Kapitel 13

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Der schwarze Wagen bretterte an mir vorbei, wirbelte meine Haarsträhnen auf und drückte mir die kalte, aufgewirbelte Luft ins Gesicht. Gespannt beobachtete ich den Wagen, der jedoch nicht anhielt, sondern ohne groß zu bremsen um die nächste Kurve raste und aus meinen Sichtfeld verschwand.
Ich empfand es als schlechte Idee, sowas im Winter zu machen... Ist rutschig wenn Schnee gefallen ist.
Mein Blick schweifte über die Straße, blieb jedoch am Haus hängen, in dem Logan verschwunden war.
Im Haus daneben wurde das Licht angemacht, durch ein großes Fenster konnte ich sehen, wie zwei Kinder um einen Erwachsenen herum tollten, während dieser eher erschöpft aussah, nicht so fröhlich, wie die beiden kleinen Mädchen. Lächelnd beobachtete ich die drei, obwohl der Vater erschöpft aussah, schien er trotzdem glücklich zu sein.
Meine Gedanken schweiften zu meinem Vater. Ich bin komplett ohne ihn aufgewachsen, hörte nur hin und wieder von meiner Mutter Geschichten eines Idioten, der mit seinem Leben nicht klar kam. Nie hatte ich genau Details erfahren und eigentlich nur durch die Geschichten meiner Mutter angefangen ihn zu missachten. Doch jetzt wo ich das zweite Mal bei ihm bin, kann ich verstehen warum meine Mutter niemals Details erzählt hat. Es ist nun mal alles kompliziert, was ihn umgibt. Ich kann seine Sichtweisen nicht nachvollziehen und erklären tut er ja auch relativ wenig, doch trotzdem kann Joan mit ihm auskommen und Kenji ebenfalls. Warum können sie das und ich nicht? Er verbringt mehr Zeit mit ihnen als mit mir, aber das heißt wahrscheinlich, dass er mich einfach nicht so gern hat. Wenn man es aber so sieht, warum hat er mir dann überhaupt erlaubt erneut die Ferien bei ihn zu verbringen?
Ich seufzte leise. Ich würde gerne seinen Kopf verstehen und über die Fälle hören, die er gelöst hat und all das, aber wie sollte ich ihm das erklären? Er ist immer beschäftigt mit was auch immer und Joan ist immer an seiner Seite. Ich möchte nicht vor ihr stehen und mit meinen Vater sprechen. Ich weiß nichtmals, wie ich ein Gespräch über seine Vergangenheit überhaupt herauf beschwören könnte.
"Was machst du? Steh auf.", Logan stand plötzlich vor mir, seine Stimme klang abweisend und kalt, sodass mir ein Schauer den Rücken entlang lief. Seine dunklen Augen glitzerten wütend im Licht der Straßenlaterne. Mir ist es gar nicht aufgefallen, wie schnell es dunkel geworden ist. Ich handelte Logan nicht schnell genug, er packte meinen Arm und zog mich mit Gewalt hoch. "Aua! Das tut weh!", wütend versuchte ich meinen Arm aus seinen Griff zu befreien, leider vergeblich. Er hielt meinem Arm noch fester gepackt und zog mich mit sich, weg vom Haus. "Logan! Du tust mir weh! Hör auf!", sagte ich panisch, doch Logan beachtete mich nicht, sondern schaute einfach auf dem Weg vor ihm.
"Das scheiß Auto ist vorbei gefahren.", knurrte er,"und du hast so ein Theater gemacht." Ich stolperte neben ihm her, mein Arm wurde langsam taub, so sehr drückte er die Blutzirkulation ab. "Ja... Ich weiß und es tut mir auch leid, aber es kam so angerasst, da dachte ich es würde zum Haus wollen." Logan blickte immer noch wütend auf dem Weg vor sich:"Du hast die ganze Mission zerstört! Die ganze Vorbereitung war für den Arsch!" "Logan! Lass meinen Arm los du tust mir weh.", mir kamen Tränen in die Augen. Ich wagte einen erneuten Versuch, meinen Arm zu befreien, wieder vergeblich, auch als ich versuchte stehen zu bleiben, riss er mich einfach weiter. So hatte ich Logan noch nie erlebt, er war immer nett und charmant, aber noch nie so wütend. Er hörte mir nichtmals richtig zu. "Logan!", schrie ich, mein Arm war bereits taub und mit der Wucht, mit der er mich mit sich zog, könnte man meinen, er wollte meinen Arm abreißen. Wütend ließ er los und stapfte weiter, schimpfte dabei vor sich hin, während er die Hände zu Fäusten geballt hatte. Ich rieb mir meinen tauben Arm, es hatte sich so angefühlt, als ob er meine Muskeln platzen lassen wollte. Langsam folgte ich ihm, während ich nervös meinen Arm rieb. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
An der Straßenecke angekommen, ich war ein paar Meter hinter ihm, holte er plötzlich aus und schlug mit voller Wucht mit seiner Faust gegen eine Hauswand. Ein lautes Knacken ertönte, ob es von der Hauswand oder von Logans Hand kam, war nicht auszumachen. Erschrocken blieb ich auf der Stelle stehen, Logan entfernte seine Hand wieder von der Wand und betrachtete seinen Handrücken. "A-alles ok?", fragte ich leise. Im schwachen Licht sah ich, wie seine Hand glänzte, wahrscheinlich Blut. Logan atmete tief durch, ich hörte wie er laut Luft ausstieß. "Ja.", knurrte er und setzte seinen Weg fort. Dann blieb er plötzlich stehen und drehte sich zu mir um, ich stand immer noch, wie angewurzelt, auf derselben Stelle. "Warum läufst du so weit hinter mir?", seine Stimme verließ langsam der bedrohliche Ton, doch ich war zu verängstigt, um mich weiter zu bewegen, geschweige denn etwas zu sagen. Ich fühlte mich unwohl ihm ins Gesicht zu schauen und wendete meinen Blick auf meine Schuhe. Seine Schritte kamen plötzlich näher, bis seine Schuhe direkt vor meinen standen. Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern. "Alles ok mit dir?", fragte er, aber es klang erzwungen, als ob es ihm eigentlich egal war. Sollte ich ihn anlügen oder ihm sagen wie verängstigt ich war? Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und entschied mich für die erste Variante. Langsam nickte ich. "Gut.", sagte er und griff nach meiner Hand. Er zerdrückte sie zwar nicht so stark, wie meinen Arm zuvor, zog mich jedoch bestimmt weiter. Als er anfing zu pfeifen, wagte ich es meinen Blick wieder zu heben. Ich betrachtete sein Gesicht von der Seite, die Wut war aus seinen Augen gewichen und er wirkte beängstigend gelassen.

Die Tochter eines "besonderen" Menschen TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt