Nach den 74. Hungerspielen

Und so was nennt sich 'Freundin'

Und so was nennt sich "Freundin"

Catos Sicht:

Wortlos gehen wir an den verwesenden Körpern vorbei. Prim kann nicht hinsehen, offenbar ist sie solche Anblicke nicht gewöhnt. Peeta nimmt Prim an die Hand. Ich verdrehe die Augen und stöhne verächtlich. Clove verringert ihr Tempo, bis sie neben mir geht. „Was sollen wir jetzt tun?", fragt sie und schaut mir direkt in die Augen. „Wie meinst du das?", frage ich ausweichend. Ich weiß genau wie sie das meint. Peeta ist im Moment nicht zurechnungsfähig, aber er ist der Einzige, der sich hier auskennt. Wir haben ein Problem. „Ich meine... Was sollen wir mit Peeta... Und Prim tun?", fährt sie fort. „Woher soll ich das wissen?", frage ich gereizt. Mir ist gerade überhaupt nicht nach reden zumute. „Sonst machst du ja auch immer einen auf Anführer!", zischt sie zurück. ,,Wenn es dir nicht passt, kannst du jederzeit gehen!", knurre ich und gehe schneller. Doch Clove beschleunigt ihre Schritte ebenfalls. „Du kannst nicht dein Leben lang vor Allem davonlaufen, Cato!", ruft sie wütend. Ich bleibe stehen und funkle sie an.

Sie hat scheinbar nicht damit gerechnet, dass ich stehen bleibe, denn sie knallt gegen mich und fällt zu Boden.

Wütend steht sie auf und wischt sich den Staub von ihrer Kleidung. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt ziemlich tot. Clove wirft mir noch einen verächtlichen Blick bevor sie nach vorne zu Peeta und Prim stolziert. Ich seufze resigniert und gehe ebenfalls weiter.

Plötzlich höre ich eine schüchterne Stimme neben mir. ,,Hallo Cato!" Ich schaue kurz auf Prim herab die jetzt neben mir geht und versucht sich meinem Schritttempo anzupassen. ,,Äh hallo Prim.", murmle ich. ,,Hast du eigentlich Geschwister?", fragt Prim plötzlich. Ich zucke zusammen ohne dass ich es will. ,,Ja...eine kleine Schwester, sie muss jetzt so alt sein wie du, und ich hatte einen großen Bruder." ,,Hatte?", fragt sie vorsichtig. ,,Ja. Er starb in den 71 Hungerspielen.", antworte ich knapp. Ich werfe einen Blick nach vorne zu Peeta und Clove, die lachend nebeneinander gehen. Schnell senke ich den Blick, doch Prim hat es bemerkt. ,,Was ist eigentlich mit Clove? Ich dachte ihr mögt euch!" ,,Sie ist wütend auf mich. Aber das wird schon wieder.", sage ich und hoffe, dass ich Recht habe.

,,Weißt du Cato, ich glaube nicht, dass du so böse bist wie Peeta und die anderen immer sagen.", erklärt sie. ,,Da bist du aber die Einzige.", murmle ich leise und schaue zu Boden. ,,Das denke ich nicht. Ich glaube Katniss mag dich." Ich seufze. Schön wäre es.

,,Wir sind da!", höre ich Peeta sagen. Clove nickt lächelnd und nimmt Peetas Hand. Nun bin ich dran ihr tödliche Blicke zu zuwerfen. Doch Clove wendet sich wieder Peeta zu. Ich kenne Clove schon seit ich klein war und das Erste Mal das Trainingscenter betreten habe. Wieso ist sie jetzt so nachtragend? Das war sie doch sonst nie...

,,Und jetzt?", reißt mich Prims Stimme gewaltsam in die Realität zurück. Erst jetzt schaue ich auf und stöhne. Der Bahnhof ist menschenleer, so wie der Rest des Distrikts. ,,Der nächste Bahnhof ist in Distrikt 11.", sagt Prim kleinlaut. ,,Na toll.", zischt Clove und tritt gegen einen losen Stein. ,,Was bleibt uns anderes übrig?", fragt Peeta. ,,Aber das ist noch so weit!", jammert Prim. Es stimmt. Wir sind alle müde und geschwächt von unserem Aufenthalt im Wald. Wie soll man es in unserer Verfassung nach Distrikt 11 schaffen?

,,Das schaffen wir schon. Kommt!", ruft Peeta, der ganz begierig darauf ist, Katniss wieder zusehen. ,,Nein.", antworte ich bestimmt, ,,Prim würde es nicht durchhalten." Man sieht Prim an, dass sie protestieren will, doch dann lässt sie es doch. ,,Na gut. Aber morgen brechen wir auf.", murmelt Peeta widerwillig. Prim seufzt erleichtert auf. ,,Und wo soll man hier schlafen?", fragt Clove stirnrunzelnd und dreht sich einmal um die eigene Achse. ,,Wir finden schon etwas.", brumme ich und gehe voraus. Clove verdreht die Augen, folgt mir jedoch. Weil ich Recht habe. Prim würde es heute nicht mehr so weit schaffen und wir brauchen eine Bleibe. Das weiß sie ganz genau, aber ihr Stolz lässt es nicht zu, dass sie mir Recht gibt. Ich seufze leise. Seit sie ständig bei Peeta ist, hat sie sich verändert. Sie sieht nur so aus, wie meine beste Freundin, sie ist ein anderer Mensch geworden.

Ein seltsamer Schmerz durchzuckt mich. Ich habe meine beste Freundin verloren. Das wird mir jetzt klar. Und ich habe Katniss verloren. Was Katniss für mich ist, weiß ich nicht so genau. Eine tiefe Leere breitet sich in mir aus und ich seufze erneut. Doch Prim reißt mich ein zweites Mal aus meinen Gedanken. „Cato?", fragt sie leise mit ihrer piepsigen Stimme. Schweigend sehe ich auf sie herab. „Was ist los?", fragt sie. Man sieht ihr an, dass sie helfen will, aber man sieht ihr auch an, wie ängstlich sie ist. Sie hat Angst vor mir! Schießt es mir durch den Kopf. Bin ich wirklich so schrecklich? Ein kleines Mädchen, das ich nicht wirklich kenne, zittert vor Angst, wenn sie mit mir spricht. Plötzlich wird mir bewusst, was ich da denke. Ich bin ein Karriero! Rufe ich mir in Erinnerung. Solche Gedanken machen schwach, und Schwäche kann ich mir nicht leisten.

„Es ist nichts.", sage ich schließlich kalt. Prim sieht mich aus ihren warmen, hellblauen Augen an. „Das glaube ich dir nicht.", erwidert sie, und man sieht ihr an, wie viel Überwindung es sie kostet mir zu widersprechen. „Mir doch egal, was du glaubst!", knurre ich. Prim zuckt zurück. „Du hast gesagt, du bist nicht so, wie alle sagen. Beweis es mir!", sagt sie leise, dreht sich um und läuft zu Peeta und Clove zurück. Clove sieht mich strafend an, während Peeta Prim in den Arm nimmt. Ich schlucke, und gehe mit schnellen Schritten weiter. Ich kann einfach nicht hinsehen, wie Clove neben Peeta steht, und für mich nur verächtliche Blicke übrig hat. Ich ertrage es einfach nicht. Nach einigen Minuten stehen wir wieder im Wald, und ich entdecke einen Felsüberhang. „Hier können wir bleiben!", rufe ich über die Schulter zu den anderen. Clove hat nur Augen für Peeta, doch Prim beginnt zu strahlen und läuft auf mich zu. Sie lächelt mich an, doch ich schaffe es nicht zurück zu lächeln. Peeta nimmt Clove an der Hand und zieht sie zu dem Überhang. „Ich halte Wache.", sagt er, bevor es jemand anderer tun kann.

Ich nicke. Clove schaut ihn fragend an. „Warum?", will sie wissen. „Ich... Ich brauche ein bisschen Zeit. Allein.", murmelt er. Ich verdrehe die Augen, aber Clove nickt verständnisvoll. Prim unterbricht das unangenehme Gespräch, indem sie fragt: „Kannst du etwas jagen, Cato?" Ich nicke. So muss ich nicht mit ansehen, wie Clove Peeta den ganzen Abend anhimmelt. Ich nehme meinen Speer und gehe los. Prim sieht mir nach, sie lächelt immer noch. Wie kann sie nur immer so optimistisch sein? Ich weiß es nicht. Ich packe den Speer fester und konzentriere mich auf die Jagd.

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Hi :* Das ist das neue Kapitel :) Ich hoffe es gefällt euch! Es ist littlestorybook gewidmet!

Lg Emmy :*