Kapitel 18

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Wenn der Damm brach, hatte man nur zwei Möglichkeiten: vom Wasser überschwemmt zu werden und zu trinken oder zu schwimmen und aufzutauchen

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Wenn der Damm brach, hatte man nur zwei Möglichkeiten: vom Wasser überschwemmt zu werden und zu trinken oder zu schwimmen und aufzutauchen. Doch die nötige Kraft zu finden und den Atem dafür zu haben, um den Weg zwischen Grund und Oberfläche überwinden zu können, war oft schwerer, als loszulassen und aufzugeben.
Ich stand in der Küche. Mein Blick war starr nach draußen gerichtet, während ich wie mechanisch das Geschirr abwusch. Ich befand mich noch auf dem Weg der Entscheidung, ob ich sinken und schwimmen sollte. In den letzten Tagen hatte ich das Haus nicht mehr verlassen, vielleicht waren es aber auch Wochen gewesen. Anfangs hatte ich auf Sams Anrufe reagiert; wir hatten nur knappe Gespräch geführt, bis ich ihn immer abgewimmelt hatte. Nun war der Akku meines Handys alle, ich hatte es nicht mehr aufgeladen.
Ich hatte gelogen gehabt. Ich hatte Bobbys Tod nie wirklich verarbeitet. Ich dachte, ich hätte es, doch nun war meine letzte Kraft für eine Maske der Gleichgültigkeit aufgebraucht, und nun war er wieder da, der Schmerz.
Mir ging es nicht gut, das wusste ich. Mein Tag bestand nur aus einer Abwechslung zwischen Trinken und Schlaf. Alles andere war nur nebensächlich.
Ein Auto hielt vor meinem Haus. Ein Mann stieg aus und lief die Stufen zu meiner Veranda hoch. Jemand spielte an meinem Schloss, dann wurde die Tür quietschend geöffnet. Ich ließ das Geschirr aus meiner Hand rutschen und ergriff das Gewehr, welches neben der Spüle stand.
Gegen die Wand gedrückt stand ich neben dem Türrahmen. Schwere Schritte erklangen, die Dielen knarrten. Ich hielt das Gewehr bereit zum Schlag fest, und als die Person sich mir genähert hatte, kam ich aus meinem Versteck heraus und schlug zu. Die Attacke wurde angefangen. Unsanft wurde mir die Waffe aus der Hand gedreht, so dass ich sie, um einen Knochenbruch zu vermeiden, losließ und unbeholfen nach hinten stolperte.
»Bleib ruhig. Ich bin's.« Sam Winchester stellte das Gewehr an die Wand.
»Bist du gerade in mein Haus eingebrochen?«, verlangte ich schwer atmend zu wissen.
»Ich hab' 'nen Abdruck von deinem Schlüssel«, erklärte der Mann.
Ich seufzte und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. »Und was willst du hier?«
»Es geht um Dean«, sagte Sam, ohne mit der Wimper zu zucken. »Oder eher um Dean und dich ...« Der Blick des Mannes fiel auf die unzähligen Flaschen Bier und den Whiskey. »Sag mal, wie viel trinkst du in letzter Zeit?«
»So viel, dass ich noch stehen und zuhören kann«, meinte ich. »Was ist mit Dean und mir?«
»Seit wann trinkst du so viel?« Sam schritt auf den Kühlschrank zu und öffnete diesen. Das Erste, was ihm auffiel, waren die anderen unzähligen Bierflaschen. »Was ist los mit dir?«
Ich zuckte nur mit den Achseln und daraufhin musterte mich der Winchester prüfend.
»Du willst deine Trauer in Alkohol ertränken, ist das nicht so?«, fragte er schließlich.
»Wenn, dann könnte ich sicher nicht mehr vor dir stehen«, gab ich zurück. Ich nickte dem Bier zu. »Es hilft mir, zu denken.«
Sam lachte ungläubig auf. »Das ist doch völliger Schwachsinn. Du trinkst aus demselben Grund wie Dean, um von der Realität abzukommen, damit ihr den Schmerz nicht spürt. Ihr beide habt echt mehr gemeinsam, als man glaubt ...« Den letzten Satz sagte er eher zu sich, und fassungslos schüttelte er den Kopf. »Eigentlich bin ich hierhergefahren, um dich um Hilfe wegen Dean zu bitten, aber anscheinend brauchst du genauso viel Hilfe wie er.«
»Was ist mit ihm?«, fragte ich und ging zum Kühlschrank, um ein Bier herauszuholen. Mahnend sah mich der Mann an. »Das ist nicht für mich«, sagte ich und reichte ihm die geöffnete Flasche. Dankend nahm er es an und setzte sich an den Tisch.
»Dir wird nicht gefallen, was du gleich hörst«, warnte er mich vor. Er atmete tief ein, als könnte ihm das den Mut geben, um das Folgende aussprechen zu können. »Du und Dean, ihr beide habt euch voneinander entfernt, seit der Sache mit Bobby. Das merkt sogar ein Blinder. Und du kennst Dean und seine Schwäche für Frauen. Und um das klarzustellen, er hat -«
»Wer war sie?«, fragte ich tonlos. »Irgendeine billige Schlampe aus 'ner Bar?«
»Eine Amazone«, sagte Sam.
»Eine was?«
»Amazone. Amazonen sind hübsche Frauen, die Männer verführen und mit ihnen ein Kind zeugen. Dieses Kind wird innerhalb von 36 Stunden geboren, und es sind ausschließlich Mädchen. Nach drei Tagen sind die Kinder bereits in einem jugendlichen Alter. Sie werden ausgebildet und müssen als Abschluss, um eine vollwertige Kriegerin zu werden, ihre Väter töten, indem sie ihnen die Hände und Füße abschneiden und ihnen das Amazonen-Symbol in die Brust ritzen.«
Entgeistert starrte ich den Winchester an. »Versuchst du mir gerade zu sagen, dass Dean mit einer Frau fremdgegangen ist und ...« Ich verarbeitete die Informationen noch mal. »Sag bitte nicht, dass er jetzt unfreiwillig Vater geworden ist ...«
Sam seufzte. »Einer der Gründe, warum ich hier bin.«
»Das darf doch nicht wahr sein«, rief ich. Dann stockte ich. »Warte, du meintest, die Väter werden getötet. Wieso bist du dann hier? Solltest du nicht auf Dean aufpassen?«
»Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, in mehr als nur bei dieser Sache, und da du nicht ans Telefon gehst, bin ich hergefahren.« Sam erhob sich. »Wir sollten also so schnell wie möglich los.«

»Okay. Was läuft falsch mit ihm?«, fragte ich, als ich im Wagen saß. »Abgesehen von seiner Ich-vögel-ne-andere-Frau-Ablenkungsphase.«
Sam seufzte. »Er trinkt viel, bildet sich ein, dass Bobby als Geist noch unter uns weilt.«
»Wir haben ihn verbrannt«, sagte ich.
»Ja, aber ...« Sam atmete tief durch. »Es ist Dean. Du kennst ihn.«
»Ja, leider ...« Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. »Seit Bobby tot ist, ist er nicht mehr derselbe. Er hat sich verändert. Er ist ein gebrochener Mann, und das Einzige, was ihn aufrechthält, ist die Rache an Dick Roman.«
»Dir geht es aber auch nicht so gut, oder?«, fragte Sam mich.
Ich wandte meinen Blick aus dem Fenster. Mein Spiegelbild starrte mir entgegen, dahinter erstreckte sich die pechschwarze Nacht. »Ich habe einen Weg gefunden, damit klarzukommen«, sagte ich, und das Wasser drückte mich hinunter.

Wir hielten auf dem Motelparkplatz. Zügig liefen wir auf das Haus zu und gerade als wir es betreten hatten, kam uns eine Frau entgegen.
»Detective«, sagte Sam, anscheinend kannte er sie. »Ich würd' mich gerne mit Ihnen unterhalten, aber leider müsen wir los.«
Wir liefen an ihr vorbei und da packte sie den Mann am Arm. »Sam Winchester«, meinte die Frau. Auf einmal liefen die Adern um ihren Augen rot an und die Iris wurde stechendgelb. Mit Kraft schleuderte sie den Mann von sich, so dass er unsanft zu Boden stürzte.
»Sam!«, schrie ich und hilflos sah ich mich um.
»Hilf Dean!«, befahl der Mann. Er warf mir die Zimmerschlüssel zu und ohne zu zögern rannte ich los. Ich übersprang die meisten Stufen. Schwer atmend erreichte ich das Zimmer, gedämpfte Stimmen drangen zu mir hervor. Ich hörte ein Mädchen wütend brüllen und Dean, der irgendetwas sagte.
Augenblicklich trat ich die Tür auf und mit erhobener Waffe betrat ich das Zimmer. Ein blondes Mädchen wandte sich mir zu, ihre Augen leuchteten gelb.
»Geh weg von ihm«, zischte ich.
Verzweifelt wandte sie sich an Dean. »Bitte, sie darf mir nicht wehtun.«
Dean ließ langsam seine Waffe sinken und sah das Mädchen entgeistert an, dann blickte er zu mir. Ohne zu zögern, schoss ich und tot stürzte sie zu Boden. Sam betrat schwer atmend den Raum, und kurz sah er zu der Leiche.
»Ich warte am Wagen«, meinte er, als er Deans und meine Blicke bemerkte, und ohne ein weiteres Wort verschwand er wieder.
»Cat, ich -«, setzte Dean an, wurde jedoch von mir unterbrochen.
»Was bin ich eigentlich für dich? Wer bin ich für dich?« Ich nickte der Leiche seiner Tochter zu. »Nur so eine weitere Ablenkung, damit du unter deinem täglichen Frust nicht erstickst?«
Der Winchester schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf. »Nein, ich -«
»Ich habe es ernst gemeint, Dean. Unsere Beziehung, ich habe alles ernst gemeint. Und einen kurzen Moment dachte ich, dass du das auch so siehst. Aber augenscheinlich hab' ich mich getäuscht.« Mit diesen Worten schritt ich über das Packet und verließ den Raum.

1360 Wörter

Cat und Dean ... Und da geht es bergab ...

Versteht ihr Cat? Und was haltet ihr von Deans Verhalten?

Broken One || Supernatural Staffel 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt