Fragen ohne Antworten

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Kapitel 16

Fragen ohne Antworten

-Catos Sicht-

,,Wir sind da!", ruft Prim aufgeregt. Sie springt von Uriahs Rücken und schaut ihn erwartungsvoll an. Sie hat es gut. Sie wurde von Uriah den halben Weg getragen. ,,Dann kommt.", keucht Uriah. Zufrieden stelle ich fest, dass selbst er erschöpft ist. ,,Der Zug fährt in 15 Minuten, auf Bahnsteig 3A.", erklärt er uns und geht in Richtung Bahnsteig 3A. Prim und ich folgen ihm. ,,Im Zug wird ein Kontrolleur sein, der eure Tickets sehen will. Ihr müsst also versuchen unbemerkt in das Abteil wo Nahrungsmittel ins Kapitol gebracht werden zu kommen." Ich nicke zögerlich. ,,Aber ist das nicht abgeschlossen? ", fragt Prim verwirrt. ,,Nur während der Fahrt.", antwortet Uriah ihr. Sie lächelt. ,,Kommst du mit?", fragt sie. ,,Nein, ich glaube nicht.", murmelt er. ,,Biiitte!", bettelt Prim. Ich frage mich, wieso? Was kann man an dem Typen mögen? ,,Na gut." Ich stöhne. Uriah wird uns den ganzen Weg lang begleiten? Wie können sie mir das antun?! Er wirft mir einen siegessicheren Blick zu, den ich feindselig erwidere. Ich balle die Hände zu Fäusten.

Wäre Prim nicht dazwischen gegangen, hätte ich ihn wahrscheinlich niedergeschlagen. Doch leider musste sie dazwischen kommen. ,,Beruhigt euch! Es ist ja nur bis wir am Kapitol ankommen." Uriah lächelt sie an. ,,Hast ja Recht.", stimmt er ihr zu. Das kann ich nicht länger mitansehen. Genervt drehe ich mich weg von den beiden und stelle mich in die Nähe der Gleise. Plötzlich ertönt ein lautes Zischen. Der Zug.

,,Kommt!", zischt Uriah und schiebt Prim in das Abteil. Schnell gehe ich ihnen nach, denn ich weiß, dass sich die Türe vom Lebensmittel Abteil nach wenigen Minuten wieder schließt.

Ich hatte Recht, gleich nachdem ich in das Abteil gesprungen bin, schließt sich die Türe mit einem hohen Zischen. Schweigend setzte ich mich in eine Ecke, so weit weg von Uriah wie möglich. Da beginnt sich der Zug in Bewegung zu setzen und ich stöhne leise. Ich habe es noch nie gemocht auf engsten Raum mit mehreren Personen zu sein. Und dieser Raum ist mehr als klein. ,,Wir haben es geschafft!", bricht Prim irgendwann fröhlich das Schweigen. ,,Ja.",gebe ich trocken zurück. ,,Jetzt müssen wir nur noch ins Kapitol kommen ohne Aufsehen zu eregen, Katniss finden, sie befreien, mir ihr aus dem Kapitol fliehen und dannach weg vom Kapitol. Das wird ein Kinderspiel. " Uriah schnaubt verächtlich. ,,Du musst auch immer nur negativ denken. Sei doch froh, dass ihr in den Zug gekommen seid, was ihr ohne meine Hilfe nie geschafft hättet. Ich lache nur kalt. ,,Das glaubst aber auch nur du." Uriah knurrt leise, lässt mich aber in Ruhe. Ist wohl besser für uns beide.

Der Rest der Fahrt vergeht schweigend, bis sich Prim räuspert und das ausspricht, was wir alle zu vermeiden versuchten. ,,Wie soll es jetzt weitergehen? Also wenn wir aus dem Zug kommen?" ,,Der Zug fährt bis zum Kapitol, ohne Zwischenstation.", sagt Uriah. ,,Wir müssten also morgen ankommen. Dannach müssen wir unbemerkt herauskommen und dann..." Er stockt. ,,Dann müssen wir ins Kapitol und Katniss suchen." Prim seufzt leise und verzweifelt auf. Während Uriah und Prim verschiedenste Möglichkeiten überlegen, Katniss zu suchen, lege ich mich auf den Rücken, verschränke die Arme hinter dem Kopf und starre an die Wand. Irgendwann werden die Stimmen meiner beiden Begleiter leiser und schließlich verstummen sie ganz. Doch egal wie sehr ich versuche einzuschlafen, der Schlaf will einfach nicht kommen. Ich setze mich auf und lausche dem regelmäßigen Atem von Prim und Uriah. Bald werden wir im Kapitol angekommen sein. Was uns dort erwartet, weiß niemand von uns.

-Katniss' Sicht-

Ich starre an die Decke. Wie lange sitze ich schon hier? Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Snow wird bald keine Geduld mehr haben, dessen bin ich mir bewusst, aber ich habe immer noch nichts verraten. Ich schließe die Augen. Inzwischen habe ich jegliches Zeitgefühl verloren und schon seid Ewigkeiten kein Tageslicht mehr gesehen. Manchmal, oder besser gesagt so gut wie nie, bekomme ich Essen und Trinken. Plötzlich öffnet sich die Tür und ein großer schlanker Junge, ich schätze so alt wie ich, tritt ein. Er hat ist wie ein Friedenswächter angezogen. ,,Komm mit.", sagt er, doch ich höre, wie nervös er ist. Wieso schicken sie einen Anfänger zu mir? Zögernd stehe ich auf und sofort wird mir schwindelig. In den letzten Tagen, Stunden oder Minuten bin ich nur gesessen oder gelegen. Das Licht des hell erleuchteten Gangs blendet mich und ich muss blinzeln. Der Friedenswächter geht mit schnellen Schritten voraus und ich folge ihm.

Er führt mich von einem Gang in den nächsten und plötzlich verstehe ich, wieso ein Anfänger mich abholt. Selbst wenn ich fliehe und es schaffe, ich würde nie aus diesem riesigen Gebäude kommen. Ich fühle mich unwohl hier.

,,Wohin bringst du mich?", frage ich und zucke sofort zusammen. Meine Stimme ist rau und kratzig, wie schon lange nicht mehr. Doch das scheint den jungen Friedenswächter nicht im Geringsten zu stören. Ohne sich umzudrehen antwortet er: ,,Bevor du exekutiert wirst will Präsident Snow dich noch befragen. Du sollst ja nicht umsonst sterben." Ich schlucke. Meine Exekution. Allein der Gedanke daran macht mir Angst. Ohne dass ich es verhindern kann, wimmere ich mutlos. Ich habe so viel überlebt, wenn auch nur mit Glück, um jetzt hier, im Haus des Feindes, zu sterben? Ich habe schon immer gewusst, dass dieser Tag kommen würde, aber das er schon so bald wird, hätte ich nie gedacht. Ich gehe schneller und gehe nun neben dem Friedenswächter. ,,Und was, wenn ich Snow nichts verrate?", frage ich ohne, dass ich ein Zittern verhindern kann. Ich schaue zu ihm und sehe, wie sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet. ,,Das wirst du. Ob du es willst, oder nicht. Mehr darf ich dir aber nicht verraten." Ich schlucke und frage mich, mit welchen Mitteln mich Snow zum Sprechen bringen will. Bald werde ich es erfahren.

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Hier ist das neue Kapitel, wie immer hoffen wir, dass es auch gefällt! Feedback ist wie immer sehr erwünscht ;)

LG

Nach den 74. HungerspielenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt