Kapitel 15

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Die Tage vergingen, weder Nico noch Percy schienen mit mir über meinen versuchten Selbstmord zu reden. Vielleicht war ihnen gar nicht bewusst, dass Caty mich nicht angegriffen hatte, sondern ich mir selber die Klinge durch die Haut gerammt hatte. Ich ließ sie in diesem Glauben. Es geschah nicht viel in den Tagen, wir besuchten den Unterricht, versuchten alle Hausaufgaben zu machen und gleichzeitig möglich viele Informationen über Caty und ihre Verbind zu anderen Halbgöttern heraus zu finden, aber wir fanden nichts. Es war frustrierend.

Es war an einem Oktobermittag, die Blätter hatten gerade begonnen sich zu verfärben und gaben dem Herbst seine Farbe. Noch schien die Sonne, so das es, gepaart mit dem Wind angenehm kühl draußen war. Der große See lag ruhig da, die wenigen Wolken im Himmel spiegelten sich auf ihn und wir, Nico, Percy und ich, lagen im Grass, nahe am Ufer. Percy versuchte angestrengt ein Buch zu lesen, auf seiner Stirn hatte sich vor Konzentration kleine Fältchen gebildet. Ich lag auf dem Bauch, meinen Kopf hatte ich auf meine Unterarme gestützt und ich konnte mich nicht davon abhalten, Percy von der Seite anzustarren, während Nico meinen Rücken als Kissen nutzte. Percy's Gesicht war gleichmäßig und eben, auf sein Körperbau wäre sogar der vitruvianische Mensch von da Vinci neidisch.

"Kann ich eigentlich einen Mann schön finden, ohne schwul zu sein?", die Frage war mir schneller über die Lippen gerutscht, als ich nach denken hätte können.

"Natürlich", antwortete Percy ohne nur vor seinem Buch auf zu sehen, "Außerdem gibt es ja nicht nur schwul und hetero" Er hatte Recht, in all den Jahren, in denen ich im Camp, egal ob römisch oder griechisch, hatte ich viele Jugendliche getroffen, Jugendliche mit verschiedenen Sexualitäten und Geschlechtern.

"Ich weiß", murmelte ich mehr zu mir, als zu Percy. Danach kehrte wieder Stille zwischen uns ein,  bis auf das Rauschen der Blätter im Wind und Percy's gelegentliches Umblättern. Irgendetwas was falsch daran, diese Ruhe, dieser Frieden, keine Angriffe, keine tödlichen Gefahren, ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit.

Es war später am Mittag, nachdem Nico von seinem Mittagsschlaf aufgewacht war und Percy sich dazu entschlossen hatte, dass er genug für heute gelesen hatte, machten wir uns langsam auf den Weg zurück ins Schloss.  Noch war das grüne Gras frei von den farbigen Blättern und der Wind ließ die einzelne Halme im Wind tanzen.

"An wen hast du vorhin gedacht?", fragte Percy aus dem Blauen.

"Was meinst du?", erwiderte ich verwirrt.

"Als du gefragt hast, ob es schwul ist, einen anderen Jungen attraktiv zu finden"

"Oh... Also... An dich", meinte ich mit einem Schulternzucken und grinste Percy ins Gesicht. Auch er begann zu grinsen ehe er lachte: "Zum Glück, ich dachte schon ich muss eifersüchtig werden"

Nico seufzte, "Leute, ich bin hier der Schwule", dann lachte er auch. Einen kurzen Moment war alles in Ordnung, wir lachten alle, das Wetter war gut und in wenigen Wochen waren Ferien. Es kam mir zu surreal vor. 

"Wir wissen alle, dass Jason und ich das Powercouple im Camp sind"

"Ihr seid nicht mal ein echtes Paar!"

Wieder lachten wir alle, Nico versuchte einen Schmollmund zu ziehen, scheiterte aber kläglich. Ich hatte Nico erst selten Lachen sehen, kleine Fältchen bildeten sich um seine dunkle Augen und er strich sich die schwarzen Haare aus der Stirn. Er wirkte so viel älter als er war, die Kriege gegen Gaia und Kronos hatten ihn zu schnell reifen lassen. Ein schmerzhaftes Stechen durchdrang mein Herz, er verkörperte, dass was so vielen Halbgöttern zugestoßen war, Krieg und Terror hatten sie geformt und verändert. Sie hatten aufgehört zu lachen, aufgehört zu essen und aufgehört zu schlafen. Mir lief eine Schauer den Rücken herunter, als ich mich an die Lücken an den Tischen beim Essen erinnerte, jede stand für einen jungen Menschen, der sein Leben gelassen hatte.

Percy und Nico schien aufgefallen zu sein, dass ich aufgehört hatte zu lachen, ohne was zu sagen legte Percy seinen Arm um meine Schulter. Auch Nico sah mich mitleidig an. Niemand sagte ein Wort, aber sie schienen zu verstehen, was mit mir los war.

Als wir am Schloss ankamen, bemerkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Percy nahm seinen Arm von mir. Vor uns, am Eingang stand eine große Gruppe von Schülern, gemischt aus allen Häusern und Klassen im Kreis um etwas, was ich nicht sah. Einige hatten begonnen zu weinen, anderen starrten mit vor Schock aufgerissenen Augen in die Mitte.

Es war nicht schwer uns an den Schülern vorbeizudrängen, die meisten machten sofort Platz, als sie merkten, dass jemand versuchte an ihnen vorbeizukommen. Als ich endlich in die Mitte sehen konnte, erstarrte ich.





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