Kapitel 11

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Wir blickten uns kurz schweigend in die Augen. "Ich würde nur gerne wissen, ob sie an einem Kuppon für die Pizzeria hier die Straße runter interessiert sind.", er hielt mir einen Stück Papier vor die Nase. Wie ein Roboter griff ich danach und nickte langsam. "Vielen Dank.", er lächelte freundlich, bevor er dann in den Strom der vorbei laufenden Menschen verschwand. Neugierig blickte ich auf den Zettel. Eine riesige Pizza war darauf abgebildet. Davor befanden sich Kästen mit den Wochentagen und darunter stand wann man auf was Rabatt kriegte. Ziemlich unspannnend, wie ich feststellen musste, deshalb knickte ich den Zettel in der Mitte und ließ ihn in meiner Tasche verschwinden.

Ich war bereits auf dem Weg nach Hause, wobei ich die ganze Zeit das Gefühl nicht loswurde, beobachtet zu werden, aber das konnte ich mir genauso gut einbilden. "Sag mal, hast du vor zu der Pizzeria zu gehen?" Ich stoppte. Die Stimme hinter mir kam mir irgendwie bekannt vor. Doch ich wusste nicht wem ich sie zuordnen sollte. Die Person überholte und stellte sich dann vor mir. Nun wusste ich wem diese Stimme gehörte. Brian. "Also wenn du den nicht brauchst, kann ich den ja sicherlich haben, oder?", er beugte sich grinsend zu mir hinunter. Sein Atem stank nach Alkohol und Zigaretten, weshalb ich mir das Würgen unterdrücken musste. "Klar.",brachte ich aus zusammen gebissenen Zähnen heraus,"warum verfolgst du mich schon so lange und hast mich nicht einfach schon viel früher angesprochen?" "Keine Ahnung.", er zuckte mit den Schultern und spielte mit seiner Zunge seinem Piercing an der Unterlippe herum, "ich dachte, dann kann ich mal gucken wie du so wohnst. Logan sagt ja schließlich nichts über dich... Das hat er bei den anderen Mädchen um ehrlich zu sein auch nicht gemacht..." "Anderen Mädchen?", flüsterte ich. Er blickte erneut auf mich herab, seine blauen Augen blitzen freudig auf:"Ach weißt du, hin und wieder kam mal so ein Mädchen mit ihm. Alle ganz nett und echt schön." Ich schluckte und blickte betroffen auf seine Schuhe. Ich spürte einen Arm um mich und wurde kurz darauf von Brian heran gezogen. Eindeutig viel zu nah. Der Zigarettengestank betäubte meine Nase. Seine Lippen berührten mein Ohr, als er sprach:" Aber keine Angst, ich kann dich trösten. Wann immer du willst." Seine Hand rutschte langsam meinen Rücken herunter. Ein Schauer überlief mich. Mit einen gewaltigen Ruck löste ich mich von ihm. Ich schüttelte mich und blickte ihn angewidert in die Augen. Er lachte hell auf:" Du bist gar nicht mein Typ, keine Angst. Ich wollte nur deinen Gesichtsausdruck sehen." Dann veränderte sich seine Stimme, das man sie kaum wieder erkannte, als er sprach:"Was ist mit Kenji? Kommt er zum Treffen morgen? Die anderen machen sich Sorgen." "Was ist mit Logan?", fragte ich vorsichtig, wagte aber immer noch nicht ihn wieder in die Augen zu gucken. "Keine Ahnung. Hab den nicht mehr getroffen. Kannst ja morgen mitkommen, vielleicht ist er ja da." Ich schüttelte den Kopf:"Nein danke... Ich weiß auch nicht, ob Kenji kommt. Wahrscheinlich aber eher nicht." "Ok... Und der Kuppon?" "Achso klar.", ich kramte in meiner Jackentasche den Zettel hervor und überreichte ihm diesen. "Cool danke.",er nahm den Zettel und verstaute ihn in seiner Jackentasche, bevor er auch seine Hände dorthin legte,"man sieht sich." Er ging und ließ mich wieder allein.

Bis ich mein Zuhause erreichte, wurde ich auch nicht weiter gestört. Als ich jedoch die Treppen zur Haustür hochlief, kam mir jemand entgegen. Es war Detektiv Bell. "Addison. Schön dich wiederzusehen.", sagte er lächelnd, hielt jedoch nicht für ein Gespräch an, sondern schritt an mir vorbei und wünschte mir noch einen schönen Tag, bevor er in seinem Wagen stieg und davon fuhr. Detektiv Bell hatte die Haustür offen gelassen, weshalb kleine Schneeflocken hinein wehten. Ich schloss die Tür hinter mir und trug die Einkäufe in die Küche. Dort sortierte ich sie in die passenden Orten und lauschte dabei der Stille. Sherlock, Joan und Kenji mussten wohl irgendwo hin gegangen sein.
Sie kommen schon zurück, wenn die fertig sind. Sprach ich mir aufmunternd zu, aber trotzdem war ich nervöser als sonst.
"Was wollte Brian von dir?" Mein gesammter Körper verkrampfte sich. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich alleine war und diese Stimme dürfte erst recht nicht hier sein. Fieberhaft überlegte ich, was ich tun sollte. Polizei rufen? Das wäre vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich sollte mich wahrscheinlich dem stellen, was auf mich zu kommt, schließlich bin ich dafür auch verantwortlich. Aber ich könnte auch einfach die Treppen hoch rennen und mich in meinen Zimmer einschließen, aber das wäre vielleicht ein bisschen übertrieben.
"Also?"
Ich drehte mich in Zeitlupe um. Meine Gedanken überschlugen sich. Was soll ich sagen? Gegenfrage stellen? Einfach ehrlich antworten? Weg rennen?
Als ich mich um hundertachtzig Grad gedreht hatte, blickte ich erst nur auf meine Füße. Ich atmete tief durch und blickte dann auf. Der Person direkt in die Augen.

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt