59. Kapitel

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                                                                                                                  Luna
Wieso dauerte das so lange? Normalerweise brauchte es nicht mehr als drei Sekunden, um aus der Dunkelelfenwelt wieder in die Menschenwelt zu gelangen. Jetzt aber schwebte ich schon über eine Minute im Dunkeln irgendwo zwischen Start und Ziel und kam nicht weiter. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben und versuchte, in dem Nichts um mich herum etwas zu erkennen. Mit einer Hand formte ich eine Lichtkugel und hielt sie wie eine Fackel vor mir, während ich mich vorsichtig umsah. Da schoss plötzlich ein grauer Nebelstreifen aus dem Nichts hervor und löschte die kleine Lampe. Gleichzeitig durchfuhr mich ein betäubender Schmerz, der sich in meinem ganzen Körper ausbreitete und meine Muskeln erstarren ließ, was dazu führte, dass ich zusammengekrümmt und bewegungslos in der Dunkelheit schwebte und vor Schmerz keinen Ton hervorbrachte. Die grauen Nebelschleier um mich herum wurden immer dichter und begannen sich im Kreis zu drehen. Da drang von nahe plötzlich Terrys gehässige Stimme an mein Ohr: " Du kannst nicht ewig davonlaufen, Luna!" Ich versuchte, ihn zu ignorieren, und konzentrierte mich mit aller Kraft darauf, wie ich dieser Zwischenstufe entkommen konnte. " Keine Angst, du kannst das!" , sagte ich mir in Gedanken, während ich krampfhaft versuchte, wieder Bewegung in meine Arme und Beine zu bringen. Ich konnte hören, wie Terry belustigt schnaubte. Wahrscheinlich saß er hier gerade irgendwo in der Dunkelheit und lachte sich halb tot über mich, dieser Feigling. Als ich das dachte, begann der Fuchsgeist wieder zu sprechen: " Ich mache dir ein Angebot. Deine Zeit ist bald abgelaufen und bis dahin wird dein Dasein auf eine jämmerliche und qualvolle Art und Weise vor sich hin schwinden, bis du vollkommen nutzlos geworden bist. Ich kann dir diese Strapazen ersparen, wenn du willst. Ich kann dich jetzt erlösen, dann musst du dich nicht mehr damit quälen, dabei zuzusehen, wie deine Freunde im Kampf zugrunde gehen. Dass sie das werden, weißt du ja wohl genauso gut wie ich. Was kann denn eine Hand voll Aufständischer schon gegen ein Heer von Dunkelelfen ausrichten? Gar nichts. Du musst dir das nicht antun, Luna. Gib auf!" Mit starrem Gesichtsausdruck hatte ich seinen Worten gelauscht und versucht, mir nicht anmerken zu lassen, wie die Wut in mir hochkochte. " Was sagst du?" , hörte ich die Stimme nun direkt neben meinem Ohr säuseln. " Im Leben nicht!" , stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und Terry lachte. " Und wie steht es mit dem Tod?" , fragte er hinterhältig.
" Träum weiter, du Bettvorleger!" zischte ich wütend und bemerkte heilfroh, wie das Gefühl langsam in meinen Körper zurückkehrte und die Finsternis verblasste. Das Letze, was ich noch hörte, war Terrys gehässig geflüstertes: " Du kannst es nicht verhindern, Luna!" , bevor die Dunkelheit endgültig verschwand und ich endlich wieder im mir wohl bekannten Wald stand. Als ich das vertraute Plätschern des Flusses vernahm, atmete ich auf und ließ mich halbwegs beruhigt in die Hocke sinken. Dann fiel mir meine Mission wieder ein und ich sah mich eilig nach meinen Begleitern um. Ich entdeckte sie einige Meter von mir entfernt, wo sie bereits von Ethan und Grace versorgt wurden. Ich seufzte erleichtert und Ethan blickte auf. Seine Augen wurden groß, als er mich sah, und er eilte mit schnellen Schritten auf mich zu. " Luna! Gott sei Dank! Wo warst du denn?" "Ich- ich war in der Dunk-" Weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment wurde ich von etwas anderem unterbrochen. Ethan hatte mich geküsst. Einfach so, ohne Vorwarnung. Man musste mir meine Überraschung wohl angesehen haben, denn Jane im Hintergrund konnte sich ein Lachen gerade noch so verkneifen. Auch Grace blickte auf, und ich konnte sehen wie sie mit den Lippen das Wort Endlich formte. Aber das war mir jetzt egal. Ich schloss die Augen und erwiderte den Kuss. Als wir uns wieder voneinander lösten, herrschte zunächst einige Augenblicke lang peinliches Schweigen. Dann mussten wir beide lachen, und Ethan zog mich zu sich. " Ich liebe dich, Luna. Bitte geh nicht mehr einfach so weg.", sagte er, und als ich zu ihm aufschaute, erkannte ich tatsächlich Sorge in seinen grünen Augen. Ein neues Gefühl durchströmte mich. " Ich dich auch. Und keine Sorge, ich versuche es zu vermeiden.", antwortete ich lächelnd und verschränkte seine Finger mit meinen. Diesen Moment würde ich niemals vergessen, das wusste ich. Aber wie alle Ereignisse konnte auch dieses nicht ewig dauern. In diesem Fall war es Lewis, der uns unterbrach. Er kam durch den Wald angerannt, kam aprubt hinter Jane zum Stehen, hielt ihr die Hände vor die Augen und meinte zu ihr: " Dreimal darfst du raten, wer dem Dunkelelfenvolk bald Feuer unterm Hintern machen wird!" Jane zog seine Hände zur Seite und verdrehte im Spaß die Augen, bevor sie sich umdrehte und entgegnete: " Ich natürlich. Wieso fragst du?" Lewis sah aus, als wollte er seiner Freundin gleich etwas Neckisches entgegnen, als er plötzlich verstummte und in unsere Richtung blickte. Schlagartig verfinsterte sich sein Blick. Er ließ Jane los und kam mit schnellen Schritten auf uns zu. Da wurde mir mit einem Mal klar, dass er ja noch gar nichts von Ethan wusste. " Lewis..." Ich drängte mich vor Ethan und versuchte, dem wütenden Vampir die Situation zu erklären, aber ich hätte es genausogut lassen können. Lewis hörte mir gar nicht zu, sondern machte Anstalten, mich zur Seite zu schieben. Ich hielt seinem festen Griff mit aller Kraft stand und versuchte, auf ihn einzureden, doch er ignorierte mich immer noch. Da wurde es mir zu blöd. Ich streckte die Arme aus und richtete sie auf ihn, während ich in meiner Hand eine Lichtkugel formte. " Wenn du nicht zuhörst, schieße ich. Kapiert?" Lewis sah mich an, etwas Verächtliches lag in seinem Blick und er schien damit so etwas wie Misch dich bloß nicht ein! sagen zu wollen. Ich ließ mich nicht beirren und hielt seinem Blick stand, bis er schließlich genervt aufseufzte und zurücktrat. " Was ist denn? Ich würde diesen Dunkelelfen gern beseitigen, bevor er uns in der Schlacht in den Rücken fällt, also beeil dich mit was auch immer du sagen willst!" Ethan hinter mir ließ ein knurrendes Geräusch hören und ich warf ihm einen warnenden Blick zu, bevor ich zu sprechen begann. " Lewis, das ist Ethan. Er ist mein Freund, also lass ihn in Ruhe, okay? Er ist auf unserer Seite.", erklärte ich und kam mir dabei etwas seltsam vor. Ich hätte nie gedacht, dass ein Vampir-Teenager die erste Person sein würde, der ich meinen Freund vorstellen musste, aber hier lief ja momentan gar nichts normal. Lewis hatte mir aufmerksam zugehört und sah nun aus, als würde er nachdenken. Dann trat er auf Ethan zu und fragte: " Bist du wirklich auf unserer Seite? Oder hat Dakarius dich geschickt?" Mit meinem Dunkelelfengehör hörte ich, wie Jane Grace ins Ohr flüsterte: " Als ob irgendjemand in so einer Situation "Ja" antworten würde!" Da ich wusste, dass sie Ethan bereits akzeptiert hatte, machte ich mir keine Sorgen über diese Bemerkung und musste sogar ein bisschen grinsen, denn irgendwie hatte sie schon recht. " Hat er nicht.", entgegnete Ethan und betrachtete Lewis mit kühlem Blick. " Entspann dich, ich werde euch helfen, den Kampf zu gewinnen. So wie's aussieht, wäre ein bisschen zusätzliche Kampfkraft auch nicht ganz so schlecht, oder?" " Na schön.", meinte Lewis in verächtlichem Ton. Dann drehte er sich um und wollte in Richtung Baumhaus verschwinden. Als er jedoch Janes warnenden Blick sah, machte er seufzend kehrt und streckte Ethan die Hand hin. Der schlug ein, und nach und nach begannen beide zu grinsen. " Geht doch!", rief Grace ihnen halb erleichtert und halb spöttisch zu, dann drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zurück zum Baumhaus. Die anderen folgten ihr nach und nach, und Ethan und ich blieben als Letzte zurück. " Hoffentlich kommen wir ohne große Schäden davon. ", seufzte ich leise und sah den anderen besorgt hinterher. " Mach dir keine Sorgen.", sagte Ethan mit leiser Stimme und legte mir die Hand auf die Schulter. " Jetzt wird alles gut. Zusammen kriegen wir das hin." Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, und ich drückte seine Hand, als ich antwortete: " Ja. Das werden wir."

Hi Leute😉 Diesmal hat es etwas länger gedauert, weil ich keine wirklich guten Ideen hatte, aber jetzt habe ich es doch auch mal geschafft. Danke an alle, die trotzdem dabei geblieben sind! 💕
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