Kapitel 22

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Luna:

"Romeo! Was führt dich denn hier her?" Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch und sah zu Matteo runter. Ich stand auf einer Schulbank, der Julias Balkon darstellen sollte, und gaukelte der gesamten Theaterklasse schon eine halbe Stunde lang vor, ich würde "meinen Romeo" lieben.

Mein Drang über Matteos ständige Witze zu lachen und gleichzeitig die Augen zu verdrehen stieg mit jeder Minute. Doch es war Theater, ich musste in meiner Rolle bleiben. Matteo schien das Ganze sichtlich Spaß zu machen. "Meine Füße." sagte er schlicht mit einem Grinsen im Gesicht. Die Klasse lachte, während ich ihm einen bösen Blick zuwarf.

Das stand nicht in seinem Text! Der Lehrer hatte schon längst mit einen mürrischen Blick unseren Textaustasuch bemerkt, sich aber noch nicht dazu geäußert. Wenn Matteo weiterhin solche Sorüche brachte, würden wir durchfallen! Also legte ich dramatisch einen Arm an meinen Kopf und spielte weiter. "Du weißt, dass schon lange Sperrstunde ist. Wenn man dich bei meinem Haus entdeckt, werden sie dich einsperren!"

Theatralisch warf er die Hände in die Luft. "Das ist mir egal, Geliebte! Ich muss dir etwas sagen. Schon so lange warte ich darauf..." Plötzlich nahm er meine Hand und zog mich auf den Boden. "Was machst du da?!" schimpfte ich und fiel kurz aus meiner Rolle.
Was der Snob dann jedoch tat, verschlug mir die Sprache.

Er kniete sich vor mich, wie ein Gentleman und sagte mit ernster Stimme: "Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, warst du etwas ganz besonderes für mich. Ich weiß, unsere Familien wollen nicht, dass wir zusammenkommen. Aber vergiss bitte für einen Moment meine Familie. Sieh mich an! Als dein Romeo."

Dann stand er auf, nahm meine Hände und beugte sich zu mir. Seine Augen hielten mich gefangen, sodass ich nicht zurücktreten oder wegsehen konnte. "Hier und heute sage ich es dir: Ich liebe dich. Und ich will für immer mit dir zusammen sein." Stille. Mein Herz machte einen Satz. Es war, als gäbe es niemanden sonst, außer uns Beiden. Was passierte mit mir?!

Als ich seinem Gesicht immer näher kam, verschnellerte sich mein Atem. Kurz bevor unsere Lippen sich berühren konnten, ließ ein Klatschen uns auseinanderfahren. Verlegen sah ich in eine andere Richtung und hoffte, meine glühenden Wangen würden niemandem auffallen. "Bravo!" lobte Senõr Martini. "Ich war anfangs etwas skeptisch, gebe ich zu. Aber was ihr aus diesem Stück gemacht habt, ist wirklich unglaublich! Ihr habt beide mit Bravur bestanden!"

Auch die anderen klatschten begeistert, während Matteo und ich uns wieder auf unsere Plätze setzten. Der Lehrer rief das nächste Team auf, um ihr Stück zu präsentieren, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren.
In meinem Körper tobte ein Wirbelsturm aus Gefühlen, der sich nicht besänftigen ließ.

Ich war aufgeregt, glücklich, enttäuscht, ängstlich und verwirrt zugleich. Während der Stunde meinte ich, Matteos Blicke auf mir zu spüren, dich ich traute mich nicht hinzusehen.
Die Angst, der Sturm aus Gefühlen könnte explodieren, war zu groß. Als es klingelte war ich die erste, die das Klassenzimmer verließ. Ich wollte raus. Raus an die frische Luft. Nachdenken.

Tausend Dinge schwirrten in meinem Kopf und ließen keinen Platz für einen klaren Gedanken. Da traf ich Nina auf dem Gang. "Hey!" meinte sie fröhlich. "Und? Wie war euer Stück?" "Gut." Ohne sie weiter zu beachten ging ich an ihr vorbei auf den Schulhof. Dort sog ich die frische, leicht kühle Luft in meine Lungen.

Mein Herzschlag beruhigte sich, mein Gedankensturm legte sich langsam und ich konnte wieder klarer denken. Dann hörte ich Ninas Stimme von hinten. "Luna? Geht es dir nicht gut? Was ist denn los mit dir?" Als ich mich zu ihr umdrehte, sah sie mich mit besorgt an.

Call me your Princess (Lutteo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt