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"Kyle was machen wir hier?" Wir stehen gerade wirklich vor einer Bibliothek. Als Kyle meinte, er will es wieder gut machen, habe ich an ein Essen oder etwas ähnliches gedacht, aber nicht, dass wir in eine Bibliothek gehen. 

"Ich habe gesagt, ich werde jetzt alles anders machen und dazu zählt, dass ich dir Vertraue. Was ich dir gleich zeigen werde, weiß niemand außer du und meine Familie." Er versucht sich wirklich wegen mir zu verändern. Ich beschließe, nichts zu sagen, sondern ihm einfach mit einem lächelnden nicken zu sagen, dass ich es gut finde. Worte haben schon zu oft Situationen zwischen uns kaputt gemacht, heute soll es anders werden. 

Als wir rein gehen, war es für diese Uhrzeit erstaunlich leer. Nur eine kleine Gruppe aus gemischten Altersklassen saß in einem Stuhlkreis zusammen. Anscheinend blieben wir nicht lange unentdeckt, denn alle Blicke liegen auf uns. Ein kleines, zierliches Mädchen strahlt, als sie Kyle erblickt und rennt auf ihn zu. 

Er fängt sie auf und sofort drückt das kleine Mädchen sich an Kyle heran. Er setzt sie liebevoll seitlich auf seine Hüfte und flüstert ihr etwas in Ohr. Leider so leise, dass ich nichts verstehen konnte aber beide lächeln daraufhin. 

"Fangen wir heute noch an?" Fragte eine alte Dame, mit einem leicht genervten Unterton. Trotzdem hat sie ein lächeln auf ihren Lippen. Ich frage mich wirklich, was diese Menschen mit Kyle zu tun haben. 

"Da ist jemand gespannt, wie es weiter geht." Sagt er mit liebevoller Stimme zu dem kleinen Mädchen. 

"Das ist übrigens Elena, meine Freundin." Seine Freundin? Bloß nicht zu viel wieder in etwas hinein interpretieren. Nun lagen alle Blicke auf mir und ich bringe nur ein Schüchternes Hallo heraus. Ich war noch nie begeistert davon, wenn ich im Mittelpunkt stehe. 

"Sie ist schön." Hörte ich das kleine Mädchen zu Kyle sagen. Was er daraufhin allerdings gesagt hat, habe ich nicht verstanden, da sie sich gemeinsam zu den anderen in den Stuhlkreis setzten. Kyle setzt das Mädchen auf seinen Schoß und holt ein Buch heraus. Er ließt? Ich hätte ihn jetzt eher für jemanden gehalten, der in einer Bad-Boy-Gang ist. Aber nicht für einen Jungen, der jungen und alten Menschen vorliest. 

"Willst du dich nicht zu uns setzten, Liebling?" Fragte mich die alte Dame, die vorhin noch genervt war. Leise setzte ich mich in die zweite Reihe und schaue dabei zu, was hier gerade passiert. 

Die Zuhörer hören gespannt Kyles sanfter und beruhigender Stimme zu. Niemand sagte einen Ton, alle Blicke liegen auf ihm. Ich kann meinen Blick auch nicht von ihm abwenden. Dieser Kyle gerade, ähnelt kein Stück dem unnahbarem und weg rennenden Kyle. 

Ich war zu sehr auf seine bewegenden Lippen und von der Situation fasziniert, dass ich nicht bemerkte, dass es anscheinend zu Ende ist. 

"Ich will nicht, dass sie sich trennen." Bricht das kleine Mädchen die Stille. "Ich werde mir ein Ende überlegen. Nächste Woche wissen wir, wie es ausgeht." Er schreibt also tatsächlich Bücher. Ich weiß nicht, was mich gerade mehr fasziniert. Die Tatsache, dass Kyle Bücher ließt oder, dass er so gut mit Menschen um gehen kann. 

Ich merke, wie innig die Beziehung zwischen all den Menschen hier ist und das will ich nicht stören. Ich habe genug gesehen und beschließe daher, leise aufzustehen und vor der Tür zu warten. Die kalte Luft, lässt meinen Verstand wieder klar denken und alle Gedanken und Eindrücke, die ich gerade gesammelt habe, zusammen zu fassen. Es fängt bereits an zu dämmern draußen, und die Luft ist kühl. 

Plötzlich wurde die Tür der Bibliothek aufgerissen und ein verzweifelter Kyle schaut sich um. "Wen suchst du?" Er blickt sofort in meine Richtung und kommt auf mich zu. "Dich, um ehrlich zu sein dachte ich, du bist gegangen." 

"Was? Nein. Wir haben gesagt, wir ändern uns und dazu zählt, dass wir nicht mehr weg rennen. Ich bin dir dankbar, dass du mir das gezeigt hast." Und das war ich wirklich. Ich bin ihm dankbar, dass er mir die Möglichkeit gibt, ihn besser zu verstehen. 

"Komm, lass uns nach Hause fahren." Im Auto herrscht nichts anderes, als Stille. Ich habe so viele Fragen an ihn, aber ich denke, es wäre unhöflich sie zu stellen. 

"zwei Fragen." Bricht Kyle die Stimme, woraufhin ich ihn anschaue. "Was?" "Du darfst mir zwei Fragen stellen, ich sehe doch wie es in deinem kleinen Kopf rattert." Ich muss lächeln, da ich noch nie gut war, irgendetwas zu verstecken.   

"Wer waren diese Leute?" Ich denke diese Frage bringt etwas Licht in meine Gedanken. "Die jungen Kinder kommen aus dem Kinderheim und die alten aus dem Pflegeheim. Einmal die Woche treffen wir uns Abends und ich lese ihnen vor." Er beeindruckt mich immer mehr. 

"Wer war dieses kleine Mädchen?" Anscheinend hat sie eine besondere Bindung zu ihm. 

"Sie heißt Mila. Ihre Eltern sind, seit dem sie ein Jahr alt ist gestorben und jetzt ist sie im Heim und somit auf unsere Gruppe gestoßen." Ich finde es immer wieder ungerecht. So vieles ist heutzutage vom Glück abhängig. Es fängt schon damit an, in welcher Familie man geboren ist und einige haben Glück und andere nicht. 

"Wir sind da." Unterbricht Kyle Mal wieder meine Gedanken. Dafür hat er wirklich ein Talent. Nun stehen wir beide in der klaren, dunklen Nacht und ich denke, es ist an der Zeit, dass ich die Stille breche. 

"Danke für diesen Tag, es bedeutet mir so viel, dass du mich mitgenommen hast. Ich hätte nie gedacht, dass du auch so sein kannst, aber.." Er unterbricht mich, in dem er seinen Zeigefinger auf meinen Mund legt. 

"Lass es uns nicht wieder kaputt machen." Sagt er und schaut die ganze Zeit auf meine Lippen. Sanft fährt er mit seinem Finger meine Lippe nach. Unsere Blicke treffen sich und wir sind uns näher als gedacht. Jedes Mal, wenn er mich so anschaut, bin ich ihm unterlegen. Mein Verstand schaltet sich komplett aus und es gibt nur noch diesen Moment. Ich schließe meine Augen, damit ich den Moment komplett genießen kann. Aber anstatt seine Lippen auf meinen zu spüren, treffen sie nur auf meine Wange. 

"Danke für diesen Tag." Flüstert er mit einer Sexy Stimme in mein Ohr, wodurch ich sofort eine Gänsehaut an meinem ganzen Körper verspüre. Und dann ist da wieder diese leere. Als ich meine Augen auf mache ist er schon etwas von mir entfernt. Ohne zu Überlegen, rufe ich seinen Namen und renne auf ihn zu. 

Worte können vieles falsch verstehen lassen, aber taten sprechen für sich. Ohne weiter über die Situation zu philosophieren, lege ich meine Lippen auf seine. In diesem Moment explodiert ein Feuerwerk in mir. Kyle braucht einen Moment, aber fängt sich sofort uns legt seine Hand auf meine Wange und erwidert den Kuss. Unsere Lippen bewegen sich im Takt und Harmonieren zusammen. Seine Lippen fühlen sich genau so an, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Sie schmecken nach Minze, wie er das macht, dass alles von ihm nach Minze riecht, frage ich mich immer noch. Um Luft zu holen lösen wir uns voneinander und schauen uns lächelnd an. 

"Gute Nacht Kyle." sage ich mit einem grinsen im Gesicht und drehe mich um. 

Taten Beweisen einfach mehr als Worte.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt