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P.O.V. Sebastian

Schweißgebadet fuhr ich auf. Was zur Hölle war das?? Nach Atem ringend starrte ich die Holzwand vor mir an. Der Mond schien hell ins Zimmer herein und beleuchtete mein Zimmer schaurig. Mein Blick glitt gehetzt von der Wand über meine Bettdecke bis hin zu meinen Händen, die stark zitterten. Was war das eben? Etwas warmes, flüssiges lief meine Wangen runter. Irritiert fasste ich dorthin, betrachete erstaunt meine Hände und hielt inne. Ich weinte. Warum habe ich das geträumt? Es kam mir so real vor, ich hatte das Gefühl, dass sie neben mir gestanden hat.. Meine Mutter.. Plötzlich drang ein lautes Hämmern von der Tür zu mir vor und ich zuckte erschrocken zusammen, wischte mir schnell die Tränen weg.

"HEY! Ist alles okay bei dir da drin?!"

"Ja.. Ja alles okay..", rief ich mit möglichst fester Stimme, während ich schnell wieder unter meine Decke schlüpfte.

Nach einigen Augenblicken entfernten sich dann auch die Schritte und ich atmete erleichtert auf, nur um mich zu fragen, wer das war. Ich kannte die Stimme nicht, das heißt es war nicht Felix. Kopfschüttelnd ließ ich meinen Kopf aufs Kissen fallen und dachte nach. Was hatte der Traum für eine Bedeutung? Und die wichtigste Frage: Hat mein Vater wirklich meine Mutter ermordet? Auch wenn ich meiner Mutter im Traum nicht unbedingt geglaubt hatte, so zweifelte ich jetzt an meiner.  Meinung. Was wenn sie recht hatte? Aber traute ich meinem Vater das zu? Ein Mörder der seine eigene Frau töten lässt, weil ich für fünf Wochen zu schwach war? Ein weiterer Gedanke schlich sich ein und ich erstarrte. Was wenn er jetzt immer noch den schwachen Jungen sieht? Ich kniff die Augen zusammen, meine Hand strich langsam über mein Gesicht, ich seufzte laut auf. Mein Atem ging schnell. Den Gedanken an Schlaf konnte ich mir abschminken, daraus würde bei bestem Willen nichts werden. Also beschloß ich mir lieber Gedanken über einen weiteren Plan zum Entkommen zu machen. 

Die Sonne war gerade aufgegangen und die ersten warmen Strahlen kitzelten meine Nase, als jemand abermals gegen die Tür hämmerte. Genervt erhob ich mich von meinem Bett, auf dem ich die ganze Nacht gesessen bin und nachgedacht hatte, und riss die Tür auf. Vor mir stand ein großer, starker Mann, mit rötlichen verfilzten langen Haaren und einem kecken Lächeln auf den Lippen.

"Und wer bist du?", murrte ich und musterte mit einem kurzen Blick seine Ausrüstung.

An seinem Gürtel hing seitlich ein langes Breitschwert und über seiner Schulter hing ein Langbogen. In seiner rechten Hand ruhte eine Axt. 

"Simon. Ich gehe heute mir dir Holz holen.", antwortete er mir lächelnd und ich spürte ihm seine Vorfreude an.

Seine Lippen waren zu einem breiten Grinsen verzogen, seine Augen schimmerten verschmitzt. Na toll. Ganz toll. Da schicken die mir einen übermotivierten, viel zu starken Mann, der mich ganz sicher nicht aus den Augen lassen würde.

Da mich Simon mit einem fragenden Blick anschaute, meinte ich rasch: "Ich zieh mir eben schnell was anderes an, okay?"

"Nein nicht okay!", widersprach er mir und wühlte in seiner Ledertasche die er von seinem Rücken gezogen hatte.

Ich wollte gerade protestieren, dass ich doch nicht in Schlafkleidung Holz holen konnte, als er mir ein Packen Kleidung in die Hand drückte.

"Zieh das an! Erstens ist diese Kleidung robuster als dein Königsfirlefanz und zweitens-"

Er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen, als ich gerade widersprechen wollte, dass meine Kleidung mehr wert sei, als ihr ganzes lächerliches Lager.

"Und zweitens-", fuhr er fort: "Bist du damit getarnter und die wilden Tiere entdecken dich nicht so rasch."

Ich wurde ganz blass um die Nase und meine Hände wurden augenblicklich kalt.

"W-Wilde T-T-Tiere?", brachte ich leise hervor und Simon lachte laut auf.

Augenscheinlich fand er wahnsinnig witzig, dass ich Angst hatte. Na danke. Geschlagene zwei Minuten stand ich vor ihm, während er sich den Bauch hielt vor Lachen, doch dann fasste er sich plötzlich und schaute mich ernst an. Jeglicher Spaß war aus seinem Blick verschwunden und ich schrumpfte innerlich in mich zusammen.

"Wilde Tiere! Wölfe, Bären, Füchse! Sind alles Viecher, denen wir nicht unbedingt gewachsen sind. Hier im Lager sind wir sicher, denn hier haben wir Feuer. Da trauen die sich nicht näher ran. Aber da draussen.. Letztes Jahr wurde erst einer von nem Bären erwischt.. Das war vielleicht ne Sauerei."

Ich schluckte schwer und versucht zuversichtlich zu nicken, was mir allerdings gänzlich misslang und Simon musste sich das Lachen verkneifen. Daraufhin drehte ich mich auf dem Absatz um und betrat meine eigene Hütte. Ich schloss die Tür und ließ mich an ihr nieder. Au weia. Wilde Tiere. Und ich war noch nie wirklich im Wald. Mir wurde richtig schlecht und ich kniff die Augen zusammen. Ich durfte jetzt hier nicht als Weichei dastehen. Dann hätten sie mich in der Hand und das konnte ich nicht zulassen. Leise sprach ich mir Mut zu und erhob mich vom Boden. Ich würde das schaffen!



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Hey Tach :D

Sooo da ist das nächste Kapitel ^^
Etwas "Ruhiger" als die anderen, dafür gibts im nächsten Kapitel wieder etwas mehr Spannung :3

Ich hoffe es hat euch soweit gefallen, wie denkt ihr geht es weiter?

Meinung, Kritik und Vorschläge in die Kommentare oder per PN an mich :D

Man liest sich, haut rein, tschauuu

~Taluna~

Outlawed / RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt