Kapitel 16

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Unsicher stapfte ich an Joan und Sherlock vorbei in den dunklen Keller, hinter mir hörte ich Joan und dann Sherlock, der die Tür wieder zu zog und einen Lichtschalter betätigte. Der Kellerraum war beinahe leer und erinnerte mich eher an einen privaten Gefängnis. In einer Ecke lag eine benutzte Madraze auf dem Boden mit einer unordentlich zusammengelegten Decke. Gegenüber davon standen ein paar Kartons, die geöffneten waren und haufenweise hinein gestopfte Papiere enthielten. "Geh die Treppe hoch.", wies Sherlock an, ob Joan oder ich, war für mich nicht deutlich. Joan drehte sich zu mir und lächelte aufmunternd, also konnte nur ich gemeint sein. Vorsichtig ging ich die Treppe hoch und versuchte keinen Laut von mir zu geben, es war eine ziemlich dumme Idee von Sherlock mich einfach so hoch zu schicken. Ich wusste nicht, was ich dort oben machen, beziehungsweise stehlen sollte. Vielleicht kidnappen wir auch gerade jemand, dachte ich. Trotzdem war ich die schlechteste Wahl, die als erstes nach oben gehen sollte, und ich glaube das wussten wir alle.
Als ich die Tür, die zum Rest des Hauses führen würde, erreichte, atmete ich noch ein paar Mal tief durch. Mein Füße schmerzten ein wenig, wahrscheinlich hatte ich mich bei meinen kurzen Sprints vertreten.
Langsam drückte ich die Türklinke hinunter und schob die Tür langsam auf, während ich vorsichtig durch den Türschlitz lugte. Alles war dunkel im Erdgeschoss, doch ich konnte einen Tisch erkennen, der vor einer Wand voller Zetteln, Bildern und Post it's von einer kleinen Schreibtischlampe beschienen wurde. Sofort stieß ich die Tür ganz auf, diese Konstellation von Gegenständen kannte ich zu gut, um es verwechseln zu können. Wir waren in Sherlocks Haus.
Wir sind in unser eigenes Haus eingebrochen, stellte ich geschockt fest, wie albern ist das denn.
Hinter mir kamen Joan und Sherlock die Treppe runter und ich schaute sie empört an. Joan bestätigte den Lichtschalter, der etwas entfernt von der Tür war. Das schnell entstehende Licht sorgte dafür, dass ich kurz meine Augen zusammen kniff, welche noch immer an die Dunkelheit gewöhnt waren. "Warum sind wir in unser eigenes Haus eingebrochen?", fragte ich empört. "Sicherheitsmaßnahmen.", erklärte Sherlock knapp und verschwand bereits in die Küche. Natürlich, dachte ich, dass hätte ich mir auch selbst zusammen reimen können. "Wurden wir etwa verfolgt?", rief ich ihm hinterher, doch ich erhielt keine Antwort. Ich biss meine Zähne zusammen und überlegte, ob ich ihm folgen sollte oder nicht, doch eine Entscheidung brauchte es nicht, denn er kehrte eben wieder zurück. "Es war zu vermuten.", sagte er, während er einen Schluck aus seiner mitgebrachten Kaffeetasse nahm. "Und warum war es zu vermuten?"
Er starrte mich ausdruckslos an. Erst nach mehreren zähen Sekunden, raffte er sich für eine Antwort auf:"Du bist in ein Haus eingebrochen, das vermutlich der Hotspot für eine bestimmte Gang, welche sich wiederum mit Drogen finanziert, ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass du und Logan verfolgt wurdet, ist genauso hoch, wie, dass du auch danach verfolgt wurdest. Ist dir denn nichts aufgefallen, als du durch die Straßen geschlendert bist?" Verlegen senkte ich den Kopf, ich hatte natürlich darüber nachgedacht und mich auch echt unwohl gefühlt, aber ich dachte, Sherlock könnte mir versichern, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte.
Sherlocks Schritte entfernten sich erneut und ich trottete trostlos in mein Zimmer.
Erschöpft ließ ich mich aufs Bett fallen, kramte mein Handy und ein paar verknotete Kopfhörer heraus. Genervt entknotete ich sie so gut es ging, steckte sie in meine Ohren und machte Musik an. Mein Herz fühlte sich schwer an. Wie gerne würde ich jetzt mit Logan sprechen. Ihn einfach anzurufen und darauf zu warten, dass seine besorgte Stimme ertönte und fragte ob alles in Ordnung sei. Ich lächelte traurig. Er war immer so süß zu mir, dass es immer angenehm war mit ihm Zeit zu verbringen. Aber nach dem, wie er sich heute verhalten hatte, wollte ich ihn nicht hören und auch nicht mehr sehen. Diese Seite von ihm gefiel mir ganz und gar nicht und obwohl ich ihn liebte, wollte ich nicht die ganze Zeit Angst davor haben, was er als nächstes tun könnte. Ich atmete tief aus, es war zum verzweifeln, wir hatten uns gerade wieder vertragen und jetzt ging es schon in die nächste Krise über. Ich wollte nicht, dass es in einer on and off Beziehung endete, aber wenn es so weiter gehen würde, müsste ich darüber nachdenken, es zu beenden. Es brach mir das Herz. Ich wollte Logan nicht verlieren, er war wunderbar, lustig und nett, aber ich konnte ihn gleichzeitig so schlecht einschätzen. Nachdem, was letztes Jahr passiert war, hätte uns das doch noch enger zusammen schweißen sollen, aber es fühlte sich eher an, als ob ich ihn langsam verlieren würde. Ich brauchte ihn und ich hoffte er wusste es, wie viel er mir bedeutete. Wütend rollte ich mich von meinen Bett, fing mich aber vor einen schlimmen Sturz ab. Ich würde jetzt einfach schlafen gehen und abwarten. Was anderes fiel mir frustrierender Weise nicht ein, also würde ich mich ab morgen wieder auf das wesentliche konzentrieren:Kenjis Problem. Und ich würde Kenji beistehen und mich wie ein guter Freund verhalten und ihm beistehen! Ich nickte mir selbst zu, das war die richtige Einstellung.
Von meiner eigenen Motivation ergriffen ging ich ins Badezimmer, machte mich Bettfertig und schlüpfte danach stolz ins Bett. Morgen würde ich produktiv werden und nicht jemanden hinterher heulen, nur weil er gerade mal nicht da ist.

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt