29. Kapitel

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                                                                                                                   Luna
Leise schloss ich die Tür hinter mir, als ich um kurz nach elf wieder im Baumhaus ankam. Das tat ich nicht wegen der Vampire  - die müssten inzwischen eigentlich auf der Jagd sein - sondern wegen Grace. Sie schlief um diese Zeit sicherlich schon. Auch ich war sehr müde und deshalb ging ich direkt die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo sich mein Schlafzimmer befand. Oben angekommen hörte ich jemanden leicht schniefen. Wer konnte das sein? Vorsichtig schlich ich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ich folgte dem Geräusch immer weiter und stand plötzlich überrascht vor Lewis' Zimmertür. Wieso sollte er denn weinen? Bei ihm konnte ich mir das irgendwie am wenigsten vorstellen. Trotzdem klopfte ich zaghaft an seine Tür. Erst wurde es still, dann hörte ich ein kurzes Räuspern. "Wer ist da?" , fragte Lewis. Seine Stimme klang etwas krächziger als sonst, auch wenn er versuchte das zu überspielen. "Ich bin's, Luna. Kann ich reinkommen?" "Na gut, meinetwegen. " , kam gleich darauf die etwas widerwillige Antwort. Ich öffnete die Tür und blickte in einen rot-schwarz-weiß gestrichenen Raum. Lewis saß gegen einen Schrank gelehnt am Boden. Er machte einen recht hilflosen Eindruck, trotzdem sah er mich genervt an. "Also, was gibt's?" , fragte Lewis, wobei er überraschend gefasst klang. "Nichts wichtiges, vermutlich hätte ich dich nicht stören sollen. Ich wollte dir nur sagen, dass ich bei Grace' Eltern war. Ganz beruhigt sind sie nicht, aber ich glaube, fürs Erste werden sie nichts unternehmen. " , sagte ich und bemühte mich,   meine Stimme möglichst sachlich klingen zu lassen. Ich wusste, dass ihm sein verweintes Gesicht peinlich war, und ich würde ihn nicht darauf ansprechen. Überraschender Weise tat er das von selbst, nachdem er nachdenklich genickt hatte. "Jane hat sich in mich verliebt. Und ich Idiot habe es all die Jahre nicht gemerkt. " , sagte er mit verbitterter Stimme und fixierte mit den Augen die Wand, als ob sie etwas dafür könnte.  "Und ist das ein großes Problem?" , fragte ich ihn ruhig. Lewis seufzte und fuhr sich ratlos durch die Haare. "Ich weiß es nicht. Ich habe Jane immer wie eine kleine Schwester gesehen. Ich will sie nicht verletzen, aber ich bin nun mal nicht in sie verliebt, sondern in Grace!" , erwiderte er aufgebracht. "Hm... " , murmelte ich gedankenverloren. Wir schwiegen eine Weile vor uns hin. Irgendwann fragte ich: "Hast du es Grace mittlerweile gesagt?" Lewis schüttelte den Kopf. "Nein." , sagte er leise. "Es ist schwierig, ich weiß. Aber wir müssen es ihr sagen. Früher oder später wird sie es erfahren, und dann wird sie sich betrogen fühlen. Wenn wir das nicht verhindern, wird es nur noch schwerer für sie." , entgegnete ich eindringlich. "Ja, ich weiß. Ich brauche nur noch etwas Zeit, ok?" , meinte Lewis  und lächelte schwach. Ich nickte. "Aber wir müssen auf sie aufpassen, Jane ist sicher rasend vor Wut." , sagte ich noch, dann verließ ich das Zimmer und schloss sachte die Tür hinter mir.

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