Die Augen des Meeres

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Wie jeden Tag machte er sich auf den Weg zu seiner Arbeit. Doch nicht wie sonst um 03:00 Uhr morgens ging er aus dem Haus. Nein heute machte er sich um 23:45 Uhr auf den Weg. Direkt zur Geisterstunde. Er schlug den schmale Weg richtung Bootsanlegesteg ein. Auf seinem Weg kam er an der örtlichen kleinen Kneipe vorbei in der noch immer Licht brannte. Er sah durch das milchige vergilbte Glas und sah die üblichen Wirtsbrüder am Stammtisch sitzen. Ein Mann mitten in seinen zwanzigern, den er nur zu gut kannte, stand auf und verließ das Lokal. "Na McBunny. Wie viele Bier haben wir den heute zu viel?" scherzte er und sah seinen alten Klassenkameraden an. Eigentlich hieß er gar nicht McBunny. Doch schon seid der ersten Klasse hieß Georg so. Seine Zähne gaben ihm den Namen. Als Kind hatte er unheimliche Hasenzähne. Doch mittlerweile waten seine strahlend weißen Zähne perfekt aneinander gereit. Doch der Spitzname blieb. "Ah hallo Paul. Heute ist es nur bei einem Glas Wasser geblieben. Ich fahre heute Nacht noch nach Long Island" "Na dann viel Spaß. Sag schöne Grüße an Marry" mit diesen Worten ging er weiter des Wegs zu seiner Arbeit. Eine kühle Brise wehte ihm um seine Nase als er bei Alex ankam. So hatte er vor 8 Jahren sein Boot genannt. Jedes mal wenn er die schwarze Schrift las versetzte es ihm einen Stich mitten ins Herz . Das raue Meerwasser schlug an den weißen Strand und brach sich mit den einzelnen Felsen die aus dem aquamarinfarbenen Wasser ragten. Er stieg in seine kleine Nussschale und machte sich auf aufs offene Meer um dort seine alten Netze auszuwerfen. Als er an seiner Lieblingsstelle ankam, schmiss er seine Netze aus und fing an zu warten. "Mein Name ist Maria. Eine Kaufmannstochter zart. Ich ließ zurück dir Eltern und 3000 Pfund im Jahr. Mein Herz durchbohrt von Armor. Ich verschmäh das Glitzergold. Und rein gar nichts kann mich trösten. Bloß mein tapfrer Seemann hold". Er sang immer. So wurde es erträglicher zu warten. Plötzlich spürte er ein unangenehmes Ziehen in seinem Nacken. Es war njcht der eisige Wind der ihn umspielte. Nein es war so als würde er beobachtet werden. In der Dunkelheit sah er sich um. Weit und breit sah er niemanden. "Bist du mein tapfrer Seemann hold?". Panisch drehte er sich um. An seinem Boot hing eine Kreatur mit Augen so blau wie das Meer. Er sah in jene Augen nach denen er sich so lange Zeit sehnte. Fassungslos sah er die Kreatur mit offenem Mund an. Sie bewegte sich in seine Richtung und war nun unmittelbar vor ihm. Er hatte jede einzelne Bewegung mit seinen Augen verfolgt. Die Kreatur hiefte sich ein wenig über die Reling, schob zwei Finger unter sein Kinn und schloss so seinen Mund. Ed konnte weder etwas sagen noch etwas tun. Er war wie versteinert. "Um Himmels Willen Paul sieh mich nicht so an" "Wie.....wie sehe ich dich denn an?" "So ungläubig darüber das ich es bin" "Ich kann es ja auch nicht glauben das du es bist Alex" "Aber ich bin es Paul. Ich bin am Leben" "Ja aber wie. Du bist damals ertrunken. Vor meinen Augen. Du warst weg. Einfach spurlos verschwunden. Ich habe tagelang nach dir getaucht" "Ich bin nicht ertrunken. Wenn ich ertrinken würde dann in deinen Augen mein Rehlein. Irgendetwas hat mich damals einfach runter gezogen. Es war eine Meerjungfrau". Ed hatte nie an die alten Geschichten geglaubt die ihm sein Großvater erzählt hatte. Er hielt es für Ammenmärchen. Humbug. "Sie wollte mich fressen doch ich konnte mich aus ihren Fängen befreien. Ich bin zu einer kleinen Insel gespült worden. Als ich diese dann erkundet habe, bin ich zu einer Grotte gekommen. In ihr befand sich ein kleiner See der durch Mondlicht erhellt war. Ich bin an den Rand gegangen und hab meine Hand ins Wasser gehalten. Es hat sofort angefangen zu brodeln und zu dampfen. Ich hab sie schnell wieder rausgezogen. Anscheinend zu schnell. Ich bin ins taumeln geraten und vollkommen rein gefallen. Als ich wieder raus wollte konnte ich meine Beine nicht bewegen. Sie waren zusammengewachsen. Ich hatte plötzlich eine Schwanzflosse. Ich bin ein Meermann Paul" "Ist das so eine Art Fluch den man durch einen Kuss der wahren Liebe wieder rückgängig machen kann?" "Nein. Das ist die Kraft des Mondes die mich für immer ans Meer bindet. Einmal alle fünf Jahre kann ich an Land gehen. Wobei ich dich nur zu gerne küssen würde. Deine weichen Lippen spüren" "Und ich erst. Seid sieben Jahren denke ich du bist tot. Und jetzt lehnst du über meiner Reling und siehst mich mit deinen Augen des Meeres an". Er lehnte sich Alex entgegen und sah ihm in die Augen. "Zeig mir die Grotte" hauchte er ihm entgegen. "Was hast du vor?" "Ich will mich ewig ans Meer binden um bei dir zu sein". Dann legte er seine Lippen auf die von Alex.

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