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Etwas atemlos und überrumpelt stand ich da. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht das Felix so krass ausrastete. Simon durchbrach die Stille, die sich seit Felix Verschwinden um uns gelegt hatte, indem er laut in die Hände klatschte. Erschrocken zuckte ich zusammen.

"Okay. Gut. Jetzt hast du Felix auch besser kennen gelernt, dann kannst du ja jetzt anfangen oder?"

Er schaute mich erwartend an. Ich stöhnte genervt auf.

"Witzbold. Schon mal dran gedacht, dass meine Hände immer noch gefesselt sind du Depp?", knurrte ich ihn an.

"Ach ja stimmt.. Hab ich vergessen sorry.", entschuldigte er sich schnell und befreite mich.

Zischend rieb ich mir die Handgelenke, in die sich die Abdrücke des Seiles geschnitten hatten.

"Also." Simon holte tief Luft und schaute mich noch einmal an, er versicherte sich das ich auch ja zuhörte. "Hier ist die Küchenstation und gleichzeitig die Waschstation. Und deine Aufgabe ist es jetzt tatsächlich unsere Wäsche zu machen. Da drüben gammelt ein gigantischer Haufen dreckige Wäsche vor sich hin, die kannst du waschen. Warmes Wasser steht neben dem Waschbottich bereit, ein Waschbrett ist auch drin. Wenn die Wäsche sauber ist, kannst du sie hier über die Schnur hängen, verstanden?"

Angefressen nickte ich. Als ob ich jetzt wirklich Wäsche machen musste?! Das war nun aber wirklich unter meiner Würde. Ein Ziehen an meinem Hals machte sich langsam aber schmerzhaft bemerkbar und ich fragte Simon leise, der sich schon wieder auf den Weg machen wollte, etwas ruhiger: "Kann ich irgendwas haben, um das Blut an meinem Hals zu stoppen?"

"Da hinten liegen Tücher."

Er deutete auf einen kleinerern Haufen, der etwas heller zwischen den Schmutzwäschebergen hervor stach.

"Da kannst du dir eines nehmen, aber die musst du dann halt auch waschen."

Er grinste schadenfreudig und ließ sich auf einem Baumstamm nieder um mir bei der Arbeit zuzuschauen. Innerlich rollte ich mit den Augen. Wollte der blöde Sack mir nicht zur Hand gehen? Da er dies anscheinend nicht vor hatte wandte ich mich genervt dem Wäschehaufen zu, schnappte mir aber vorher noch ein frisches Tuch und band es mir um den Hals. Als der raue Stoff die frische Wunde traff, brannte sie wie Hölle. Der widerliche, beißende Geruch von Blut, Schweiß und Bier schlug mir entgegen und ich musste mich sehr zusammen reißen um Simon nicht vor die Füße zu brechen. Was zur Hölle tun die hier mit ihrer Wäsche?! Angewidert kniete ich mich zu dem Haufen herunter und griff auf gut Glück hinein. Ich bekam etwas weiches, warmes zu greifen und zog es kurzerhand heraus. Zum Vorschein kam ein grünliches Oberteil, das eigentlich noch ziemlich in Ordnung aussah. Ich drehte es etwas in meinen Händen, betrachtete es näher, nur um dann schwer zu schlucken. An der Stelle wo der Stoff über dem Herzen lag, war ein großes, von Blut bedecktes Loch hinein gestochen. Augenscheinlich von einem Schwert. Schnell warf ich es in den Bottich, schnappte es mir sogleich wieder und schrubbte es an dem Waschbrett rauf und runter. Das machte man doch so, oder? Aber was mochte dem Menschen passiert sein, dem das Oberteil gehörte? War er tot? Oder nur schwer verletzt? Und hatten sich die anderen um ihn gekümmert? Wie waren die hier untereinander? Waren sie hier wie Kanibalen? Das Wasser an meinen Händen färbte sich blutrot, der metallische Geruch von Blut stieg in die Luft auf und ich rümpfte geekelt die Nase. Ich hob den nassen Fetzen Stoff ein wenig hoch um mein Werk zu betrachten. Naja. Das Blut ist raus. Ziel erreicht? Bleibt ja nur noch der restliche Haufen Wäsche..

"Wie bist du eigentlich hier her gekommen?"

Simon hebt den Kopf und schaut mich verwirrt an, ich schrubbe einfach weiter Wäsche. Ich meine wenn ich hier schon arbeite, kann ich mich doch wenigstens dabei unterhalten, oder nicht?

"Meinst du mich?", fragt Simon nach und ich nicke.

"Sonst ist hier ja keiner, oder?"

"Joa das stimmt.." 

Betrenes Schweigen lag zwischen uns. Irgendwann, ich hatte gerade eine gelblich verfärbte Unterhose in den Händen, war es mir dann zu blöd mit dem Anschweigen.

"Also jetzt erzähl mal!"

Simon seufzt schwer, setzt sich in eine bequemere Position und schaut lange auf den Boden, ehe er die Stimme erhebt. Sie klang etwas brüchig.

"Ich habe mit meiner Familie, bestehend aus Vater, Mutter, einem Bruder und einer kleinen Schwester, bei dir im Königreich gelebt. Wir waren glücklich, hatten Geld, waren angesehen und du warst damals noch ein Frischling."

Augenblicklich wird mir flau im Magen. Will ich das wirklich hören?

"Alles war gut, bis zu dem Zeitpunkt, als der heftigste Winter seit jeher eintrat. Es wurde so kalt, das man der Ernte beim absterben zuschauen konnte. Alle, das ganze hungernde Volk, hat euch gebeten, dass ihr doch etwas von eurem Essen geben könntet, das ihr bei euch gehortet habt, doch ihr habt euch da oben in eurem Schloß geweigert. Zuerst starb meine Mutter. Sie war die schwächste, da sie immernoch von der Geburt meiner kleinen Schwester erschöpft war. Die kleine verhungerte als nächstes, da niemand sie mehr füttern konnte."

Er machte eine kurze Pause, sammelte sich. Seine Stimme zitterte als er fort fuhr.

"Mein großer Bruder folgte ihnen schnell, er erfror draussen, als er auf euren Befehl hin mitten in der Nacht Holz holen musste. Tja und mein Vater? Er hat es lange durch gehalten. Bis heute überrascht mich das, immerhin war er schon fünfzig Jahre alt. Aber jeder geht irgendwann nicht war? Aber nicht so. Mein Vater wurde von deinen Wachen umgebracht. Patrick hieß er, der Soldat der den finalen Schlag setzte. Er hat mich angelacht, gesagt das ich verschwinden soll. Seinen Namen hat er mir vor die Füße gespuckt. Ich werde es nie vergessen. Und warum das ganze?"

Simon lachte ungläubig auf, seine Augen schimmerten feucht und waren erfüllt von tiefer Traurigkeit.

"Weil er seine Steuern einen Tag zu spät gezahl hatte. Einen verdammten Tag. Tja. Und daraufhin bin ich Patricks Ratschlag gefolgt und bin abgehauen und habe mich Felix angeschlossen, der mich halb verhungert am Straßenrand aufgegabelt hatte. Seitdem lebe ich wieder."

Er senkte den Kopf auf seine Arme, starrte den Boden an. Ich atmete erstmal tief durch, mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Mir hatte es die Geschichte über die Tränen in die Augen getrieben. Das war eine heftige Geschichte. Falls sie wahr war! Bei diesen Leuten wusste man ja nie. Wir beide verfielen in Schweigen. Ich wusch weiter Wäsche, Simon kritzelte mit einem Ast kleine Bildchen in den Sand zu seinen Füßen. Doch seine Geschichte wollte mir nicht mehr aus dem Kopf. 




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Hey Tach :D Oder sollte ich lieber Abend sagen?

Sorry das das Kapitel sehr spät kommt, aber Schule killt mich.

Fick dich Schule. Okay gut. Jetzt bin ich wieder happy :D

War das Kapitel für euch in Ordnung?

Bitte sagt mir was ich besser machen kann, was ihr euch noch für diese Geschichte im derzeitigen Handlungsverlauf wünscht! Was soll Basti erleben? Wie sollen sich Basti und Felix etwas näher kommen? Welche Charaktere wünscht ihr euch?

Schreibt alles was ihr wollt in die Kommentare! Danke. Ich freue mich wirklich über jeden einzelnen!

Man liest sich, haut rein, tschauuu

~Taluna~

Outlawed / RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt