Kapitel 6

945 49 2
                                    

Sam musste gegangen sein, als ich kurz geschlafen hatte, denn als ich wieder erwachte, war er verschwunden

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sam musste gegangen sein, als ich kurz geschlafen hatte, denn als ich wieder erwachte, war er verschwunden. Ich machte mir keine Sorgen. Warum auch? Der Mann war alt genug, um auf sich selbst aufzupassen, und mein Name war nicht Dean.
Ich erhob mich langsam vom Bett. Dean schlief seelenruhig auf dem Sofa. Ich musterte das schlafende, friedliche Gesicht des Winchesters. Er machte sich so viel Sorgen um seinen Bruder. Einerseits war das natürlich nachvollziehbar, andererseits ging es manchmal etwas zu weit.
Der Fernseher lief noch und ich schaltete ihn aus, bevor ich zur Küchenzeile lief. Dort lag ein Zettel: Bin in ein paar Tagen zurück. Mir geht's gut. Sam. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und ergriff mit zittrigen Händen die Flasche Whiskey und die Schlaftabletten. Alkohol und Tabletten - ich wusste, dass das keine gute Idee war, doch nahm ich beides zu mir, in der Hoffnung, einmal durchschlafen zu können und keine Albträume zu haben.
Ich legte mich wieder ins Bett. Ob ich nun schneller einschlief als sonst, konnte ich nicht sagen, denn schien jegliches Zeitgefühl wie ausgelöscht. Doch was ich wusste, war, dass weder die Tabletten noch der Alkohol gegen die Träume halfen:
»Kommst du heute zur Party von Shawn?«, fragte mich meine beste Freundin Anna, als es zum Ende der Stunde geklingelt hatte.
Ich schmiss unachtsam meine Sachen in die Tasche und legte mir den Riemen über die Schulter. »Du weißt, was ich von Partys halte.«
Anna verzog gespielt schmollend das Gesicht. »Bitte, Catherine. Es wird wahrscheinlich eine der letzten Partys vor den Ferien sein.«
»Und es wird mich deswegen nicht umbringen, wenn ich nicht hingehe«, entgegnete ich mit einem Grinsen, »denn wie wir Shawn kennen, feiert er in den Ferien genügend.«
»Die ganze Schule wird kommen, sogar einige, die bereits vor Jahren abgegangen sind.« Sie boxte mir gegen die Schulter. »Da sind bestimmt ein paar heiße Jungs dabei.« Sie zwinkerte schelmisch.
»Mich interessieren keine Jungs«, meinte ich genervt.
»Cat, bitte ...« Anna sah mich mit einem flehenden Blick an und ich seufzte.
»Ich werd's mir überlegen.«
Meine Freundin ließ einen lauten Freudesschrei von sich und riss mich in eine enge Umarmung. Dann löste sie sich von mir und verließ breit grinsend den Raum.
»Heute Abend, ja?«, sagte sie noch, bevor sie aus meinem Sichtfeld verschwand, so dass ich nicht mehr darauf reagieren konnte.
Ich seufzte nur auf und verließ dann das Schulgebäude. Ich lief den gewohnten Weg nach Hause und bog nach einer Weile in einen sandigen Nebenweg ein, eine Abkürzung. Wie so oft hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, und unruhig blickte ich mich um. Doch da war nur ein Junge, vielleicht ein wenig älter als ich, in einer braunen Lederjacke. Er verließ gerade ein Motelzimmer, sein Blick war auf mich gerichtet. Seine blond-braunen Haare trug er hochgegelt, den Kragen seiner Lederjacke schlug er hoch. Er lächelte mir leicht zu, doch abrupt wandte ich mich ab und beschleunigte mein Tempo.

»Sam, er ist abgehauen.« Deans panische Stimme riss mich aus dem Schlaf, aus einem Traum, der mich mit Schweiß getränkt hatte. Ich richtete mich mit pochendem Herzen auf und sah den Winchester telefonieren, sicher mit Bobby. »Das verheißt nichts Gutes ... Ja, aber normalerweise macht er so was nicht. Ich vermute, dass er sich irgendwo mit Luzifer trifft.« Dean nahm den Stock, den er in den letzten Wochen immer zum Laufen benutzt hatte, und stützte sich auf. »Und mich armen Krüppel hat er hier zurückgelassen.«
Er bemerkte, dass ich wach war und hob nur zur morgendlichen Begrüßung die Hand.
»Es ging nur die Mailbox an, sein GPS ist ausgeschaltet und er hat meinen Wagen geklaut ... Zu spät! ... Na, schön.« Dean legte auf und nickte mir zu. »Du hast mal geschlafen.«
Ich warf die Decke beseite und erhob mich. »Das ist nicht gutzureden.«
»Sam ist verschwunden.«
Ich fuhr mir mit der Hand über die Stirn. »Ich weiß. Hab' seine Nachricht heut Nacht gelesen.«
Entrüstest sah mich der Winchester an. »Wieso hast du mich nicht geweckt?«
»Weil Sam alt genug ist und auf sich selbst aufpassen kann«, meinte ich und bereitete mir ein Müsli zu.
»Und was, wenn er Luzifer hinterrennt und sich in den Tod stürzt?«
Ich beäugte den Winchester mit einem mahnenden Blick und ließ mich an dem Tisch nieder.
»Weißt du was? Du und Bobby, ihr könnt euch gerne den Preis für den ruhigsten und gelassensten Menschen der Welt teilen, aber ich werde gehen und Sam suchen.«
»Die Betonung liegt auf gehen«, sagte ich, ohne von meinem Müsli, in welchem ich unaufhörlich rumstocherte, aufzublicken.
Dean antwortete nicht, sondern nahm sich die Kreissäge von Bobby und schnitt sich den Gibs auf. Ich ließ ihn in Ruhe und begann stattdessen in der Zeitung zu lesen, die auf dem Tisch lag.
»Ich werd' mich jetzt auf den Weg machen«, verkündete Dean nach wenigen Minuten. »Du bleibst hier.«
»Es gibt hier 'nen Fall in der Nähe«, sagte ich nur und hob die Zeitung demonstrativ hoch. »Der Eispickelkiller ist zurück.«
»Nein, du bleibst hier«, meinte Dean. »Bobby hat gesagt, du bist gesundheitlich noch nicht fit, und deswegen wirst du nicht eher das Haus verlassen. Pass lieber auf, was unsere Leviathane machen.«
»Ich denke, Bobby hat dir gesagt, du sollst Sam in Ruhe lassen. Zu erzählen, dass ich auf Bobby hören soll, klingt aus deinem Mund, wie mit Füßen getreten«, entgegnete ich.
Dean hob den Finger. »Leviathane, hier.« Mit diesen Worten ließ mich der Winchester allein, und mit einem Seufzen schmiss ich die Zeitung zurück auf den Tisch. Ich startete einen erneuten Versuch, mein Müsli zu, doch stattdessen warf ich den Löffel in die Schüssel, so dass die Milch hochspritzte.
Ich nahm Sams Laptop und begann nach Leviathanen im Internet zu suchen. In der jüdisch-christlichen Mythologie wurden sie als Seeungeheuer dargestellt, das aus Teile eines Krokodils, eines Drachen, einer Schlange und eines Wals bestand. Auch gab es andere Mythen über diese Monster - sie wurden mit dem Teufel in Verbindung gebracht, als Allegorie für Chaos oder als eine der sieben Todsünden, der Neid. Doch all dies war völliger Unsinn, da ich jegliche Form schon selbst miterlebt hatte - und das war kein Leviathan.
Abgesehen von den unzähligen literarisch neuaufgefassten Theorien, fand ich in der dunkelste Ecke des Internets doch noch Artikel über diese Monster, wenn auch lückenhaft. Wie der Tod bereits erklärt hatte, waren sie die ersten von Gott erschaffenen Wesen, unabhängig von den Erzengeln, die bereits davor existiert hatten. Mehr als dass uns der Tod erzählt hatte, dass sie ins Fegefeuer gesperrt wurden, da sie sonst alles, was Gott erschaffen wollte, zunichte gemacht hätten, stand jedoch nicht da. Und so blieb die Frage, wie man diese Dinger besiegte, weiterhin offen.
Genervt klappte ich den Laptop zu, und da ich nichts mehr zu tun hatte, schaffte sich mein Kopf wieder seine eigenen Gedanken. In den letzten Wochen hatte ich so viel damit verbracht, um Cas zu trauern, dass die Gefühle für Dean vollkommen ferngeblieben waren. Doch nun schien es, als würde mein Kopf allmählich akzeptieren, dass Cas tot war und mein Herz hingegen zog mich weiter zu dem Winchester, oder eher zu den Worten, die Cas mir vor Monaten gesagt hatte: »Du liebst Dean.«
War es denn wirklich so? Damals hätte ich Ja gesagt, doch im Moment war ich mir nicht mehr sicher. Der Mann war so sehr mit seinem Bruder beschäftigt und ich mit meiner schwachen und zerbrechlichen Hülle, dass weder ihm noch mir Zeit geblieben war, sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Ich hatte Dean vor Jahren meine Liebe gestanden und er hatte auch Gefühle für mich gehabt, doch ich hatte ihn gehen lassen und er hatte sich neu verliebt. In Lisa. Er musste aufs Schmerzlichste erfahren, wie es war, wenn man Jemanden verlor, den man liebte, und nun war ich mir nicht sicher, wie er dies überwunden hatte. Ich wollte ihn nicht damit belasten, nicht mit den Gefühlen eines Ex-Engels, die mit seinem besten Freund in irgendeiner Art zusammengewesen war. Und um das klarzustellen: diese Beziehung bestand nur daraus, dass wir uns geküsst hatten. Aus nicht mehr.
Aber das war die Vergangenheit. Es zählte nun das Hier und Jetzt, und ich war nun fest entschlossen, Cas hinter mir zu lassen und nach vorne zu blicken. Und Cas hinter mir zu lassen, bedeutete auch, meinen Engel gehen zu verschließen.

1370 Wörter

Was sagt ihr zu dem Traum?

Wie würdet ihr Catherine vom Charakter her als Teenager einschätzen?

Danke noch einmal für so viel Feedback und Unterstützung. Das ist echt Wahnsinn! ❤

Ich habe auch gerade die Korrektur vom ersten Teil begonnen und werde das auch bald hochladen.

Falls ihr es noch nicht mitgekriegt haben solltet, fast alle meine eigenen Bücher habe ich auf diesem Account gelöscht und werden überarbeitet irgendwann auf Jule2300 zu finden sein. Dort werde ich nur meine eigenen Bücher hochladen und hier auf diesem nur meine Fan-Fiction.

Falls euch das interessiert, bleibt an dem Zweitaccount dran ❤😄

Broken One || Supernatural Staffel 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt