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P.O.V. Sebastian

Das laute, regelmässige Hämmern gegen meine Tür, ließ mich augenblicklich aus meinem Schlaf auffahren. Langsam und verschlafen, und nebenbei ziemlich sauer auf den Depp an der Tür, krabbelte ich aus meinem Bett und warf mir einen dünnen, grünen Wollpullover über, um endlich dem nervigen Gast die Tür zu öffnen. Der Pullover kratzte etwas, als ich die Tür öffnete und überrascht die Augen aufriss.

Vor der Tür stand niemand anderes, als Felix höchst persönlich. Er trug seinen Langbogen geschultert, an seiner Hüfte glänzte ein prachtvolles Schwert. Eigentlich hatte ich Simon erwartet, der mich zum Waschen abholt, aber das hier war eine, überraschend angenehme Abwechslung.

"Was willst du?", fragte ich ihn ziemlich direkt, ohne weitere Begrüßung und lehnte mich an den Türrahmen an, meine Augen starrten ihn aus kleinen Schlitzen an. Felix hingegen lächelte nur kühl und antwortete: "Du kommst heute mit nach Rabenstein! Ob du willst oder nicht."

Mein Kopf brauchte einige Sekunden um die Nachricht zu verarbeiten, so dass ich ziemlich dämlich dreinguckend da stand und Felix anstarrte. Rabenstein, bei uns eher bekannt als das Dorf der Ausgesetzten. Alles in mir weigerte sich dagegen, diesen Abschaum zu besuchen. Das war unter meiner Würde! Und vorallem durften mich die Bewohner nicht als Gefangenen der Geächteten sehen!

"Ich weis was du jetzt sagen willst. Das das alles doch gar nicht möglich ist und das du dich dagegen weigerst, aber.." Felix holte tief Luft und schaute mich eindringlich an. Seine braunen Augen schauten mich ernst an. "Aber sie es als so etwas wie ein Friedensangebot." Ich spürte, wie es ihm sichtlich schwer fiel die Worte über die Lippen zu bringen, sein Blick wich von mir ab. "Du hast die letzten Wochen gut gearbeitet, als Zeichen des Entgegenkommens nehme ich dich heute mal mit aus dem Lager."

Etwas regte sich in mir, tief in mir, so tief das ich gar nicht wusste, das ich so etwas fühlen konnte. Mir wurde ganz warm, mein Herz schlug willkürlich schneller. Das.. Das war sehr freundlich von Felix.. Etwas überrumpelt stand ich nun in der Tür zu meiner Hütte und wusste nicht was ich sagen sollte. Mein inneres war zwiegespalten. Die eine Hälfte schrie danach, endlich mal rauszukommen aus diesem elendigen Lager, die andere Hälfte brüllte mich an, dass das unter meine Würde war.  Unschlüssig biss ich mir auf die Unterlippe, starrte gedankenverloren den Boden an. Nun spürte ich Felix Blick wieder auf mir, ich bekam Gänsehaut. Denn dieses mal war es kein abwertender Blick, nein.. Der Blick war warm, das spürte ich irgendwie in mir.

"Sebastian. Du hast dich stark verändert in den letzten Wochen.", unterbrach Felix meinen Gedankenstrudel. "Nehm das Angebot doch einfach mal an.", bittete er schon fast.

Felix hatte recht. Ich hatte mich sehr stark verändert. Erst jetzt wurde mir klar, wie gigantisch die Ausmasse waren. Die Küchenarbeit machte mir tatsächlich so etwas wie Spaß, zumindest fand ich es interresant die verschiedenen Geschichten der Leute zu hören. Von alten Bettlern, bis reichen Kaufmännern waren hier alle vertreten. Doch hier waren sie gleich.. Allesamt. Das war das was mich faszinierte. Doch was mich am allermeisten schockte, war die Tatsache, dass die Leute hier mich, den meist gehassteten Prinzen aus dem Land, als normal ansehen. Okay bis auf Felix, der hasst mich wahrscheinlich immer noch. Verzweifelt versuchte ich die tauend Gedanken zu ordnen. Sehr langsam nickte ich letztenendlich und Felix lächelte zufrieden. "Gut mach dich fertig, ich komm gleich wieder mit einem Pferd für dich." Dann drehte er sich um und ging davon.

Ich ging einen Schritt zurück, schloss leise die Tür und ließ mich an ihr runter gleiten, um alles sacken zu lassen. Rabenstein. Ein Dorf, dass so nah an dem Schloss meines Vaters liegt? Vertrauten die Geächteten mir tatsächlich so sehr? Oder war das nur ein Trick? Sofort wurde ich erneut misstrauisch und war wieder kurz davor, die Tür aufzureissen und Felix hinterherzubrüllen, dass ich niemals mitgehen würde, als ich mich an das warme, erleichterte Lächeln von Felix, während meiner Zusage erinnerte. Er war glücklich darüber, zumindest hatte er mir das so gezeigt. Langsam ließ ich die Hand von der Klinke herab sinken und starrte die Tür an. Sie vertrauten mir alle. Und das war das Problem. Selbst ich habe, auch wenn es schwer zu glauben ist, ein Herz. Nicht sehr offen für alles, aber es war da. Und eben dieses Herz weigerte sich in mir, den Plan zu akzeptieren, die Geächteten zu verraten und zu fliehen. Ich konnte es einfach nicht. Szenen gingen mir durch den Kopf, wie Simon mir ganz genau erklärt hatte, wie man den einen Fischeintopf macht. Wie man die Wäsche so wäscht, dass auch Blutflecken rausgehen. Die vielen Geschichten der Leute.. Ich konnte nicht weg. Mein Herz weigerte sich.



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Okay. Erstmal sorry, dass das Kapitel erst heute kommt, aber gestern ist bei uns das Internet ausgefallen, weil durch den Scheiß Sturm einer der Sendemasten verreckt ist. SO NE KACKE:

So. Ich hoffe das Kapitel ist trotzdem okay XD

Schönen Abend noch :3

~Taluna~

Outlawed / RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt