Weihnachten

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Abgehetzt und mit bereits voll beladenen Tüten drängte Philipp sich durch die Menschenmassen. Er hasste Weihnachten. Nicht das Fest an sich, aber die vielen Menschen die sich in den Kaufhäusern um perfekt passende Weihnachtsgeschenke für ihre Liebsten rissen. Auch er musste sich wie jedes Jahr dazu aufraffen, in irgendein Geschäft zu gehen um Geschenke für seine Eltern, seine Schwester und seinen Neffen zu kaufen. Das allerdings liebte er. Ein Geschenk für Samuel kaufen. Der kleine, dunkelhaarige Junge mit den großen Augen  wünschte sich nämlich zu Weihnachten nur eines. Spielzeug. Und diese Tatsache bereitet Philipp ebenfalls Freude, da er so einen Grund hatte, in ein Spielwarengeschäft zu gehen und die wunderschöne Spielsachen zu betrachten. Und genau das war sein jetziges Ziel. Genervt zerrte Philipp seine fünf anderen Tüten hinter sich her und verfluchte sich innerlich, so viel gekauft zu haben. Dabei konnte er stolz auf sich sein. Er hatte es dieses Jahr geschafft, schon vor dem zwanzigsten des Monats fast alle Geschenke gekauft zu haben. Ihm fehlte nur noch ein Geschenk für Samuel. Seinen Eltern schenkte er eine Schiffsreise von Venedig, über Spanien und England nach Oslo und Anita schenkte er ihr teures Lieblingsparfum samt einem Shoppinggutschein. Philipp wusste auch schon ganz genau was er Samuel schenken würde. Innerlich betete er, dass er noch genau dieses Spielzeug bekommen würde, denn er wusste, dass sich vermutlich viele kleine Jungs so etwas ähnliches wünschten. Endlich kam er am Spielwarengeschäft an. Wie in jedem Kaufhaus der Stadt waren auch hier eine Unzahl von Menschen. Bereits beim betreten des Ladens kam ihm ein vertrauter Geruch von Stoffen, Papier und Plastik entgegen. Hier und da hörte man vereinzelte Kinder weinen und vor einem Spielzeug protestieren. Philipp musste darüber nur grinsen und steuerte auf die Regale zu. Zielstrebig ging er auf das Regal mit dem Lego zu und ließ seinen Blick schweifen. Unzählige Sets zum selbst bauen reihten sich aneinander und bildeten so eine Front aus blauen Kartons. Feen Häuser, elektronische Autos, Filmfiguren und eine Arme von Drachen. Samuel hatte sich einen Drachen von Ninjago und ein elektrisches Rennauto gewünscht. Philipp suchte verzweifelt nach einem der beiden, war jedoch ein wenig überfordert mit dem vielfältigen Angebot der Spielzeughersteller.
"Suchst du was besonderes?" ertönte plötzlich eine zarte Stimme hinter Philipp. Dieser drehte sich um und blickte in tiefgrüne Augen eines kleinen Mädchen. Sie war schätzungsweise kaum älter als zwölf. Gespannt sah sie Philipp an.
"Nun.... Ja, eigentlich schon"
"Vielleicht kann ich dir helfen". Die Kleine strahlte über das ganze Gesicht.
"Wonach suchst du denn?"
"Nach einem Drachen von Ninjago und einem Rennauto" antwortete Philipp etwas ratlos. Sofort wurde ihr Grinsen noch breiter.
"Der Drachen steht direkt vor dir" sagte sie und deutete mit dem Finger auf die Front blauer Kartons.
"Und das Rennauto, das steht da am Ende" erneut deutete sie auf eine Stelle im Regal.
"Danke für deine Hilfe" sagte Philipp und wollte sich abwenden, als ihm plötzlich der volle Wagen auffiel der nebem dem Mädchen stand.
"Kauft dir deine Mama all diese Sachen zu Weihnachten?" fragte er ganz neugierig. Der Wagen war voll beladen mit Lego, Puzzles, Gesellschaftsspielen und einer Menge anderer Dinge. Sofort veränderte sich der Gesichtsausdruck des Mädchen. Ihr Lächeln verschwand und ihre Augen fingen an traurig zu glänzen. Bedrückt sah sie auf den grauen Boden.
"Nein. Das sind meine Geschenke an meine Eltern" sagte sie mit einem zittern in der Stimme.
"Aber das sind doch eher alles Geschenke für dich. Außerdem wie möchtest du das alles bezahlen?". Philipp musste sich wundern und sah weiterhin das kleine Mädchen an.
"Meine Eltern sind Anwälte. Sie haben nie Zeit für mich, geben mir nur Geld damit ich mir alles kaufen kann was ich will. Aber ich will nur meine Eltern. Das ist mein einziger Weihnachtswunsch. Deshalb schenke ich ihnen Dinge, die für mich zu schwer sind. Dann müssen sie Zeit mit mir verbringen. Darum geht es doch an Weihnachten, oder? Zeit mit seiner Familie verbringen" gespannt sah sie zu Philipp empor. Dieser hatte bereits Tränen in den Augen, da er so gerührt war über diese Aussage. Nach einem langen Atemzug ging er langsam in die Knie bis er mit dem Mädchen auf Augenhöhe war.
" Wie ist dein Name?" fragte er.
" Lucy" antwortete die Kleine.
"Nun Lucy. Du hast vollkommen recht. Es geht nicht darum wie viel Geld ein Mensch hat, sondern wie viel Zeit jemand für die Menschen hat, die er liebt und die ihn lieben. Zeit ist viel kostbarer als Geld" Philipp schenkte der Kleinen das wärmste Lächeln das er je aufgesetzt hatte und auch Lucy erwiderte ein schiefes Grinsen. Gemeinsam suchten sie die letzten Geschenke zusammen ehe sich ihre Wege trennten. Noch auf dem Weg nach Hause dachte Philipp über ihre Worte nach. Lucy hatte mehr als recht. Das war der wahre Grund Weihnachten zu feiern. Zeit mit der Familie.

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