35. Kapitel

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                                                                                                                   Luna
Grace rauschte aus dem Raum und ließ den überraschten Lewis und eine wütende und verletzte Jane zurück. Ich hatte die ganze Szene vom Türrahmen aus beobachtet und mich ganz still verhalten. Am liebsten hätte ich das alles verhindert, aber das war nicht mein Kampf. Es war eine Sache zwischen Grace und den Vampiren und ich würde mich nicht einmischen, es sei denn, es war wirklich notwendig. Jetzt schüttelte Lewis verwundert den Kopf und ging mit federnden Schritten hinaus. Dabei würdigte er Jane keines Blickes. Es war nur eine kleine Geste, trotzdem konnte ich in Jane's Gesicht sehen, dass es sie tief getroffen hatte. Ihre Wut verwandelte sich allmählich wieder in Traurigkeit und der kämpferische Ausdruck in ihren Augen verschwand. Jeden Moment erwartete ich, sie aus dem Fenster auf die Straße springen zu sehen, von wo sie dann loslaufen und sich ein paar Opfer suchen würde, an denen sie ihren Frust auslassen konnte. Instinktiv machte ich mich bereit, um sie aufzuhalten, doch dann hielt ich überrascht inne. Jane hatte das Gesicht in ihrem Schoß vergraben und aus ihrer Ecke ertönte ein leises Schluchzen. Der Anblick erinnerte mich an die alte Jane - meine Freundin, die niemals jemandem ein Leid getan hätte. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass sie das immer noch war. Ich hatte sie nie vergessen, und ich hatte sie auch nie so abgrundtief gehasst, wie ich es mir immer eingeredet hatte. Aber manchmal ist es leichter den Schmerz zu überwinden wenn man die Person hasst, die dafür verantwortlich ist. Mir stiegen die Tränen in die Augen als ich all die Gefühle zurückkommen spürte, die ich einmal für Jane gehabt hatte. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass sie das gleiche für mich empfand. Schweigend trat ich durch die Tür und setzte mich in der gegenüberliegenden Ecke auf den Boden, sodass ich Jane beobachten konnte. Sie war so schön geworden; das einzige was störte waren die Tränen in ihrem Gesicht, die ich am liebsten einfach weggezaubert hätte. In wehmütiger Erinnerung versunken begann ich eine Melodie zu pfeifen, die mir aus irgendeinem Grund durch den Kopf ging. Zu spät bemerkte ich, dass es die Melodie eines Kinderliedes war, das wir früher oft zusammen gehört hatten. Es war lange Zeit unser Lieblingslied gewesen und ich war mir sicher, dass Jane sich daran erinnerte. Erschrocken hörte ich auf zu pfeifen und blickte nervös in Jane's Richtung. Ich hatte Angst wie sie reagieren würde, gleichzeitig war ich aber auch gespannt darauf. Meine Schuhspitzen erschienen mir plötzlich unglaublich interessant und ich betrachtete sie eingehend. Eine Weile blieb es still, und ich dachte schon, sie hätte es gar nicht bemerkt. Erleichterung machte sich in mir breit, dass sie nicht ausgerastet war, doch in diese Erleichterung mischte sich auch ein kleines bisschen Enttäuschung. Sie hatte ihre Haltung mir gegenüber offenbar nicht geändert - warum sollte sie auch?  Traurig seufzte ich in mich hinein und starrte weiter vor mich hin. Doch da hörte ich ein leises Geräusch vom Fenster und hob überrascht den Kopf. Jane hatte aufgehört zu weinen. Sie saß ruhig und mit angezogenen Beinen auf dem Fensterbrett und pfiff unsere Melodie, die mir vorhin herausgerutscht war. Einen Moment lang saß ich verblüfft da, dann stimmte ich vorsichtig ein und einige Minuten lang pfiffen wir gemeinsam unser Lied aus der Vergangenheit. Danach herrschte wieder Stille. Meine Unsicherheit hinderte mich daran, etwas zu sagen. Was dachte sie wohl gerade? Da holte Jane kurz Luft.
"Wieso hast du ihr geholfen?" , fragte sie dann. Ihre Stimme klang nicht wütend, sondern ehrlich verletzt, so als wollte sie es wirklich einfach nur wissen. "Sie hat es gebraucht. Keiner von uns hat es leicht in letzter Zeit, aber für sie ist es am verwirrendsten. Außerdem dachte ich, du würdest mich zerlegen, wenn ich versuche dir zu helfen. " Diese Worte sprudelten aus meinem Mund wie ein Wasserfall, denn es war schlicht und einfach die Wahrheit. Gespannt wartete ich auf ihre Reaktion. "Das hätte ich nicht gemacht. " , murmelte sie so leise, dass man es kaum verstehen konnte, aber ich hörte es doch. Statt einer Antwort lächelte ich nur vor mich hin. Dann wurde ich wieder ernst. "Das mit Lewis tut mir leid für dich." Es kam keine Antwort. Nach einer Weile sagte sie plötzlich: "Es ist genau wie früher. Damals hast du mich auch getröstet, weißt du noch?" Ich nickte; Jane steckte heute wirklich voller Überraschungen. "Hab ich etwas falsch gemacht?" , fragte ich sie leise. Ich wollte es jetzt endlich wissen, den Grund, warum sie mich allein gelassen hatte. Jane schüttelte erschöpft den Kopf. "Es hat nichts mit dir zu tun." , sagte sie müde. "Aber ich kann mich nur schwer kontrollieren und wenn ich dir etwas antue..." Ihre Stimme brach ab und sie drehte schnell den Kopf zum Fenster. Ein warmes Gefühl der Erleichterung machte sich in mir breit und meine Augen begannen zu leuchten. Jane hasste mich anscheinend doch nicht so sehr, wie sie vorgab. Vielleicht hatte unsere Freundschaft doch noch eine Chance, wenn man ihr nur etwas Zeit gab. Jetzt hatte ich aber erst mal genug Emotionalität für heute. Mit mehr konnte selbst ich nicht umgehen. Ich stand auf und streckte mich kurz, denn meine Beine waren vom langen Sitzen ganz steif geworden. Dann wandte ich mich an Jane. "Hast du Lust noch eine Runde mit mir zu laufen? Nach der ganzen Aufregung wäre das vielleicht ganz gut." Meine Stimme klang immer noch etwas zögerlich; ich wollte nicht, dass sie ihre Einstellung mir gegenüber wieder zum Schlechten veränderte. Jetzt war sie es, die überrascht aufblickte. Dann stahl sich ein schwaches Grinsen auf ihr Gesicht. "Okay." , sagte sie und im nächsten Moment war sie schon unten an der Treppe. Ich sauste mit gemischten Gefühlen hinter ihr her, denn ich wusste, dass die Probleme immer noch da sein würden, wenn wir zurückkamen.

Weiter geht's bei CrazyCat179 💟 (Sorry dass es schon wieder so emotional geworden ist 😓😂)

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