Wenn ich das Geld nicht bräuchte, hätte ich Hektor schon lange mal gesagt, was ich von ihm und seiner stinkigen, pöbelnden, sexistischen Kundschaft halte aber da meine Mutter mir einen Berg Schulden hinterlassen hatte, kam ich im Moment auf keinen Grünen Zweig und war schon sehr froh, dass Romy mich aufnahm.
"Elsa, an was denkst du?", fragte mich Valja und stützte ihr Gesicht auf ihre Hände, sie saß auf dem aus gesessenen Barhocker und stützte die Ellenbogen auf die, von verschütteten Getränken klebende, Barfläche.
"Daran den Laden nieder zu brennen.", murmelte ich und trocknete weiter Gläser ab. Hektor hatte sich wieder in die Küche verzogen und, trotz Mittagszeit, war der Laden leer.
"Das Geschäft läuft am Abend eh am Besten, wenn die Männer von ihrer ehrlichen Arbeit kommen, ihrer Frau entfliehen, Bier trinken und Karten spielen wollen.", sagte Hektor immer, wenn ich ihm dies unter die Nase rieb. "Und jetzt Klappe, Eispüppchen, sonst kannst du dir einen anderen Job suchen." Gott, die Stimme in meinem Kopf konnte meinen Chef eindeutig zu gut nachmachen.
"Hm, das ist schon wieder so passiv aggressiv. Denk doch mal an etwas Blumiges.", meinte sie und hatte wie immer diesen verschleiert, verträumten Blick. "Angst und Wut können sich leicht gegen uns wenden."
"Aus welchem Film hast du das schon wieder?", antwortete ich spöttisch.
"Aus welchem hast du deinen Namen?", war ja klar. Egal wie viele Jahre vergingen, Valja würde nie aufhören 'Frozen' zu lieben. Tatsächlich läutete die Türglocke mal. Als die Gäste eintraten, erkannte ich sofort den Stammtisch. Ein genervtes Seufzen entkam meinen Lippen. "Ist schon gut, ich übernehme sie heute..." Ich blickte zu Valja und wollte sie gerade knuddeln. "...aber nur wenn du meine Spül-Schicht heute Abend übernimmst."
"Das klingt nach einem fairen Deal.", erwiderte ich nickend. Die Blondine lief zu den Tisch, lächelte lieb, wie sie es immer tat und nahm die Bestellungen auf. Als sie gerade gehen wollte, gab ihr einer der widerlichen Kerle einen Klaps auf den Hintern. Ich wäre vermutlich komplett ausgeflippt, doch Valja war die Ruhe selbst, ließ sich nichts anmerken, ging einfach weiter. Sie verschwand in der Küche.
"Hey Yana!", rief einer der Männer, mit dunklem Haar, Bierplauze und ungepflegtem Bart.
"Yara.", knurrte ich.
"Wie auch immer.", wank er ab. Er stützte sich mit dem Arm auf der Rückenlehne ab und musterte mich lüstern. "Sag mal, ich bin mir sicher, dass ich dich letztens ein paar Straßen weiter gesehen habe."
"Echt? Dich kann man kaufen? Wenn ich das mal eher gewusst hätte. Deine kleine Freundin auch?", grölte ein Anderer aus der Runde. Ich schloss die Hand zur Faust, sodass sich meine Fingernägel in meine Haut bohrten.
"Na, knappe Kleidung ist die ja gewöhnt. Rennen in einem Hauch von nichts rum, diese Eisweiber.", grinste der Nächste dreckig. Klar, dass der auf andere Dinge als die Figuren und Sprünge achtet.
"Also Kleine, was muss ich zahlen um dir zu zeigen, wie es ein richtiger Mann macht?", rief der erste wieder. Da knallte mir eine Sicherung raus, das Fass war nun einfach mal voll. Ich griff die Vodkaflasche von der Bar, holte aus und warf. Die Glasflasche zerschellte an der Wand hinter dem Männertisch, der Alkohol blieb an der Wand kleben oder traf, platschend, die Männer und den Boden. Die Glasscherben schlugen leise klirrend auf. Kurz herrschte eine erschrockene und angespannte Stille, ich konnte selbst ja nicht glauben, was ich gerade getan hatte. Dann sprang der erste Mann auf, mit wenigen Schritten hatte er den kleinen Schänkenraum durchquert, war hinter der Bar und packte mich an den Haaren. "BIST DU TOTAL BESCHEUERT, DU BLÖDES FLITTCHEN?!" Ich verzog das Gesicht, weil er stank, weil er schrie und weil sein Griff schmerzte. "DAS HAST DU DIR DABEI GEDACHT, HM?!" Ich antworte nicht, was ihn nur dazu brachte die Haare fester zu packen. Mit Gewalt zog er meinen Kopf nach hinten, sodass ich auf sehen musste. "BIST DU DIR ZU FEIN MIT MIR ZU REDEN, ODER WAS?!" Er ging mir auf den Keks. Ich hätte ihn gern getreten, aber ich durfte meinen festen Stand nicht riskieren. Er überragte mich eh schon. Ich tat etwas Dummes, etwas sehr Dummes aber ich war wütend und fühlte mich erniedrigt. Ich musste mich verteidigen, also spuckte ich ihm ins Gesicht. Wieder die angespannte Stille. "Das wirst du bereuen, Schlampe." Er war plötzlich beängstigend ruhig und dann traf mich ein harter Schlag in den Magen, dass mir die Luft weg blieb. Er wollte erneut zuschlagen, kam so weit aber gar nicht.
"Lass das Mädchen los, Pavel!", Hektor war eingeschritten. Pavel, so hieß das Ekel wohl, starrte mich nur wütend an, eh er nochmal an meinen Haaren zog und mich dann angeekelt von sich stieß. Ich taumelte kurz und stützte mich an der Bar ab. Hinter Hektor stand Valja und sah mich besorgt an. "Yara..." Schmerzverzerrt sah ich auf. "...raus. Verschwinde. Sofort."
"Hektor, ich...", stotterte ich.
"Ich sagte raus!", brüllte er mich an. "Und komm bloß nicht wieder, du bist gefeuert!" Zitternd richtete ich mich auf, dann straffte ich die Schultern.
"Bastard.", knurrte ich, schob mich an ihm und Stinke-Pavel vorbei und verließ die stickige Kneipe. Im Gehen hatte ich noch Jacke und Tasche gegriffen. Während ich lief wurde mir klar, wie beschissen meine Situation war. Wenn ich nicht schnell einen neuen Job fand, steckte ich echt in Schwierigkeiten.
Meine Kopfhaut war taub und mein Magen verkrampfte sich immer wieder. Am liebsten hätte ich mich einfach übergeben und mich dann in einer Ecke zusammen gerollt. Während des Weges verfluchte ich Pavel und seine Säufer-Crew und mir tat Valja leid, die jetzt mit diesen Idioten ganz allein war.
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Broken Queen // Yuri on Ice FanFiction
FanfictionYara lebte für das Eis, bis ein Tag alles veränderte. Sie fiel und stand nicht mehr auf. Sie versuchte danach sich in ein normales Leben einzugewöhnen und es gelang ihr auch mehr oder weniger, bis sie eines Tages gefeuert wird. Arbeitslos und mit ei...