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Ich schloss die Wohnungstür auf und betrat mit Joon unseren Wohnbereich. "Zieh deine Schuhe hier aus."bat ich ihn, weil meine Mutter immer einen kleinen Anfall bekam, wenn jemand mit Schuhen durch unsere saubere Wohnung lief. Sobald wir unsere Schuhe im Schuhschrank verstaut hatten, lief ich gleich in die Küche, wo unser, ein wenig vertaubtes Radio stand. Ich mochte es nicht wirklich Radio zu hören, da immer mal wieder Meldungen über wilde Mutanten und deren Tötung berichtet wurde. Oder darüber, dass unser Verteidigungsministerium mal wieder Milliarden in die M.S.E. und ihre Ausrüstung investiert hatte. Das ging mir einfach zu sehr auf den Keks, als dass ich mir diesen Rotz anhören musste. Jetzt aber machte ich es an und wartete mit Joon ungeduldig auf die Nachrichten, während ich versuchte etwas zu Essen für uns zu machen. Allerdings war ich so wütend und innerlich angespant, dass ich nicht wirklich aufs Kochen fixiert war und das Rührei anbrannte. Ich wusste nicht warum, aber, dass alle mich für einen Mutanten-Feind hielten war mir richtig zuwider. "Julien, lass mich das machen. Ich glaube, du kriegst das nicht vernünftig hin, wenn du so...aufgeregt bist!" Vorsichtig nahm Joon mir den Pfannenwender aus der Hand und versuchte irgendwie, das Rührei noch zu retten. Ich krallte mich in die Arbeitsplatte und starrte auf die Uhr. Wann kamen noch mal die Nachrichten? Immer zur vollen Stunde? Dann waren es noch zwei Minuten. Zwei qualvolle Minuten, welche sich in unendliche Länge zogen, bis dann endlich das nervige Intro der Nachrichten gespielt wurde. 'Und nun zu den Nachrichten!'quäkte eine dieser Allerweltsstimmen, 'In den letzten fünf Tagen sind die Sichtungen und Begegnungen mit Mutanten drastisch gestiegen. Überall in unserer und in den umliegenden Städten kam es immer wieder zu Konfrontationen mit diesen schrecklichen Wesen und nicht viele verliefen so friedlich wie die, die ein tapferer junger Mann namens Julien Budorovits, aus Köln gehabt hat. Julien, wie war es für dich, mit einem Mutanten zusammen zu stoßen?" Es entstand eine kurze Pause, dan aber wurde meine Aussage rein geschnitten. "Ich war so froh, dass alles vorbei war! Der Typ war so dicht bei mir....ich...ich hatte richtig Angst, dass dieses.....Monster mich umbringt! Es war so schrecklich! Ich war richtig froh, als die Leute von der M.S.E. aufgetaucht sind!" Ich schaltete das Radio aus. Den Rest brauchte ich nicht mehr zu hören. An die letzten beiden Sätze konnte ich mich null erinnern, aber das war jetzt auch egal. Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch. Scheiße, warum wurde mir nicht gesagt, das das Gespräch aufgezeichnet wird? Ich fühlte mich ein wenig missbraucht. Und jetzt hing mir auch noch Jenny an der Backe, die auf mich zu stehen scheint, und die ich grad noch so abwimmeln konnte. Meine Gedanken wurden von zwei Dingen unterbrochen: einmal Joon, der einen Teller mit scheinbar halbwegs genießbarem Rührei vor mir abstellte und meine Mutter die völlig aufgelöst in die Küche gestürmt kam und ein Briefumschlag vor mir auf den Tisch flatterte. Mein Name stand drauf und kam von der Kölner Zweigstelle der Mutanten-Spezial-Einheit. Misstrauisch sah ich meine Mutter an, die mir einen Kuss auf die Stirn drückte und mit den Schultern zuckte. Also riss ich den Umschlag auf und begann zu lesen:

Sehr geehrter Herr Budorovits,

wir von der M.S.E. bieten ihnen hiermit, von gegenwärtigen Ereignissen auf sie aufmerksam geworden, ein Stipendium an unserer Ausbildungsakademie an. Wir wären sehr erfreut, wenn sie dieses Angebot....

Sofort hörte ich auf zu lesen. DAS war definitiv zu viel und vor allem zu schnell! Was sollte ich da? Ich verabscheute diese Leute und nun sollte ich selber so werden? Andererseits, ich hatte Vik ein Monster genannt und somit zum Ausdruck gebracht, das ich Mutanten hasse. Wenn ich also ablehnen würde, würde mich das nur noch mehr in deren Gesichtsfeld schieben und ich würde evtl. auffliegen! Scheiße! Was tun?

Mutant-City [Jublali]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt