Kapitel 26

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Schweigend liefen wir die Treppe hinunter und kamen ins Wohnzimmer, wo Sherlock bereits auf seinem Sessel auf uns wartete. Nachdem er uns anwieß uns ebenfalls zu setzten, ich den Boden aber erneut vorzug, klatschte er einmal in die Hände. "Nun, wo wir alle zusammen sind, können wir endlich anfangen und das würde ich gerne mit einer Erklärung.", er sprach so neutral wie möglich, doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er nicht gerade glücklich mit der Situation war. Wie drei schuldige Kinder, wichen sowohl Danger, Kenji, als auch ich seinem Blick aus.
"Wie viele weitere Gäste darf ich in meinem Heim willkommen heißen?"
"Keine!", rief ich empört," du klingst ja, als ob ich sie alle einlade hier zu wohnen!"
"Tust du nicht?", fragte er.
"Natürlich nicht!"
Daraufhin fixierte er Kenji mit seinem Blick:"Und du versuchst deine Freunde abzustechen, sobald sie sich deinem Versteck nähern?"
Kenjis Kopf schoss hoch, sein Gesicht war rot angelaufen:"Was unterstellen Sie mir eigentlich! Ich dachte Sie wären auf meiner Seite."
Sherlock hob leicht seine Augenbrauen, sah ihn jedoch weiter unverändert an.
"Was wollen Sie eigentlich von mir?!", fauchte er.
"Eine Erklärung.", erwiderte er.
"Es war 'ne private Angelegenheit.", gab er endlich kleinlaut nach. Nachdem Sherlock ihn weiter unverändert beobachtete, sprach er weiter:" Es war wirklich privat."
"So privat, dass du mit einem Messer auf ihn losgehen musstes?", fragte Joan, doch ihre sonst so sanfte Stimme hatte einen vorwurfsvollen Ton dazu bekommen.
"Ja.", erwiderte er knapp.
Ich runzelte verstört die Stirn:"Du hättest ihn töten können!" Kenji betrachtete die Hände in seinem Schoß und murmelte etwas unverständliches, bevor er schwieg. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus, während niemand etwas sagte.
"Wird das eine Dauerbeschäftigung von dir, dass du dich unseren aufgestellten Regeln wiedersetzt?"
Kenji erwiderte nichts, sondern starrte weiterhin auf seine gefalteten Hände.
"Eine Antwort wäre wünschenswert, dann können wir unsere Arbeit daraufhin anpassen." Weiterhin Stille. Sherlock erhob sich, wie immer sehr abrupt, und marschierte zu seinem Schreibtisch, blätterte durch Zettel, Akten und Notizen und kehrte mit einem Bündel Zettel wieder zurück auf seinem Sitzplatz. Niemand sagte etwas, denn niemand wollte Sherlock in seinen Gedanken unterbrechen, bis Sherlock eine abweisende Handbewegung machte. Kenji, Danger und ich sprangen förmlich auf, wobei Kenji sofort zusammenzuckte und sich wieder erschöpft auf die Couch fallen ließ.

"Noch nicht so schnell." Sofort froren wir in unseren jeweiligen Positionen ein. "Es gibt Neuigkeiten. Das Department hat eine Razia vorgenommen, sie erwischten jedoch nur eine verwüstete Halle und nicht Hersteller oder Verkäufer." Kenji fluchte leise.
"Trotzdem waren die Informationen, die du, Kenji, uns gegeben hast, sehr hilfreich. Da die Polizei jedoch des weiteren keine Hinweise auf den Verbleib von den Herstellern und Verkäufern hat, würde ich gerne die Namen und möglichen Aufenthaltsorte von dir erfahren." Langsam schaute er auf und starrte Sherlock durchdringend in die Augen:" Ich verpfeif doch nicht meine Freunde!"
"Fragwürdig wie viele dieser wirklich Freunde sind."
"Trotzdem verpfeif ich nicht meine Freunde oder meinen Boss! Wenn Sie doch so schlau sind, können Sie sicherlich mehr als nur die Halle finden! Ich bin nur hier bis es wieder safe draußen ist und ich nicht hinter jeden Straßenecke verprügelt werde!"
Sherlock zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder seinen Zetteln zu, während Joan sich langsam in die Küche geschlichen hatte. Auch ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück zu Logan, also schlich auch ich leise in den Flur. Es erklang keine Widerrede also schlüpfte ich in mein Zimmer und zog leise die Tür hinter mir zu.

Erwartungsvoll drehte ich mich um, er schlief immer noch auf meinem Bett, was mich erleichtert aufatmen ließ. Innerlich verschwand die leise Angst, dass er sich aus den Staub machen würde, sobald ich ihn nicht mehr im Blickfeld hatte.
Leise setzte ich mich neben ihn und strich vorsichtig mit meinen Fingern über seine Hand.
"Du bist wieder da?", murmelte er und blinzelte mich aus verschlafenen Augen an. Ich nickte lächelnd:"Wie gehts dir?"
"Den Umständen entsprechend." Er strich mit seiner anderen Hand über den Rest meines Bettes:"Leg dich zu mir."
Seufzend lächelte ich und kletterte vorsichtig über seine Beine, bevor ich mich neben ihm auf meine weiche Madraze und die ranzige Decke fallen lies. Es fühlte sich an, als ob mein Körper von einer inneren Wärme erfüllt wurde, so glücklich machte es mich ihm so nahe zu sein. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und umschlang sie mit meinen Händen, bevor ich sie an meine Brust presste. Eine Weile lag ich einfach so da, lauschte mit geschlossenen Augen seinem Atem und spürte seine kühle Hand in meiner.

"Deine Hände sind so kalt.", gab ich von mir. "Mhm", stimmte er zu. Vorsichtig hob ich seine Hand vor mein Gesicht und betrachtete sie genauer. Sie war bleicher als meine, aber was mich weit aus mehr beunruighte, waren die Narben mit denen seine Hand überseht war. Schnell setzte ich mich auf, was Logan zusammen zucken ließ. Erschrocken sah er mich mit großen Augen an. "Was ist?", fragte er erschrocken. "Deine Hand ist ja voller Narben!", erwiderte ich und hielt ihm seine Hand vor die Nase. "Ja." erwiderte er, als ob er einen interessanten Fakt zustimmen würde. "Woher hast du die alle?!"
"Hm... Weiß nicht mehr."
"Wie kannst du sowas vergessen?! Guck dein Ringfinger ist richtig krumm hier!", ich demonstrierte ihm seinen Ringfinger neben meinem. Erneut stimmte er aufmerksam zu, doch bevor ich erneut etwas erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Verwundert blickte ich auf, bevor ich verständnislos zur Tür starrte. Wie ein häufchen Elend stand Kenji in der Tür und starrte seine Füße an.
"Joan hat Pasta gemacht. Falls du... und er hunger haben."
"Klar.", erwiderte ich vorsichtig und kletterte erneut über Logan, bevor ich mich an Kenji vorbei herausschob. Er hatte bereits eine Schüssel Pasta und verkroch sich damit in seinem Zimmer, während ich die Treppe herunter lief, und mit zwei Portionen bewaffnet wieder in meinem Zimmer verschwand.

"Ich hab dir was mitgebracht.", erneut kletterte ich über ihn und kniete mich neben ihn aufs Bett. Logan beobachtete mich lächelnd, doch ich stellte seine Schüssel lediglich neben ihm ab und verschlang meine Portion. Vor so viel Aufregung hatte ich ganz vergessen, was für einen Hunger ich eigentlich hatte.
"Ich dachte, du würdest mich füttern...", sagte er fast traurig. Ich grinste ihn an, glücklich über die warme Mahlzeit in meinem Magen:" Das kannst du vergessen, und wenn du nicht aufpasst, ess ich deine Portion auch noch!"
"Du hast was zwischen den Zähnen.", erwiderte er nüchtern. Erschrocken wandte ich mich ab, während ich versuchte, welches Gewürz auch immer, aus meinen Zähnen zu kriegen. Als ich mich mit einer Tomate als Gesicht wieder umdrehte, lächelte mich Logan unschuldig an.
"Hör auf so zu grinsen!", erwiderte ich schnippisch.
"Nur wenn du mich fütterst."
Verstörrt sah ich auf ihn hinab.
"Was denn? Ich wurde noch nie von einem Mädchen, geschweige denn meiner Freundin gefüttert... Dafür, dass wir schon so lange zusammen sind...."
Sprachlos und weiterhin rot wie eine Tomate starrte ich ihn an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 19, 2020 ⏰

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Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt