Antonia

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So schnell ich konnte rannte ich die dunkle und nasse Gasse entlang. Panisch sah ich mich um. Valentin war mir dicht auf den Fersen. Er ließ einfach nicht locker. Unermüdlich rannte er hinter mir her und versuchte mich zu schnappen. Ich bog nach links ab und stand urplötzlich vor einer grauen kalten Wand. Ich sah empor, sie war mindestens 3 Meter hoch und ohne Leiter unbezwingbar. Voller Angst sah ich mich um. Nichts womit ich die Mauer bezwingen könnte. Panik machte sich in mir breit. Valentin müsste jeden Augenblick um die Ecke biegen. "Versuche nicht von mir davon zu laufen Antonia. Egal wo du bist, ich finde dich sowieso". Seine kalten Augen bohrten sich in meinen Körper. Mit bedrohlichen Schritten kam er langsam auf mich zu. Mit jedem seiner Schritte ging ich einen auf die Wand zu. Plötzlich spürte ich die Kälte an meinem Körper und Valentin stand jetzt ebenfalls unmittelbar vor mir. Sein heißer Atmen streifte meine eisige Wange. Er legte seine Hand an diese und fing sie an zu streicheln. Eine Gänsehaut erstreckte sich auf meinem gesamten Körper der bereits zitterte. "Lass mich los Valentin. Versteh doch endlich! Es ist aus zwischen uns und wird es auch immer bleiben!". Er drückte mich mehr an die kalte Wand und hatte plötzlich eine seiner Hände um meine Brust geschlossen. "Du gehörst mir Antonia. MIR!". Tränen schossen aus meinen Augen und ich wünschte statt Tränen wären es tödliche Blitze. "Hör auf zu weinen meine Schönheit". Wenn ich gewusst hätte was mich hier erwartet, wäre ich niemals von meinem wohl behüteten Zuhause fort gegangen. Aber fangen wir am Anfang an. Ich wuchs in einem kleinen Dorf in Bayern auf nicht all zu weit entfernt von München. Es war ein typisches kleines Örtchen für Bayern. Eine Gemeinde mit knapp 3000 Seelen. Es gab noch Landwirte die die Felder bestellten und Vieh züchteten. Unsere Luft war Porentief rein und roch etwas nach typisch bayrischen Düngemittel. Unser kleines Häuschen, das ich mit meiner Mutter und meiner Oma bewohnte, lag mitten in der Ortschaft keine 500 Meter vom Maibaum entfernt. Meine Familie war sehr kompliziert. Meine Mutter und mein Vater hatten sich getrennt noch bevor ich das Licht der Welt erblickt hatte. Er wollte keine Kinder und mich erst Recht nicht. Also hatte ich nur meine Mutter und meine Oma die seid mein Opa gestorben war allein in dem Haus lebte. Ich kannte nie die klassische Familie mit Mutter-Vater-Kind. Aber ich war auch mit meiner ganz zufrieden. Ich war immer die kleine, gut behütete Prinzessin. Eigentlich war ich ein recht langweiliges, normales Mädchen. Wobei das stimmt nicht ganz. Ich hatte nicht die typische Figur die die Gesellschaft als hübsch erachtete. Viele Kommentare hatte ich deshalb auf meinen Schultern zu tragen. Aber all das legte sich als ich knapp 13 war und die Leute fingen an, mich so zu akzeptieren wie ich nunmal war. Zur damaligen Zeit waren meine Hobbys eher überschaubar. Handball, viel zu viel lesen und Musik hören. Mit anderen Worten war ich in meiner Jugend eher eine kleine, graue Maus. Das fanden auch meine Freunde. "Antonia du musst mehr aus dir machen. Du musst mehr Leute kennenlernen" "Das sagt sich so leicht Marco. Du kennst ja genug Leute" "Du bist einfach viel zu brav. Zu liest viel zu viel". In seinen Gedanken vertieft, strich er über seinen nicht vorhandenen, imaginären Bart. "Ich habs. Du hast doch diese App auf deinem Handy wo man lesen kann?" "Ja. Du meinst Readpatt" "Genau. Kann ich mal kurz dein Handy haben?". Er streckte mir bereits seine Hand hin also zog ich mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche und gab es ihm. Meinen PIN wusste er sofort da er einfach mein bester Freund war. Er ging auf Readpatt und sofort in die Suchleiste wo man Geschichten und Autoren finden konnte. "Und was hast du jetzt vor?". Auf seinem Gesicht bildete sich ein schelmisches Grinsen. "Das wirst du schon sehen". Marco tippte auf meiner Tastatur herum und klickte dann das erste Suchergebnis an. Günther_der Schreckliche sah ich über seine Schulter. "Marco was hast du vor?". "Da du so gerne liest und mal meintest das dein Freund mindestens ein Buch pro Jahr lesen sollte, dachte ich mir du schreibst jemanden auf deiner Lieblingsapp an." Du willst den aber jetzt nicht wirklich anschreiben!?"" Doch na klar". Ich versuchte ihn davon abzuhalten doch zu spät. Marco hatte tatsächlich Günther angeschrieben. Wo vorher ein leerer Chat zu sehen war prangte jetzt ein einfaches "Hey". Wenn ich gewusst hätte was mich erwartet, hätte ich niemals wieder etwas geschrieben.

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