Kapitel 1

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Luna:

Gelangweilt sah ich aus dem Fenster. Diese Erdkundestunde ging schon viel zu lange. Wen interessierte es schon, welche Dichte der äußere Erdkern besaß?! Naja, so blieb mir wenigstens Zeit zum Träumen. Das tat während einem langen Schultag auch mal gut.

Draußen regnete es in Strömen. Wenn das so weiterging würde ich nach Hause schwimmen müssen. Ich stieß einen leisen Seufzer aus. In Cancun wäre es jetzt bestimmt viel schöner. Mit einem Lächeln schloss ich die Augen und stellte mir vor, wie ich bei strahlender Sonne am Strand entlang skaten würde.

Der warme Wind in meinen Haaren, Vogelgeräusche, leise Straßenmusik aus der Ferne, das Gefühl der Freiheit. Leider lebte ich schon lange nicht mehr in Mexico. Mit 10 Jahren bin ich mit meinen Eltern hierher nach Buenos Aires gezogen, weil sie hier eine bessere Arbeit bekommen hatten.

Sicher, Buenos Aires war auch wunderschön, ich hatte tolle Freunde und fühlte mich hier wohl. Aber in solchen Momenten vermisste ich mein altes Zuhause doch sehr. Glücklicherweise klingelte in dem Moment die Schulglocke, bevor ich noch mehr Sehnsucht bekommen konnte. Schnell packte ich mein Zeug zusammen und wartete auf Nina.

Diese war gerade dabei sich den Tafelaufschrieb noch ganz genau abzuschreiben. Nina war eine kleine Streberin und meine beste Freundin. Als ich herkam war sie total zurückhaltend und schüchtern. Mittlerweile hatte sich das etwas gebessert, aber ich arbeite noch daran dass sie ihre Schüchternheit völlig ablegt.

Doch ich hatte sie trotzdem sehr lieb. Und ich wüsste nicht, was ich ohne sie tun würde. Im Gegensatz zu mir war sie nämlich sehr organisiert und erinnerte mich immer an meine Termine. Jetzt gerade allerdings ging sie mir mit ihrer Sorgfalt ein klein wenig auf den Zeiger. "Ninaaaa!" quengelte ich. "Beeil dich mal, ich will nach Hause!"

"Ist ja gut, nur noch den Satz fertig." beschwichtigte sie mich ohne aufzusehen. Hastig schrieb sie zuende und sammelte ihre Sachen ein. Zusammen liefen wir raus auf den Flur, wo wir Gaston begegneten. "Hey Mädels!" begrüßte er uns mit einem Grinsen. Gaston zählte mit Nina zu meinen beiden besten Freunden.

Er kommt ebenfalls aus Mexico, allerdings ist er erst vor zwei Jahren hierher gezogen. Wir haben uns mit ihm sofort gut verstanden. Zur Begrüßung klatschte ich ihn ab. Nina lächelte ihm nur schüchtern zu, was mich zum Grinsen brachte. Meine beste Freundin mochte Gaston schon lange, sie traute sich nur nie ihm das zu sagen.

"Wollen wir später alle zusammen ins Roller?" fragte ich. Das Jam&Roller war eine Skatehalle mit Saftbar. Es war quasi mein zweites Zuhause. Bevor jemand antworten konnte, klingelte plötzlich Gastons Handy. Als er draufsah machte er ein komisches Gesicht und murmelte: "Entschuldigt, da muss ich rangehen..."

Mit diesen Worten entfernte er sich ein paar Schritte und nahm ab. Die Gelegenheit nutzte ich und stieß Nina an. "Au! Luna, was ist los?" "Sag ihm doch endlich, dass du ihn magst!" drängte ich. Unsicher sah sie mich an. "Und wenn er mich nicht genauso mag? Dann ist unsere Freundschaft kaputt..." "Ach Nina, nimm doch nicht immer gleich das Schlimmste an!"

Da kam Gaston wieder, und erzählte begeistert: "Leute! Ihr glaubt nicht, was ich gerade erfahren habe: mein bester Freund kommt hierher!" Irritiert sahen wir ihn an. Netterweise erklärte er: "Mein bester Freund lebt in Mexico. Gerade hat er angerufen und erzählt, dass er nach Buenos Aires kommt! Er geht für ein ganzes Jahr auf unsere Schule!"

"Wie toll!" Ich freute mich wirklich sehr für Gaston. Er hatte uns mal erzählt, dass sein bester Freund noch in Mexico war, und sie sich nicht oft sehen konnten. Ich konnte mir nicht vorstellen, Nina oder Gaston verlassen zu müssen und sie nicht mehr sehen zu können.

"Wie heißt er denn?" wollte Nina wissen.

Call me your Princess (Lutteo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt