Yugyeom POV
Ich schaute, wie so oft, aus dem Fenster. Auch, wenn ich dem Unterricht folgen wollte, konnte ich mich einfach nicht konzentrieren. Die Lichter von Seoul, die vom Regen leicht abgeschirmt wurden, lenkten mich irgendwie ab. Tausende Menschen überquerten die Straßen, und durch die vielen Regenschirme sahen sie aus, wie lustige bunte Punkte, die es eilig hatten.
"Kim Yugyeom!"
Ich drehte mich vom Fenster weg und schaute meinen Lehrer an, der vor meinem Tisch stand, die eine Hand in die Hüfte stützte und die andere wütend auf meinen Tisch schlug.
"Sie wissen, dass Sie sich das nicht leisten können, oder?", fragte er.
Ich nickte nur und widmete mich meinem Heft, welches immer noch leer war, während andere schon ein paar Seiten mitgeschrieben hatten.In der Pause setzte ich mich mit Jungkook in die Cafeteria, möglichst weit weg von den Mädchenhorden.
"Sie wissen schon, dass Sie sich das nicht leisten können", äffte Jungkook unseren Lehrer nach. "Man, regt der mich auf. Ist doch deine Sache, was aus deinen Noten wird, oder nicht?"
"Schon, aber er hat recht. Das ist unser letztes Jahr. Ich wollte meinen Abschluss schon irgendwie schaffen."Gerade als ich anfangen wollte, zu essen, bemerkte ich ein Mädchen, das neben mir stand. "Ä-ähm... Kann ich kurz mit dir sprechen?" Ich nickte, machte aber keine Anstalten, aufzustehen. Sie schaute beschämt zu Jungkook. "Alleine wäre schön..."
"Ich versteh schon", sagte mein bester Freund, zwinkerte mir zu und verschwand, woraufhin das Mädchen sich auf seinen Platz setzte.
Irgendwie tat sie mir leid. Sie nahm sich gerade wahrscheinlich allen Mut zusammen, um mit mir zu reden und gleich würde sie heulend aus dem Raum laufen. Armes Ding.
"Yugyeom, ich-"
"Ziehen wirs nicht unnötig in die Länge. Ich kann es nicht annehmen, weißt du? Such dir jemanden, der dich verdient hat."
Sie starrte mich überrascht an und senkte dann den Kopf.
"K-können wir nicht wenigstens Freunde sein?"
Oh man, sie machte es mir nicht leicht.
"Na schön. Aber merk dir das: Daraus wird nie mehr, klar?"
Ich konnte sehen, dass sie schwer schluckte, aber dennoch nickte sie und stand auf.Den Rest der Schule konnte ich mich wenigstens ein bisschen konzentrieren. Es klingelte und Jungkook wartete schon vor der Tür auf mich. Wir holten unsere Regenschirme und traten hinaus.
"Sag mal", begann er, "suchst du eigentlich immer noch einen Job?"
"Klar."
"Du kennst doch das Café von meinem Vater, oder?"
"Klar."
"Uns ist eine wichtige Arbeitskraft ausgefallen und wir suchen jemanden. Wieso kommst du nicht mal?"
"Du weißt doch, dass mich Cafés nicht so ansprechen..."
"Hey, das ist eine einmalige Chance. Willst du Geld verdienen oder nicht?"
Ich seufzte und stimmte schließlich zu.
"Perfekt. Weißt du was? Wieso stellen wir dich nicht gleich vor?"
"Wie bitte?"
Jungkook packte mich am Arm und zerrte mich mit sich. Nur wenige Sekunden später stand ich vor seinem Vater, welcher mich freundlich anlächelte und mir eine braun-schwarze Uniform in die Hand drückte.
Das heißt dann wohl...
"Du kannst gleich anfangen."
Jungkook wünschte mir noch viel Glück und verließ dann den Laden.
Na herzlichen Glückwunsch.
Aber so schlimm konnte es doch nicht werden oder?Ich begann damit, die unbesetzten Tische abzuwischen und abzuräumen. Während ich die Theke putzte hörte ich jemanden im Umkleideraum rufen. "Jinyoung! Was hat dich aufgehalten? Du bist spät!"
Jinyoung?
Eine Person stellte sich neben mich und band sich hinten die Schürze zu. Er schien mich nicht zu bemerken. Vorsichtig blickte ich zu ihm hoch und tatsächlich: Es war die niedliche aggressive Streunerkatze.
"Wow", rutschte es mir heraus und hatte sofort seine ungewollte Aufmerksamkeit.
"Du schon wieder?"
"Ich hatte mir Ihren Job irgendwie anders vorgestellt."
Er nahm sich das Tablett, worauf das dreckige Geschirr stand, und begann es abzuwaschen.
"Ach ja, und wie?"
Ich merkte, dass ich etwas rot wurde und nahm schnell ein Handtuch, womit ich beim Abtrocknen half, um mich irgendwie zu beschäftigen.
"Keine Ahnung, irgendwas im Businessbereich, wo man Anzüge trägt und so."
"Tch, ziemlich unhöflich für dein Alter."
"T-tut mir leid..."Eine Weile machten wir unsere Arbeit in Stille, bis ich glaubte, gehört zu haben, dass er nach meinem Namen fragte.
"W-was?"
"Wie du heißt, hab ich gefragt. Mein Gott, was bist du, schwerhörig oder einfach nur dumm?"
"Sorry, ich bin Kim Yugyeom..."
Ich bekam weder ein Nicken, noch sowas wie ein 'Okay' oder 'Aha' als Antwort, sondern die letzte Tasse und einen kritischen Blick auf das restliche Geschirr, dass ich abgetrocknet hatte. Er nahm sich einen Teller und fuhr mich an.
"Die sind ja noch nass!"
Er riss mir das Tuch aus der Hand und begann von vorn.
"Kann man dich denn nichts alleine machen lassen?"Irgendwie hatte ich ihn mir auch netter vorgestellt...
Meine Schicht war zuende und ich verließ das Café, nachdem ich mich umgezogen hatte. Ich hatte dieses Gefühl, irgendwas vergessen zu haben, während die Regentropfen langsam meine Kleidung durchnässten.
"Yugyeom!"
Ich drehte mich um und sah Jinyoung, der in einem wahnsinns Tempo auf mich zukam.
"Du hast deinen Regenschirm vergessen."
"Oh, danke."
"Warte", sagte er, und spannte ihn selbst auf, bevor er ihn mir gab.
"Nicht, dass du wieder jemanden verletzt."
Schweigend nahm ich den Regenschirm und lief weiter. Ich merkte nicht, dass Jinyoung mir immernoch folgte, bis er wütend den Schirm näher zu sich zog.
"Du bist immer noch hier?"
"Hab meinen vergessen und echt keine Lust, nass zu werden."
Plötzlich war ich so unsicher, dass ich fast den Schirm hätte fallen lassen, doch Jinyoung fing ihn auf und hielt ihn anschließend selbst.
"Sag mal, du kriegst echt nichts alleine hin oder?"
"Tut mir ja schon leid."
"Halt einfach die Klappe, bevor noch was dümmeres da raus kommt, Kind."
Teils beschämt und teils angepisst blickte ich auf die Straße.Ich bin kein Kind mehr.
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This Little Boy ~ (YugyeomxJinyoung) FF
Fanfiction{Abgeschlossen} "Alter, kannst du nicht aufpassen, du dummes Stück Dreck?!" Jap, in dieses lieblose, wunderschöne Etwas verliebte ich, Kim Yugyeom, mich.