu Ihnen."
"Da magst du recht haben.", sagte er und warf mir einen fast mitleidigen Blick zu,"trotzalledem bin ich derjenige, der für sie sorgt."
"Und sie allenmöglichen Gefahren aussetzt!"
Sherlock runzelte die Stirn:" Du machst es doch genauso."
Logan biss die Zähne aufeinander:" Dass stimmt nicht! Wenn sie mit mir zusammen ist, ist sie am sichersten!"
"Da bin ich anderer Meinung."
"Was interresiert mich Ihre Meinung!", fauchte er," komm, lass uns gehen." Logan hielt mir seine Hand hin.
Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich mit ihm mitgehen sollte oder nicht. Unsicher sah ich von seiner Hand zu Sherlock, der Logan genausowenig aus den Augen lies wie er ihn. Egal, wie wenig Sherlock sich um mich kümmerte, ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte und er die meiste Zeit mit allem, was er sagte, recht hatte. Ich spürte Joans Hand auf meiner Schulter:"Komm wir gehen nach Hause. Es gibt Neuigkeiten, die du hören wollen würdest. Ihr könnt auch noch an einem anderen Tag zum Weihnachtsmarkt."
Logan drehte ruckartig seinen Kopf und starrte Joan nun genauso bedrohlich an wie Sherlock zuvor.
"Du bist genauso verletzt, Logan. Mit diesem Blutverlust wirst du noch dein Bewusstsein verlieren.", sie machte eine kurze Pause, in der sie mit gerunzelter Stirn überlegte,"komm auch mit, Logan. Ich werde dich verarzten." Er spannte sich an, was Joan sofort bemerkte:" Nur verarzten, danach kannst du wieder gehen, wenn du willst."
Er funkelte erst sie, dann Sherlock und zum Schluss mich an:"Hast du es ihnen gesagt?"
Ich schüttelte eilig den Kopf. Er überlegte noch etwas weiter und nickte schließlich:"Aber nur wenn ihr dafür sorgt, dass mir Kenji und Danger vom Hals bleiben."

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt