5.

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Hinter dem jungen Mann folgte ein deutlich Älterer mit grauen Haaren und einer Halbglatze.
"Yuri!", schmetterte er streng und der weißblonde Mann wirbelte herum.
"Was?! Ich denke mein Standpunkt ist klar!", antwortete er laut aber immerhin brüllte er nicht mehr.
"Du...", wollte der Mann ansetzten, wurde aber von einer fröhlichen Stimme unterbrochen.
"Yakov.", meine Tante grinste breit und lief auf den Mann zu.
"Romy.", seine Züge entspannten sich etwas, was sich änderte, als er mich sah. "Yara." Ich nickte bloß zur Antwort. Die gesagt, Yakov war nicht wirklich mein Fan.
"Warum brüllst du die Halle zusammen?", fragte meine Tante übertrieben nett nach.
"Der Bengel sperrt sich gegen alle meine Vorschläge.", meckerte er und sah zu dem Blonden.
"Deine Vorschläge sind Müll.", knurrte dieser.
"Meine Vorschläge bringen dich ins Finale.", ich blickte zwischen den Beiden hin und her.
"Willst du uns den entzückenden jungen Mann nicht vorstellen?", lenkte Romy die Aufmerksamkeit auf sich.
"Das ist Yuri Plisetsky.", stellte er uns den mies gelaunten jungen Mann vor. Ich schenkte ihm nun etwas mehr Aufmerksamkeit. Er hatte den Blick genervt abgewandt, war etwas größer als ich, das hellblonde Haar überschritt die Kinnlänge etwas und fielen ihm in die Augen. Er trug einen Hoodie und darüber eine Lederjacke.
"Sag bloß, der Junge, der mit fünfzehn und in seiner ersten Saison das Grand-Prix-Finale gewonnen hat?" Yakov grummelte bloß zustimmend.
"Kann ich jetzt gehen, ich hab noch Besseres zu tun.", knurrte Yuri Plisetsky.
"Nein, wir sind noch nicht fertig.", erwiderte er sofort. Der Blonde grummelte und verschwand in der Umkleide. "Ich würde alles bezahlen, damit der Junge ein Mal nicht mein Problem ist."
"Es wird ja wohl möglich sein, ihm eine Choreografie aufzuquatschen.", warf ich ein und augenblicklich traf mich Yakovs vernichtender Blick.
"Yara...dich hatte ich bisher ignoriert.", grummelte er dann.
"Ich weiß, du hattest verhältnismäßig gute Laune.", gab ich zurück. Er schnaubte gereizt.
"Willst du mir sagen, du glaubst, dass du Yuri eine Choreografie erstellen könntest?", forderte er mich dann heraus. Eigentlich wollte ich ihn gerade sagen, dass es sein Job war und ich mit diesem Mist nichts zu tun hatte, da schaltete sich meine Tante ein.
"Ich finde, dass klingt nach einer tollen Idee.", sie lächelte breit.
"Von mir aus können wir wetten.", schnaubte Yakov. "Romy hat mir von deinen Schulden erzählt und wenn du es schaffst Choreografien mit Yuri zu erarbeiten, mit der er zufrieden ist und die ihn mindestens auf das Treppchen bringt, werde ich dir einen Job geben, der nichts mit dem Eis zu tun hat." Vermutlich war der Job 'Handtuchträger' aber Geld ist Geld. Außerdem war mein blöder Ehrgeiz geweckt.
"Was wenn ich verliere?", ich funkelte ihn herausfordernd an.
"Dann wirst du auf das Eis zurückkehren.", ich schluckte schwer. Das konnte nicht sein Ernst sein! "Du bist zwar nicht so gut wie Romy oder deine Mutter aber dein Talent sollte man nicht verschwenden."
"Das klingt fair.", meinte Romy. Ihre Augen leuchteten förmlich. Vermutlich war es ihr sogar lieber, wenn ich verlieren würde.
"Also Yara, was sagst du?", ich hatte irgendwie das Gefühl, nicht mehr zurück zu können. Es war ein Risiko aber wie schwer konnte es schon sein, mit diesen Yuri wenigstens auf den dritten Platz zu bringen.
"Okay, ich bin dabei.", nickte ich dann und mein Ehrgeiz wuchs.
"Yuri!", es dauerte nicht lange und die Tür flog wieder auf. Er hatte seine Haare hoch gebunden und er trug ein schwarzes Shirt, Hose, Handschuhe und seine Schlittschuhe über der Schulter. "Ich will dir Yara Lebedew vorstellen." Er musterte mich berechnend.
"Und?", fragte er dann seinen Trainer, dabei konnte man so eine unterbeschwellige Aggression heraus hören, als würde er jederzeit in die Luft gehen.
"Sie ist deine neue Trainerin.", es herrschte eine angespannte Stille und berechnenden Blicke von Yuri wanderten über Yakov und über mich.
"Das ist doch nicht dein scheiß Ernst?", brach es dann knurrend aus ihm heraus.
"Doch, das ist es.", erwiderte Yakov gefasst, aber bereit zu explodieren. Ich lehnte mich an die Bande und beobachtete die Situation.
"Ich steig aus.", fauchte Yuri und funkelte mich trotzig an.
"Mach dich nicht lächerlich.", seufzte ich letztlich und schob die Hände in die Westentaschen.
"Du hast mir gar nichts zu sagen.", antwortete er patzig. Ich verdrehte die Augen.
"Doch hab ich, ich bin nämlich jetzt dafür zuständig, dass dein Hintern am Ende der Saison auf dem Treppchen parkt.", antwortete ich kühl. Er benahm sich ein wenig wie ein, in die Ecke gedrängtes Tier. Verständlich, ihm wurde die Wette komplett aufgezwungen. "Wir treffen uns morgen um drei und du bringst eine Musikauswahl mit." Damit wandte ich mich ab und ließ ihn stehen, denn ich verlor das Interesse, mit ihm zu streiten. Er benahm sich wie ein trotziges Kind, schon vor der Wette war mir das aufgefallen. Er musste unbedingt seinen Kopf durchbekommen, sonst ging er an die Decke. Ich hatte mich nicht auf einen Job als Trainer eingelassen, sondern auf einen als Kindergärtnerin.
Erst als ich aus der Halle trat wurde mir etwas schlagartig klar. Egal was ich tat, ich musste auf das Eis zurück und sei es nur, um die Schrittfolge auszuprobieren. Ich konnte diesem blonden Baby keine Choreografie vorzeigen, die ich selbst nie gelaufen war.
"Yara!", ich wandte mich um und sah Valja auf mich zu kommen. "Deine Zöpfe sind verrutscht." Mir kam die Erkenntnis, dass ich im Moment eher wie ein Kleinkind durch die Gegend lief und fluchte leise. Warum konnten wir Yuri und Yakov nicht begegnen wenn ich gut aussah oder wenigstens nicht, wie eine fantasielose Vierjährige? Frustriert zog ich die Kapuze des Pullovers tief ins Gesicht und stapfte, leise fluchend, in Richtung der Wohnung meiner Tante.

Broken Queen // Yuri on Ice FanFiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt