Kapitel 5

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POV JIMIN

Mit wehendem Pelz flog ich durch den Wald. Die Nase in den Wind gestreckt, rannte ich an 4. Stelle der Formation und folgte den Wölfen vor mir.
"Auschwärmen!" kam es vom schwarzen Wolf an der Spitze der Laufformation.

Hoseok und ich, die Schnellsten der Formation, überholten den Alpha und Beta und setzten an die Seiten des Rehs, was wir verfolgten. Es blickte gehetzt um sich und drehte langsam ab, aber Hoseok verzog die Lefzen und schnappte nach seinem Bein. Das Reh wurde langsam von seinen Kräften verlassen und stolperte. Es fiel und Jin stürzte sich auf es, um ihm den meisten Schmerz zu ersparen und biss ihm in den Hals. Dann sah er dem Reh tief in die Augen, ein Ritual, dass bei jedem Beutestück vollzogen werden musste. Bis das Reh seinen letzten Atemzug tat, hielt er den Blickkontakt aufrecht und verzog sich, als es gestorben war.

"Gut gemacht" lobte uns Namjoon und nahm sich seinen Teil der Beute. Ich fraß als Letzter, da ich zur Zeit am Rangniedrigsten war. Trotzdem blieb genug übrig und wir rannten zufrieden und satt nach Hause.

Vor der Hütte verwandelten wir uns zurück: Namjoon wurde von schwarzen Rudelführer zum Mensch, Jin 'versteckte' sein weißes Fell, Hoseok verwandelte sich vom hellbraunen Wolf zurück in seine menschliche Gestalt und ich wurde vom hellgrauen Wolf zum Zweibeiner.

POV TAEHYUNG

Dieses verstärkte Hören machte mich wahnsinnig! Erst dachte ich, dass es vom Kater kam, aber mitlerweile wurde es immer schlimmer. Die letzten Schritte zu meinem Haus rannte ich, sperrte schnell die Tür auf und ließ den Lärm der Straße hinter mir.

"Taehyung?" rief meine Mutter. Ich lief zur Küche.
"Schrei doch nicht so!" grummelte ich und setzte mich an den Tisch, wo Essen auf mich wartete.
"Und? Wie war die Schule?" fragte sie schon leiser.
"Wie immer" murmelte ich mit vollem Mund. "Wir haben nen neuen Sitzplan bekommen".
"Ach? Neben wem sitzt du denn?"
"Neben Park Jimin". Meine Gedanken schweiften zu ihm.
Ich hörte die Worte meiner Mitter nicht mehr, tief versunken in die Erinnerung an Jimin. Sein blondes Haar, seine helle Haut...

Was dachte ich hier eigendlich? Stirnrunzelnd aß ich zu Ende und ging in mein Zimmer. Es war nicht meine Art, so zu denken. Ich hatte mich auch noch nie richtig verliebt, obwohl ich schon mit vielen Menschen im Bett gewesen war.
Nachdenklich warf ich mich auf mein Bett und kam zurück zu Jimin. Er war so...geheimnisvoll und ging gar nicht auf meine Versuche ein, ihn für mich zu gewinnen. Jeder andere Junge an unserer Schule wäre mir sofort verfallen, schwul oder nicht. Aber diese Abneigung machte mich neugierig.

Während ich nachdachte, merkte ich nicht, wie sich meine Augen wieder türkis färbten. Erst als ich in mein Bad ging, erschrack ich, weil ich dachte, dass ich mir das vom Alkohol eingebildet hatte.
Verwirrt starrte ich mein Gesicht an und näherte mich langsam dem Spiegel.
"Taehyung?" fragte ich leise. War ich das? Wie konnte das sein? Hing das mit meinem besseren Gehör zusammen? Und meinem Geruchssinn?
Apropos, ich roch Essen! Aber so konnte ich doch nicht zu meiner Mutter, die würde mich in die Klapse oder ein Versuchslabor stecken...

Schnell schnappte ich mir eine Sonnenbrille und lief die Treppe herunter.
"Tae? Warum trägst du eine..."
"Ist gerade in" murrte ich. Meine Mum hob nur abwehrend die Hände. Sie deckte gerade den Tisch.
Ich sah zufällig aus dem Fenster und erkannte eine helle Gestalt, die auf der Mauer saß. Ohne zu zögern stürzte ich nach draußen.
"Taehy..." rief meine Mutter, aber den Rest hörte ich nicht mehr.

Draußen regnete es. Meine silberblonden  Haare klebten an meiner Haut, als ich den Wolf suchte. Er sas nicht mehr auf der Mauer, sondern wartete am Waldrand. Ich überlegte nicht lang und setzte über die Mauer und rannte den kleinen Abhang hoch. Der Wolf drehte um und lief los, tiefer zwischen die Bäume. Ich folgte ihm, beeim Laufen fiel meine Brille herunter und man konnte meine türkisenen Augen deutlich sehen.

Der Wolf blieb auf einer Lichtung stehen und drehte sich zu mir. Er nahm in der Mitte Platz und sah mich fordernd an. Zögerlich und außer Atem vom Rennen ging ich zu ihm. Ich fiel langsam auf die Knie und setzte mich vor ihn. Seine waldgrünen Augen waren so unergrundlich, dass ich dachte, ich würde in ein schwarzes Loch gezogen.

Doch dann ertönte etwas in meinem Kopf. Es war, als ob Farben hinter meiner Stirn explodieren würden.
"Taehyung?"

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So, endlich passiert mal was!
Danki für alle Reads!
Bb ~Sophie

Into the Trees {VMIN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt