Das Haus der Geheimnisse

27 2 0
                                    

Irgendwie kam sie mir komisch vor. Doch irgendetwas an ihr faszinierte mich. Wie sie jeden Tag fünf Minuten vor unserem  Haus stand und weinte. Jeden Tag zur selben Zeit. Ich fragte mit jeden Tag aufs neue warum sie ausgerechnet vor unserem Haus stand und vorallem warum sie dabei bitterlich weinte. Es brach mir fast das Herz wenn sie wieder da stand und ihr die Tränen aus den Augen quollen. Ich sah auf die Uhr. Es war kurz vor drei also würde sie in wenigen Minuten wieder da stehen wo sie immer stand. Direkt unter meinem Fenster. Sie würde zu mir herauf sehen und mich trotzdem nicht wahr nehmen. Sie würde mit diesem leeren Blick das Haus betrachten, weinen und im Haus gegenüber verschwinden. Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken. Es war drei Uhr. Schnell lief ich zu meinem Fenster und da stand sie. Weinend, mit dem leeren Blick der starr auf mein Fenster gerichtet war. Ihr blondes, langes Haar wurde vom Herbstwind in ihr Gesicht gewirbelt. Nachdem die fünf Minuten um waren, wendete sie sich ab und verschwand hinter der Tür im Haus gegenüber. Morgen würde ich meinen Mut finden und sie endlich fragen warum sie das tat. Ich würde um fünf vor drei da stehen wo sie immer stand und sie nach dem Grund für diese Aktion fragen. Am nächsten Tag hetzte ich wie ein Wahnsinniger nach Hause um pünktlich zu sein. Um fünf vor drei stand ich auf meiner Position und wartete. Nervös blickte ich in die Richtung von der sie kommen müsste. Es war 14:58 Uhr. So langsam dürfte sie mal auftauchen. Gerade als ich den Satz zuende gedacht hatte, bog sie um die Ecke. Ihr Blick war starr auf den Boden gerichtet. Die blonden Haare verdeckten zum Großteil das Gesicht. Dennoch erkannte man Traurigkeit in ihren Blicken. Nervös biss ich auf meiner Unterlippe herum so das sie schon leicht blutig war. Kurz bevor sie bei mir ankam sah sie endlich auf. Entsetzten breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre Augen fragten förmlich wer ich bin und was ich hier, an ihrem Platz, mache. Vorsichtig ging ich einige Schritte auf sie zu. "Hallo. Mein Name ist Benjamin. Ich wohne in dem Haus" ich deutete mit dem Kopf zu meinem Haus. Sie folgte meinem Blick. Tränen sammelten sich in ihren grün-grauen Augen. "Ich beobachte dich jeden Tag wie du davor stehst und in mein Zimmer siehst. Du schaust mich an aber irgendwie auch nicht. Deine Blicke sind leer und wirken verloren. Mir zerreißt es jedes Mal mein Herz wenn ich dich sehe wie du weinst. Der Grund warum ich heute hier stehe ist das ich wissen möchte warum. Warum du täglich vor unserem Haus stehst und Tränen vergießt". Ihre leeren Blicke sahen mir in die Augen. Irgendwie wirkten sie gruselig. Eine ganze Weile sah sie mich an. Plötzlich setzte sie sich in Bewegung und rannte nach Hause.

OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt