Kapitel 37

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Luna:

Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Wer konnte das sein? Sollte ich diesen Brief wirklich öffnen? Wenn es jemand bekanntes war, hätte er doch seinen Namen darauf geschrieben. Die Neugier in mir stieg, also ging ich ins Haus und riss den Umschlag auf.

Ein gefaltetes Papier kam zum Vorschein. Als ich es auseinanderfaltete, erkannte ich schon in der ersten Zeile die Handschrift. Wut und Enttäuschung packten mich. Ohne nachzudenken zerknüllte ich den Brief und schmiss ihn gegen die Wand. Dann war der plötzliche Wutanfall verschwunden. Stattdessen betrachtete ich etwas hilflos das Papierknäuel.

Sollte ich ihm nicht doch eine Chance geben? Immerhin konnte er mir so alles erklären. Und ich wollte ihn verstehen. Also hob ich das Knäuel auf und faltete es sorgsam wieder auseinander. Mit einem plötzlich aufgeregten Gefühl begann ich zu lesen:

Liebe Luna,
Ich weiss, was ich dir angetan habe ist furchtbar, aber bitte lass mich mein Verhalten erklären:
Als ich noch in Mexico lebte, hatte ich keinerlei Freiheiten. Ich hatte stets der Prinz zu sein. Prinz Ramon. Keiner hat sich für mich interessiert, alle haben nur diesen Titel gesehen. Selbst mein eigener Vater hat sich nicht für mich interessiert. Nur meine Mutter, meine Schwester und Gaston haben mich immer so gesehen, wie ich bin. Ein normaler Junge. Sie haben mich auch nie "Ramon" genannt. Eigentlich wollte meine Mutter mich von Anfang an  "Matteo" nennen, doch mein Vater war dagegen, da es ein italienischer Name war. Ein spanischer Prinz sollte einen spanischen Namen erhalten. Also hieß ich Ramon. Doch meine wahre Familie nannte mich immer Matteo: meine Mutter, meine Schwester, mein bester und einziger Freund Gaston und mein treuer Butler Bertram. Dieser Name ist ein Stück Freiheit für mich. Kurz nachdem Gaston zu euch nach Buenos Aires gezogen ist, war der Unfall. Ich habe mich gefühlt, als wäre mir auf einen Schlag die ganze kleine Freiheit genommen, die ich hatte: mein bester Freund war tausende Kilometer weit weg und meine Familie war tot. Ich habe mich so einsam gefühlt. So verloren. Also habe ich alles getan, um wenigstens ein kleines Stück meiner Familie wieder zu erlangen. Nach vielen Diskussionen mit meinem Vater durfte ich für ein Jahr nach Buenos Aires. Zu Gaston. Und ich durfte in eine normale Schule gehen! Da nur wenige meinen Zweitnamen kannten, haben sie ihn als Decknamen benutzt. Ich dachte, ich könnte so zumindest für eine kurze Zeit ein normales Leben führen. Aber dann kam alles ganz anders: Dann habe ich dich getroffen. Du bist wie ein Sturm in mein Leben gewirbelt und hast alles verändert. Es war, als hätte ich neu erlernt zu atmen. Du hast mir gezeigt, was es heißt ein normales Leben zu haben. Mit Freunden. Aber ...du warst für mich immer mehr als eine Freundin. Du hast mir mehr bedeutet. Dein strahlendes Lachen hat mich zum Lachen gebracht. Deine gute Laune und deine Worte haben mich immer aufgemuntert, wenn es mir schlecht ging. Du hast dich nie verstellt, um anderen zu gefallen, und das bewundere ich. Bitte glaub mir, ich wollte dich nie anlügen, aber ich wollte, dass du mich siehst. Ohne meinen Titel. Einen kurzen Moment lang hatte ich die Hoffnung, dass du genauso für mich fühlst wie ich für dich. Nun werde ich es wohl nie herausfinden. Ich dachte, ich könnte dir sagen was ich fühle. Aber...ich habe es vermasselt. Und das tut mir unendlich Leid. Ich wollte dir nie wehtun. Weil... ich dich liebe.

Dein Snob

Eine Träne tropfte auf das Blatt, aber nicht aus Trauer. Meine Mundwinkel hatten sich zu einem gerührten Lächeln verzogen. Er liebte mich. Dieser Satz ließ mein Herz höher schlagen. Er liebte mich!

Ich... ich musste ihn sehen! Ihm sagen, was ich empfand. Ohne weiter darüber nachzudenken eilte ich aus dem Haus. Aber wohin? Wo konnte Matteo nun sein?

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Zwei Kapitel kommen noch! 😊❤️

Call me your Princess (Lutteo FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt