Erschrocken schaut Sam sie an:"Was?! Der Ungar?!" Als Mika fragt, wer das denn ist, antwortet Sam nur mit einem 'Das willst du nicht wissen' und verlässt mit Mika den Stall.
Oh nein. Der Ungar will mich holen. Das heisst nichts gutes. Ich kannte mal ein paar Pferde von früher, die vom Ungar abgeholt wurden und ich habe sie nie wieder gesehen. Ich werde verhindern, dass er mich holt. Und ich hoffe, Mika wird mir dabei helfen.
Einige Zeit vergeht, Sam kommt noch hin und wieder vorbei, um den anderen Pferden Futter zu bringen, doch er würdigt mich keines Blickes. Ich wiehere ein paar mal, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch bei jedem weiteren Wiehern macht Sam beim Vorbeilaufen einen größeren Boden um meine Box.
Ich schaue aus dem Box-Fenster in den großen Hof von Gut Kaltenbach, in dem immernoch gearbeitet wird; hier und da werden Pferde gestrichelte, andere Pferde stehen nur angebunden herum, manchmal läuft die ein oder andere Reiterin über den Hof, um irgendetwas zu holen. Aber nirgendwo sehe ich Mika.
Die Sonne steht bereits im Zeit und geht langsam unter, als ich Schritte höre. Das kann doch nur Mika sein. Bitte lass es Mika sein. Und tatsächlich: Mika kommt im Schlafanzug und auf Zehenspitzen mit ihren Hausschuhen in der Hand auf meine Box zugeschlichen. Wie immer löst ihr dasein eine unglaubliche Ruhe in mir aus.
Vor meiner Box lächelt sie mich einmal kurz an, dreht sich dann um und stellt sich auf einen Stuhl. Ich neige leicht meinen Kopf, weil ich wissen will, was sie macht. Hoffentlich fällt sie nicht runter. Der Stuhl sieht nämlich nicht sonderlich stabil aus, wie ich finde. Auf dem Stuhl streckt sie sich nochmal etwas, um über die Stallwand zu greifen. Aber wieso?
Kurz darauf steigt sie wieder ab und betrachtet zufrieden die beige Kordel mit einem Schlüssel daran in ihrer Hand. Sie steuert auf mich zu und schließt geschickt das Schloss auf, mit dem meine Boxtür verriegelt ist. Sie öffnet diese und kommt rein.
Erst jetzt fällt mir auf, dass sie eine Kiste voller Bürsten in der Hand hält. Mika nimmt einer der Bürsten aus der Holzkiste heraus und kommt langsam und ruhig auf mich zu.Nun streckt sie ihre Hand aus und legt vorsichtig die Bürste auf meinen Rücken. Dann fährt sie damit behutsam diesen entlang und kratzt dabei vorsichtig den Dreck von meinem Körper und bald darauf auch meinen Nasenrücken.
Das macht sie sehr lange und es scheint ihr Spaß zu machen. Außerdem hat sie die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen, als würde es sie glücklich machen, wenn sie mir hilft. Wenn sie mir etwas gutes tut. Als würde es ihr selbst gut tun.
Zwischendurch säubert sie die Bürste auch, und jedes mal fühle ich mich selbst dann irgendwie auch sauberer. Es sind bereits viele Stunden vergangen und Mika hat sich kein einziges mal hingelegt und eine Pause gemacht, geschweige denn geschlafen, aber sie sieht müde aus. Müde aber glücklich. Und es scheint, als möchte sie sich nicht hinlegen, bis sie mich komplett gesäubert hat.
Doch irgendwann tut sie etwas seltsames. Sie nimmt meine Lippen mit der einen Hand, spreizt sie etwas von meinen Zähnen weg, sodass diese zu Vorschein kommen, nimmt in die andere Hand eine ziemlich schmale Bürste und fängt an, meine Zähne zu....putzen. So etwas hat noch nie jemand bei mir gemacht, aber es ist lustig.
Als sich Mika bald darauf zufrieden gibt und sich - warum auch immer - in den Futternapf setzt, spüre ich ein leichtes Kitzeln auf meinen Nüstern. Ich schaue nach draußen und sehe langsam die Sonne aufgehen und wie die ersten Sonnenstrahlen Licht in Gut Kaltenbach wirft.
Ich schaue zurück zu Mika, die mit Heu in den etwas strubeligen roten Haaren und ihrem bisschen schmutzige Schlafanzug immernoch in meinem Futternapf sitzt. Sie lächelt mich zufrieden an und lobt mich, wie gut ich jetzt doch aussähe.
Wieder einmal drehe ich meinen Kopf leicht nach hinten und muss staunen. Mein dunkelbraun-schwarzes Fell schimmert im Sonnenlicht und meine schwarze Mähne ist von dem Heu befreit und gekämmt. Ich finde, der nächtliche Rundputz hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Dann schaue ich zur Boxtür. Wie gerne ich doch jetzt raus galoppieren würde... Mikas Stimme reist mich aus meinem kurzen Gedanke und spricht diesen gleich aus:"Du willst raus, oder?" Sie überlegt kurz, "Okay, aber nur kurz. Nur auf einen Spaziergang." Oh ja, das wäre so toll!
Kurzer Hand schiebt sie den Riegel beiseite und öffnet leicht die Boxtür. Vorsichtig stubse ich diese mit meinem Kopf etwas weiter auf, als mich der Übermut packt und ich losgaloppiere.
Oh man, Mika! Es tut mir echt so Leid, aber ich war schon so lange nicht mehr draussen! Ich renne die Stallgasse entlang und dann in den nun voll mit Sonnenlicht erhellten Hof des Gestüts. Das einzige, was ich noch höre, sind ein klirren einer heruntergefallenen Tasse, ein gestarteter Traktor und Mikas Stimme, die 'OSTWIND!' ruft, dann galoppiere ich aus dem Gestüt hinaus in die Freiheit.
____________________Heyy♡,
Nein ihr habt euch nicht verlesen, nach nur zwei Tagen kommt schon wieder ein neues Kapitel!! Yaayyy♡♡♡
Ich hoffe es gefällt euch, es ist auch dieses mal ein bisschen länger haha♡
Und es könnte auch in den Ferien sein, dass öfters Kapitel so hintereinander kommen, aber es kann dann auch mal eine Pause geben♡. Je nach dem, wieviel Lust ich habe zu schreiben♡.Ihr könnt mir ja gerne eure Meinung da lassen♡
Schöne Ferien euch allen♡,
LG Helene♡
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Ostwind-Wieso versteht mich keiner?
FanfictionEin Film. Umgeschrieben in die Sicht eines wilden Pferdes. "Wieso versteht mich keiner?" Das fragt der Hengst sich jeden Tag. Doch dann lernt er ein Mädchen kennen, dass anders ist als andere. Und das auf eine ganz besondere Art... -- Cover by: Maj...